Es herrschte großer Andrang im Hamburger PROTOTYP Museum, als Anfang März der älteste in Deutschland produzierte Porsche 356 mitsamt eines Buches vorgestellt wurde, in dem die aufwendige Restauration des Urvaters des 911ers dokumentiert wurde. So war die präsentierte Sportwagen-Ikone aus purem Zufall bei einer Nachlassabwicklung als „Schrotthaufen“ entdeckt worden und konnte in 10-jähriger aufwändiger Restaurationsarbeit – auch in der eigenwilligen roten Farbe wie vor 75 Jahren – wieder zum Leben erweckt werden.
Der Reihe nach: Mitten im schönen Kärnten, in Gmünd, arbeitete Prof. Dr. Ing. h.c. Ferdinand Porsche kriegsbedingt in der Zeit von 1944 bis 1950 mit Unterbrechungen in französischer Kriegsgefangenschaft. Hier tüftelte und werkelte auch sein Sohn Ferry in den frühen Nachkriegsjahren an einem Sportwagen auf Basis des VW Käfers. Und das Ergebnis ließ sich sehen, denn Ferry hob 1948 den ersten Sportwagen mit dem Namen Porsche aus der Taufe: den berühmten Porsche 356 Alu mit kompletter Aluminium-Karosserie in einer Kleinserie von 51 Stück. Es war der Anfang eines riesigen Welterfolges. Im Jahr 1950 zog Porsche erneut nach Stuttgart-Zuffenhausen, wo das Unternehmen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ansässig war. Gmünd blieb seinem berühmten ehemaligen Einwohner durch das 1982 gegründete private Museum der Familie Pfeifhofer jedoch bis heute verbunden.
Porsche Sportwagen 356/1
Noch während Vater Ferdinand in französischer Haft saß, konstruierte sein Sohn Ferry den ersten Porsche Sportwagen auf Basis des VW Käfers mit Mittelmotor und Gitterrohrrahmen. Der Porsche Prototyp hatte bereits das Porsche Design: Es war ein Cabriolet mit VW Motor und 35 PS, Spitzenleistung 135 km/h. Die Erstzulassung durch die Landesbaudirektion Kärnten erfolgte am 8. Juni 1948. Es war ein Leichtgewicht mit 585 kg Gewicht. Man erinnere sich an das berühmte Bild, auf dem sich Vater und Sohn Porsche zusammen mit Mitarbeiter Karl Rabe, enger Vertrauter von Ferdinand Porsche und Chefingenieur zahlreicher Porsche Projekte, das Auto anschauen. Der Gitterrohrrahmen des 356 war sehr aufwendig zu fertigen. Daher wurde der Entschluss gefasst, einen Blechkastenrahmen zu nehmen und den „VW Motor“ nach hinten ins Heck zu verlagern. Der Motor wurde auf 40 PS hochfrisiert. Es waren sogar zwei Notsitze hinter Fahrer und Beifahrer möglich. Der neue 356/2 wog 100 kg mehr und fand große Beachtung auf dem Genfer Auto-Salon 1949. Die Serie wurde quasi in Handarbeit gefertigt. In einem Monat entstanden fünf Exemplare. Angestellt waren etwa 30 Mitarbeiter. Bis zum Umzug nach Stuttgart 1950 wurden in Gmünd 51 Exemplare, davon 42 Coupe und 8 Cabrios, gefertigt. Der eigentliche Beginn der Ära von Porsche, der eine der führenden Sport- und Rennwagenhersteller weltweit werden sollten, war dann in Stuttgart.
Ein Sensationsfund: Der Porsche 356 mit der Fahrgestellnummer 5006
In Stuttgart erblickte auch der Porsche 356 mit der Fahrgestellnummer 5006 die Welt. Dieser erste deutsche Porsche – und hier schließt sich der Kreis – wurde im Hamburger PROTOTYP Museum Anfang März nun der Öffentlichkeit präsentiert. Anlässlich der Präsentation des seltenen Autos und des dazugehörigen Buchs „Porsche 356 Nr. 5006 lebt“ im Rahmen einer Pressekonferenz waren mit von der Partie Oliver Schmidt, Thomas König und Simon Braker vom Automuseum PROTOTYP Hamburg, Frank Jung, Leiter Unternehmensarchiv und Sammlungen Porsche AG sowie Thomas Ammann, Journalist, Autor und Co-Chefredakteur des Christophorus Magazins. Der Wagen galt bisher als verschollen, wie auch seine Vorgänger mit den Fahrgestellnummern 5001 bis 5005. Doch den beiden Gründern des PROTOTYP Museums, Oliver Schmidt und Thomas König, wurde 2013 der bisher nicht bekannte Porsche angeboten. Abgedeckt mit Planen und im Freien abgestellt, waren die eingeschlagene Fahrgestellnummer und ein Typenschild gleichwohl erkennbar. Das Auto war zwar trotz Außenlagerung in einem „nicht ganz schlechten Zustand“. Dennoch: Seine Entdeckung war eine Sensation. Dabei stellte sich des Weiteren heraus, dass es sich beim Anbieter des seltenen Exponats lediglich um einen Haushaltsauflöser handelte. Doch den Besitzer, einen Oldtimer-Sammler, gab es auch noch.Schmidt und König erwarben das seltene Stück und ließen es durch die Firma Nostalgicar in jahrelanger Arbeit restaurieren. Die Karosserie wurde bei der Restaurierung so original wie möglich erhalten, so auch die Farbe „rot“. Thomas König und Oliver Schmidt vom Hamburger Automuseum PROTOTYP sammeln seit Jahren seltene Porsche und haben etliche hörenswerte Storys auf Lager. Die Wiederentdeckung des rotglänzenden Porsche 356 Coupé gehört aber definitiv zu den erstaunlichsten Funden ihrer Karriere. Daher: Auf nach Hamburg, um das seltene Exemplar mal anschauen – da kommt Freude auf.
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Präsentation des Buchs „Porsche 356 Nr. 5006 lebt“
In diesem Buch erzählen mit Thomas Ammann und Frank Jung zwei ausgewiesene Markenkenner die unglaubliche Geschichte einer Wiederauferstehung. Ihr Bericht wird ergänzt um zahlreiche Dokumente aus dem Archiv und sämtliche Schritte der achtjährigen Porsche Restaurierung.
Mehr Infos zum Buch (Auszug aus dem Referat von Thomas Amann):
„Fast sechs Jahrzehnte galt er als verschollen, nun erstrahlt er in neuem Glanz: der Porsche 356 mit der Fahrgestellnummer 5006, einer der ersten sieben Porsche Sportwagen aus Stuttgarter Produktion.
Ein mysteriöses Telefonat führt Thomas König und Oliver Schmidt 2013 in einen überwucherten Garten in der Nähe von Bremen. Der Anrufer behauptet, dort stünde „der älteste Porsche“. Recherchen ergeben, dass hier tatsächlich nicht nur irgendein alter Porsche ruht. In einer spektakulären Rettungsaktion heben die beiden den automobilen Schatz und versetzen den Oldtimer in akribischer Kleinarbeit wieder in den Zustand, in dem er 1950 die Zuffenhausener Werkshallen verließ.
Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis;
– Die Wiederentdeckung und Instandsetzung des ältesten erhaltenen Porsche
– In 2500 Arbeitsstunden vom Wrack zur lebenden Autolegende
– Hintergründe und umfachreiches Archivmaterial zu einem der ältesten Porsche Modelle
– Interviews mit Thomas König und Oliver Schmidt geben Einblicke aus erster Hand
Ein hervorragendes Geschenk für Oldtimerfans und Porsche Enthusiasten:
Das Buch „Die Wiederentdeckung und Instandsetzung des ältesten erhaltenen Porsche“.
Es kostet 50 € und ist im Verlag Delius und Klasing erschienen.
Abb.5
Autor: Klaus Ridder; Abbildungen 1 (Aufmacher) und 5 Klaus Ridder; Abbildungen 2,3,4,5 Archiv Prototyp Museum
Abb. 1 (Aufmacher) Wurde Anfang März der Öffentlichkeit im Prototyp Museum vorgestellt: Der Ur Porsche 356 mit der Fahrgestellnummer 5006.
Abb. 2 Großartiger Scheunenfund: Nach vielen Jahren unter eine Planer gab es doch „Zerfallserscheinungen“.
Abb. 3 Sie ist erkennbar; Die Fahrgestellnummer 5006 unterhalb der Schraube.
Abb. 4 Mit einem Kran gerettet; Der Porsche 356 war so gut versteckt, dass er mit einem Kran gerettet werden musste,
Abb 5 Signierte auf Wunsch: Autor Thomas Ammann mit seinem Buch über den Wiederaufbau des älttesten deutschen Porsche 356.