Erneut öffneten sich am 27. Februar die Tore der Stuttgarter Messehallen zu einer neuen Ausgabe der Retro Classics, der traditionellen Show rund um die Fahrkultur früherer Zeiten. Die insgesamt 77.000 Besucher bescherten der am 2. März zu Ende gegangenen Retro Classica einen starken Zustrom.
Beim Gang durch die insgesamt sieben Hallen des Stuttgarter Messegeländes mit historischen, aber zum Teil auch neuen Automobilen konnte es durchaus sein, dass man nicht nur auf Freunde und Bekannte traf, die ebenfalls für die automobile Vergangenheit brennen, sondern auch dem einen oder anderen Promi aus der motorisierten Szene begegnete.
Halle 1: Herzschlag-Booster
Allein die Halle 1 war es durchaus wert, sich einen ganzen Tag lang darin aufzuhalten, um sich mit automobilem Herzblut den Exponaten zu widmen. Unter anderem präsentierte sich die Porsche AG aus Zuffenhausen mit einem Potpourri an fahrbaren Schätzchen aus der Porsche Historie. Angefangen vom Ur-Elfer in Form des ‚911 Targa 4S‘ über den Porsche ‚Carrera GT‘ Typ 980 bis hin zum Porsche 959, einem Supersportwagen. Letzterer galt bei seiner erstmaligen Auslieferung im Jahre 1986 nicht nur als schnellstes Serienfahrzeug der Welt mit einer Straßenzulassung, sondern auch lange Zeit als Technologieträger und ‚State of the Art‘ des modernen Automobilbaus. Mit dem 959 führte Porsche einige technische Neuerungen ein. Darunter die sogenannte Registeraufladung als spezielle Technik zur Leistungssteigerung von Turbomotoren und ein elektronisch gesteuerter variabler Allradantrieb. Das Highlight aller Exponate war der ‚LMP 2000‘ Sportwagen, den der Brite Allan McNish und der 2001 verstorbene Franzose Bob Wollek beim vorgesehenen Einsatz im 24 Stunden-Rennen in Le Mans 1999 hätten pilotieren sollen. Das damalige Sportwagen-Projekt wurde allerdings wegen seiner erwarteten zu hohen Kosten eingestellt und schien seinerzeit am Geld zu scheitern.
50 Jahre Porsche 356 Club Deutschland e.V.
Der „Porsche 356 Club Deutschland e.V“ zeigte auf der Messe anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums sechs Mitgliederfahrzeuge mit dem Porsche Wappen. Eyecatcher war der Targa aus dem Jahr 1983 mit dem ‚Softwindow. Mercedes-Benz-Classic stellte einen 124er Kombi vor. Diese E-Klasse rollte in den Jahren zwischen 1984 und 1997 vom Mercedes-Benz Produktionsband. Zu bestaunen war zudem eine reine Aluminiumkarosserie des legendären Sportwagens 300 SL, die in einem mit bläulichen Neonstäben durchfluteten Glaskasten stand. Ein leibhaftiger Sattler zeigte seine manuellen Fähigkeiten bei der Bearbeitung von edlem Leder im Oldtimer Restaurationsbereich. Als Fotopoint wartete der erste Benz auf die vielen Fans der Marke mit dem Stern.
Autogrammstunde mit Walter Röhrl und Prinz Leopold von Bayern
Zu jeweils einer Autogrammstunde fanden sich auch der ehemalige und einzige Deutsche Rallye-Weltmeister Walter Röhrl (78) sowie Seine Königliche Hoheit (SKH) Prinz Leopold von Bayern (81) in der Halle 1 der Stuttgarter Messe ein. Für Walter Röhrl war die Autogrammstunde am Stand des Anbieters von klassischem Rallye-Zubehör, VH Classics, mit Geschäftsführer Christian von Hofmann offensichtlich eine angenehme Verpflichtung. So erfüllte der mehrfache World-Rallyechampion zahlreiche Autorgrammwünsche und war dabei überdies zu jedem noch so kleinen Wortwechsel mit seinen Fans bereit. Später traf der sympathische Ausnahmerennfahrer Walter Röhrl noch seinen alten Weggefährten und kongenialen Copiloten Christian Geistdörfer (72). Der auf Malta lebende Geistdörfer war elf Jahre lang Copilot von Walter Röhrl. Zwischen 1980 und 1982 wurde er zusammen mit Röhrl Rallye-Weltmeister sowie 1983 WM-Zweiter. Insgesamt gewannen die Beiden 13 WM-Läufe – darunter viermal die Rallye Monte Carlo. Bemerkenswert, dass die vier Monte-Siege mit vier verschiedenen Fabrikaten und drei unterschiedlichen Antriebskonzepten – konventioneller Hinterradantrieb im Fiat 131 Abarth Rally und Opel Ascona 400, Mittelmotor und Hinterradantrieb im Lancia Rally 037 sowie Allradantrieb im Audi quattro A2 – gemeistert wurden.
Auf Nummer sicher bei Oldtimern, Youngtimern und speziellen Liebhaberfahrzeugen
Am Stand von Belmot, seit 1994 eine Marke der Mannheimer Versicherung für Versicherungsschutz für Oldtimer, Youngtimer und spezielle Liebhaberfahrzeuge, befreiten SKH Prinz Leopold von Bayern als Le Mans- und DTM Rennlegende zusammen mit dem Lack-Designer Walter Maurer den schon vor einigen Jahren als Art Car vorgestellten und mit e-Fuel betriebenen BMW 3.0 CSL von seiner Abdeckplane. Das Design des BMW 3.0 CSL war zum Teil an die Heimat von SKH Prinz Leopold von Bayern und dem des ‚Royal Bobsleigh Automobil Club RBAC‘ angelehnt. Prinz Leopold von Bayern ist einer der Mitbegründer und heutiger Präsident des legendären Clubs. Anlässlich der Retro Classics haben der Royal Bobsleigh Automobil Club und Belmot zudem ihre Zusammenarbeit bekannt gegeben. Thematischer Schwerpunkt der Kooperation liegt in der produkt-, marken- und herstellerunabhängigen Aufklärung zu klimafreundlich und regenerativ hergestellten Kraftstoffen sowie deren Rolle für historische, aber auch moderne Fahrzeuge. So liegt einer der Schwerpunkte von Belmot in der Aufklärung über neue Kraftstoffe. Hierzu eignet sich der zuvor erwähnte Renn-BMW 3.0 CSL aus den 1970er Jahren in seiner besten Form. „Gibt es bessere Botschafter für die mobile Zukunft historischer Fahrzeuge?“, meinte Roland Koch, der Marketing-Leiter von Belmot begeistert und freut sich auf die weiter geplanten Veranstaltungen. Als erster Versicherer ist Belmot übrigens Mitglied des Weltverbandes der Oldtimer-Clubs FIVA und trägt seit mehr als 30 Jahren zum Erhalt des Kulturguts historisches Auto bei.
Die nächste Retro Classics findet übrigens vom 19.bis 22. Februar 2026 in Stuttgart statt.
Text & Fotos: Eberhard Strähle (VdM)
Abb.1 (Aufmacherbild): Lässt die Herzen der Oldtimerfans höherschlagen: die Retro Classics auf den Fildern
Abb.2.: Automobile Vergangenheit in Stuttgart
Abb.3.: Porsche Targa von 1983: mit dem legendären Softwindow
Abb.4: Auch dabei: der 911 Targa der neuen Generation
Abb.5: Feierte seinen 50. Geburtstag: Der Porsche 356 Club Deutschland e.V
Abb. 6: Eyecatcher: eine Aluminiumkarosserie des legendären Mercedes-Benz Sportwagens 300 SL
Abb.7: Verpasste seinen Einsatz in Le Mans wegen zu hoher Kosten: Der Porsche LMP 2000 Sportwagen
Abb.8: Echte Handarbeit: Mercedes Ledermanufaktur at work
Abb.9: Prominenz auf der Retro Classics (v.l.): Roland Koch, Belmot, SKH Leopold von Bayern, Walter Maurer, Öack-Designer, und Axel Watter, Konzept GmbH
Abb.10: Das Alter: Der betagte Bugatti hat schon manches erlebt.