//Mehr Sicherheit auf der Nürburgring-Nordschleife

Mehr Sicherheit auf der Nürburgring-Nordschleife

Motorsport ist gefährlich, dass wissen die aktiven Rennfahrer und auch die Zuschauer. Doch am Nürburgring, auf der legendären Nordschleife, sind auch die Hobbyrennfahrer gefährdet, die mal eine schnelle Runde auf der berühmten Rennstrecke in der Eifel drehen. Sie kommen aus aller Welt und fahren mit ihrem Pkw oder auch einem Sportwagen, manchmal auch mit einem Motorrad eine oder mehrere Runden. Und hier kommt es des Öfteren auch zu Unfällen – mit Verletzten und sogar Toten.

Für die Nürburgring GmbH als Betreiber der Rennstrecke sind die sogenannten Touristenfahrten eine willkommene Einnahmequelle, denn immerhin kostet eine Runde über 30 Euro.

Dauerte es bisher oftmals sehr lange, bis Unfallhilfe vor Ort war, so ist das nunmehr anders: Die Nürburgring GmbH hat über 11 Millionen Euro investiert, um die Sicherheit auf der Nordschleife zu erhöhen und 100 Kameras, 42 LED-Warntafeln sowie eine zentrale Überwachung installiert.

 Nur noch wenige Sekunden

Auf den 21 Kilometern der „Grünen Hölle“ vergehen ab sofort nur noch wenige Sekunden vom Zwischenfall bis zur Warnung und der Aktivierung einer Rettungskette. Wertvolle Zeit, die Leben retten kann. Die Mitarbeiter der Streckensicherung haben über die Kameras das Geschehen jederzeit im Blick und können nun auch per Knopfdruck auf die neu installierten LED-Panels (Warntafeln) zugreifen.

Beim Erkennen einer Gefahr werden Warnsignale angezeigt, hier am Streckenabschnitt Karussell, Foto: Nürburgring

Die gut sichtbaren 100 x 80 Zentimeter Warntafeln kommen zunächst bei Touristenfahrten sowie gewerblichen Nutzungen, wie etwa Trackdays oder Industrie-Testfahrten, zum Einsatz. Sie warnen nahezu in Echtzeit nachfolgende Fahrer – und das bereits hunderte Meter bevor diese die Gefahrenstelle erreichen. So sollen insbesondere Folgeunfälle, wie zum Beispiel das Auffahren auf ein stehendes Fahrzeug, vermieden werden.

Sicherheitszentrale an der Nordschleife hat den Überblick

Das frühzeitige Erkennen von Gefahren, die Rettung und Versorgung von Personen und die Warnung des nachfolgenden Verkehrs – all dies wird zentral gesteuert aus einer neuen Sicherheitszentrale an der Nordschleifen-Zufahrt, dort wo die Touristenfahrten beginnen. Bis zu drei Mitarbeiter beobachten hier die Bildschirme – bereits unterstützt von künstlicher Intelligenz (KI).

Mit dem Start der Digitalisierung der Nordschleife vor drei Jahren hatte sich die Nürburgring GmbH große Ziele für die Sicherheit auf der legendären Rennstrecke gesetzt. Nach ersten Tests auf einem Teilabschnitt der Strecke fiel schnell die Entscheidung, das System flächendeckend umzusetzen. Insgesamt 11 Millionen Euro ließ sich die Betreibergesellschaft des Nürburgrings seitdem die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahme für alle Aktiven auf der Strecke kosten. Investiert wurde in Kameratechnik, LED-Warntafeln, den Ausbau einer digitalen Infrastruktur mit Glasfaserkabeln und Stromversorgung.

Keine Statistik

Eine Statistik, wie viele Runden pro Jahr gefahren werden, gibt es nicht (das ist wohl auch eine Art Geschäftsgeheimnis?) – auch nicht über Unfälle. Der Pressesprecher der Nürburgring GmbH Gerhard Alexander schreibt dazu: „Unfälle führen wir nicht getrennt nach Fahrzeugen auf. Hier übernimmt die Polizei (PI Adenau) die generelle Kommunikation über ihre jährliche Unfallstatistik. Ich kann Ihnen mitteilen, dass wir in 2023 keinen tödlichen Zwischenfall hatten. Alle 11.000 gefahrenen Kilometer, oder in Runden – rund alle 530 Runden haben wir einen Zwischenfall, der aber nicht zwingend zu einer Streckensperrung führt, sondern je nach Gefahrensituation von der kurzfristigen Absicherung bis zur Sperrung reicht.

Touristen beobachten hier am Streckenabschnitt ‚Brünnchen‘ die Touristenfahrten auf der Nordschleife, Foto: privat

Wie alle anderen Teilnehmer der Touristenfahrten, müssen sich die Motorradfahrer an die Regeln der Straßenverkehrsordnung halten. Da diese auch für eine gemeinsame Teilnahme von allen Verkehrsteilnehmern im öffentlichen Straßenverkehr ausgelegt ist, wenden wir diese auch gleichermaßen für Autos und Motorräder an. Lediglich, wenn absehbar ist, dass es eine potenziell höhere Sturzgefahr oder Gefahr für Motorräder gibt, bleibt die Strecke temporär oder zu bestimmten Terminen für Motorräder gesperrt. Zum Beispiel bei potenziell rutschigen Streckenbedingungen.“

„Diese Digitalisierung ist eine der umfassendsten Baumaßnahmen in der bald 100-jährigen Historie unserer Rennstrecke“, so Nürburgring-Geschäftsführer Ingo Böder. „Es ist ein gutes Gefühl, die Strecke mit dieser Maßnahme in die Zukunft zu führen.“

Klaus Ridder
Titelfoto: 100 Kameras sind an der Nordschleife installiert und werden im Kontrollraum an der Einfahrt zum Ring überwacht (Foto: Nürburgring)