//„Bigotte Art der Berichterstattung“

„Bigotte Art der Berichterstattung“

In seiner aktuellen Ausgabe hat das medium magazin unter dem Titel „Mobil in der Pandemie“ namhafte Motorjournalisten gefragt, wie sich der Stillstand auf ihre Arbeit ausgewirkt hat. Einer der Befragten war Andreas Keßler, VdM Regionalleiter Berlin und Moderator von Radiosendungen wie „Die Sonntagsfahrer“ im rbb.

Wie beeinflussen die Pandemie und die Klimadebatte Ihre Berichterstattung und Ihr Rollenverständnis: Werden neue Themenaspekte wichtiger, muss sich Motorjournalismus verändern?

Schon in der „Prä-Corona“-Phase zeige sich ein deutlicher Trend vom Old-School-Motorjournalismus hin zum zeitgeistigen Mobilitätsjournalismus. Allerdings wohnte und wohnt diesem Trend ein Gefühl von „Gewollt, aber nicht gekonnt“ bei: In der veröffentlichten Aussage stimmt das zu 100 Prozent, nichtöffentlich bzw. privat dreht sich die Mobilitätsdiskussion immer noch weitgehend um das Automobil. Diese etwas bigotte Art der Berichterstattung zieht sich durch viele Redaktionen, die zusätzlich auch noch häufig in der „Correctness-Sackgasse“ feststecken. Aus Angst vor negativer Resonanz wird das Thema Auto eher negativ konnotiert, spezielle Auto- und Motorredaktionen kann fast kein Medium mehr vorweisen. Meldungen aus der Autowelt kommen inzwischen fast ausschließlich aus dem Wirtschaftsressort, in dem allerdings selten Mobilitätsspezialisten sitzen.

Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die Produktberichterstattung und wie halten Sie es da mit der Transparenz?

Die journalistische Herausforderung wird darin liegen, potenziell erfolgreiche Mobilitätsformate zu erkennen. Aktuell will die Politik das Auto durch Reglementierungen auf das Niveau der unattraktiven alternativen Mobilitätsformen herabziehen. Hier gilt es, für Transparenz und Klarstellung zu sorgen. Die Automobilindustrie versucht halbherzig, mit E-Autos den Staus quo (das betrifft auch die Pressearbeit!) zu erhalten. Für mich persönlich ändert sich nichts, weil im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Produktpräsentationen kaum vorkommen und Alternativen zum eigenen Auto seit Langem kommuniziert werden. In Zukunft könnte das anders werden, weil sich bei den alternativen Mobilitätsformen nur sehr langsam Änderungen einstellen, der Mobilitätsbedarf aber sehr dynamisch ist. Das Auto hat sich in der Corona-Zeit bewährt und dürfte uns noch lange erhalten bleiben.

Was neben Andreas Keßler die Journalistinnen und Journalisten Frank-Holger Appel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Susanne Hofbauer (Autorevue), Birgit Priemer (auto, motor und sport) sowie Herbie Schmidt (Neue Zürcher Zeitung) gesagt haben lesen Sie im aktuellen medium magazin. Hier ein Link zum Magazin: medium magazin