//Autos, die man lieben muss: 51. Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring

Autos, die man lieben muss: 51. Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring

Morgens um 8.00 Uhr Stille auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings: Nur ein Hauptstreckenposten war besetzt, und der bekannte Touristenfahrtenfotograf Rolf Bierlein war schon mit seiner Canon-Kamera im Anschlag am Ausgang des Streckenabschnitts „Schwalbenschwanz“, auch kleines Karussell genannt, weil hier die Rennwagen in der Linkskurve eine kleine Steilwand durchfahren. Von weitem waren Motorengeräusche zu hören und dann fuhren die ersten Autos durch das kleine Karussell.

Es waren überwiegend touristische Fahrzeuge im Rahmen von Leserfahrten der Automobilzeitschrift Motor Klassik – doch dann kam Freude auf, ein Mercedes S aus dem Jahre 1927, mit dem einst Rudolf Caracciola das Eröffnungsrennen 1927 gewonnen hatte, raste in schneller Fahrt durch die kleine Steilkurve. Am Steuer Markus Kern, dessen Vater Peterheinz Kern aus Neuwied den seltenen Rennwagen heute besitzt.

Weitere Mercedes Boliden durchrasten den Streckenabschnitt Schwalbenschwanz, darunter auch der fast 87jährige Karl Christ mit einem Mercedes SSK 7,2 Liter und knallroten Kotflügeln aus dem Jahre 1929. Und dann der Höhepunkt: Ein roter American La France (Baujahr 1923; 14,5 Liter Hubraum) vollbesetzt mit vier winkenden Personen. Der Fahrer Dennis Kurz leistete Schwerstarbeit, ein solches Rennungetüm ohne Lenkhilfe um die Nordschleife zu bewegen.

Touristenfotograf

Die Nordschleife des Nürburgrings ist dort, wo es Zuschauerplätze gibt, mit einem fünf Meter hohen FIA-Sicherheitszaun umgeben. Für Fotografen gibt es „Löcher“ durch die man die Kamera halten und Fotos machen kann. Bis zu drei Fotografen können sich ein Loch teilen. Ich teile mir ein Fotoloch mit einem Fotografen, der fortlaufend jedes Auto fotografiert.

Ich komme ins Gespräch mit  Rolf Bierlein aus Bendorf am Rhein. Er fotografiert an über 200 Tagen im Jahr im Auftrage seiner Frau Ulrike, die eine Firma für Nürburgringfotos betreibt und über die Agentur Racetracker (www.racetracker.de) vermarktet.  Beide fotografieren überwiegend Touristenautos, die für über 30 Euro (je nach Wochentag) um die legendäre Nordschleife fahren. Daneben sind sie auch für Rennteams wie Manthey Racing und andere tätig. Touristenfotos professionell machen zu dürfen und zu vermarkten, dafür hat er von der Nürburgring GmbH eine besondere Lizenz und auch eine Fotografenweste. An den Bildern, die ab 14,99 Euro über das Portal www.racetracker.de verkauft werden, verdient auch die Nürburgring GmbH.

Raritäten im Fahrerlager

Wer vom historischen Fahrerlager des Nürburgrings den Weg zum modernen Teil des Fahrerlagers geht, der macht gleich mehrfach eine Zeitreise. Nicht nur, dass der Besucher vom allerersten (und weltweit ältesten heute erhaltenen Fahrerlager) hin zum hochmodernen Fahrerlager des Grand-Prix-Kurses schreitet. Im Tunnel unter der Rennstrecke findet sich ein Zeitstrahl der Nürburgring-Geschichte und gleich am Ausgang eine Tafel mit den Siegern der größten Rennen am Ring. Angefangen von Rudolf Caracciola bis zu den Helden unserer Zeit sind hier die jeweils schnellsten Piloten ihrer Epochen verewigt. Mitte der 1920er beginnt dieser Zeitstrahl – und die Siegerliste führt bis zu den großen Rennen des neuen Jahrtausends. Das ist genau die richtige Einstimmung auf das, was Gäste, Aktive und auch Organisatoren an diesem Wochenende erwartete: eine rasante Reise quer durch die Historie des Motorsports.

Und gleich am Eingang des alten Fahrerlagers treffe ich zwei Senioren, die auch schon seit Jahrzehnten historischen Motorsport betreiben: Ulli Sauer (82) aus Iserlohn fährt einen BMW 328, das legendäre Auto, mit dem einst Huschke von Hanstein 1939 die letzte Mille Miglia gewann und das dann Grundlage für die Veritas-Rennwagen der Nachkriegszeit wurde. Dabei ist auch Karl Christ (fast 87) aus dem Landkreis Vogelsberg, den ich vormittags schon auf der Nordschleife erlebt hatte. Er sammelt edle historische Autos, die er auf seinem Anwesen, eine ehemalige Mühle aus dem Jahre 1596, beherbergt. Rennfahrer aus Leidenschaft, das funktioniert auch im hohen Alter.

Aufregende Rennen

Bei den zahlreichen Rennen, je nach Alter und Typ der Rennwagen, ging es richtig zur Sache und manchmal ging auch das wertvolle Auto zu Bruch. Es waren ehemalige Profis wie Kurt Thiim (DK), Kris Nissen (DK), Roland Asch (D) und Olaf Manthey am Start, auch der 81jährige ehemalige Formel 1-Fahrer Arturo Mercario war dabei. Aber es starten auch Amateure, die die teuren Autos erworben haben und durchaus rennmäßig bewegten – manchmal zu schnell, so dass sie neben der Strecke landeten – mit oder ohne Schaden am Auto.

Bleibt noch zu erwähnen, dass zweimal der sogenannte Le Mans-Start zelebriert wurde. Die Rennwagen wurden auf der Seite der Boxengasse in Fahrtrichtung aufgestellt. Die Rennfahrer liefen von der gegenüberliegenden Seite nach dem Fallen der Startflagge los, starteten die Autos und fuhren in Richtung Mercedes-Tribüne davon. Das war aber nur eine ‚Show‘, weil man ja praktisch keine Zeit zum Anschnallen hatte. Nach dem Start fuhr man langsam eine Runde, um sich danach anzuschnallen und „richtig“ zu starten. Hat Spaß gemacht, sich das besondere Spektakel anzusehen.

Resümee

Der mittlerweile 51. Oldtimer Grand Prix war super – mal kein Eifelwetter mit Regen. Über 50.000 Besucher waren zufrieden.

Text und Fotos Klaus Ridder