//Audi TT Cabrio: Einfach auch mal leben

Audi TT Cabrio: Einfach auch mal leben

Nicht nur aus pandemischen Gründen war das diesjährige Oktoberfest Ausgangspunkt zahlreicher Diskussionen. Auch in Sachen Klimaschutz und Energiekrise stand es bisweilen als Energiefresser par excellence im Fokus der Öffentlichkeit. So ging es auf der lang ersehnten Wiesn 2022 zwar rund wie selten zuvor – doch das Etikett der Energieschleuder klebte gleichwohl an ihr wie nie. Und trotzdem: „Man kann nicht die gesamte Freude aus dem Leben nehmen und alles verbieten, was Spaß macht.“ Das meinte unlängst zum Thema Oktoberfest die Ökonomin Karen Pittel, die das Münchner Ifo Institut Abteilung Klima und Energie leitet. Bestätigt wurde diese Ansicht durch die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Professorin Alena Buyx, die ebenfalls meinte, der Mensch müsse sich Inseln der Freude schaffen. Schließlich, so Buyx weiter, habe das Über-die-Stränge-Schlagen die wichtige Funktion der Stabilisierung. Mit diesen Worten haben die beiden Leuchtturmfrauen wahrscheinlich nicht nur mit der Wiesn den einen oder anderen aus dieser Gesellschaft zum Thema Lebensfreude abgeholt. Vielmehr wären wir damit auch schnell beim Thema Spaß am Cabrio, sprich, dem Vergnügen am „Oben-offen-Fahren“, und der Lust auf „einfach leben“. Das dürfte jedem von uns irgendwie bekannt vorkommen.

Cabrio-Zulassungszahlen weiter im Sinkflug

Trotz eingeschworener Fangemeinde beim „Oben-ohne-Fahren“: Die Neuzulassungen des Cabriomarktes in Deutschland zeigen in den vergangenen Jahren deutlich nach unten. Waren es Ende des vorherigen Jahrzehnts jährlich noch sechsstellige Verkaufszahlen – beispielsweise registrierte das KBA 2007 noch 138.071 neue Cabrios –, waren es in einem guten Jahr wie 2021 gerade noch 56.559, aber immerhin plus 2.500 Einheiten mehr als 2020. Gleichzeitig ist die Zahl der Modellvarianten von 57 (2007) auf 32 im Jahr 2021 geschrumpft. Doch nicht nur in Deutschland, auch weltweit hat das Cabrio-Segment mit einer sinkenden Nachfrage und einem schrumpfenden Angebot zu kämpfen – eine Entwicklung, die sich auch im Bereich der E-Modelle augenscheinlich fortsetzt, da sich die Besetzung dieser Nische auch im E-Bereich offenbar für die Autobauer nicht rechnet.

 Mit dem Audi TT Roadster: „Oben-ohne-Spaß“ ohne Reue

Dennoch: Der turboblaue Audi TT Roadster 45 TFSI Quattro mit satten 245 PS bzw. 180 kW des Modelljahrs 2021 macht so richtig Spaß. Die dritte Modellgeneration des im ungarischen Gör gebauten Sportwagens vereint eben alles, was es für eine Ausfahrt – bevorzugt bei schönem Wetter – braucht: bequeme Sportsitze, eine hervorragende Straßenlage mit ordentlich Power unter dem Allerwertesten und einem großzügigen Kofferraum von 280 Litern, so dass auch zwei Personen mit reichlich Gepäck verreisen können. Besonders praktisch auch die Durchladeeinrichtung mit entnehmbarer Skitasche, dank der auch lange Gegenstände spielend untergebracht werden können. Im Übrigen toll auch die Tatsache, dass sich das elektrische Dach bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h bequem öffnen lässt.

Echter Hingucker

Seine besondere Note erhält der sportliche Look des Roadsters durch sein schwarzes Verdeck und eine hochglänzend schwarze Überrollbügelabdeckung. Zudem lassen die 20-Zoll-Felgen mit knallroten Bremssätteln den Roadester gedrungen wie stylisch dastehen. In seiner Grundausstattung kostet der „Oben-ohne-Spaß“ mit Allradantrieb 49.600 Euro. Der Testwagen mit seinem S-Line-Competition-plus-Paket und seinen zahlreichen attraktiven optischen Details, optionalen Rädern und fast allen weiteren Details, die es zu genießen gibt, schlägt mit 65.939,99 Euro allerdings deutlich höher zu Buche.

Auch Sicherheit ist großgeschrieben

Auch auf das Thema Sicherheit versteht sich Audi mit seinem TT Roadster bestens. Nicht nur einen Totwinkelwarner und eine Geschwindigkeitsregelanlage kann der Roadster vorweisen. Das Wichtigste ist vielmehr sein markanter und vielleicht auf den ersten Blick eher störende Heckspoiler. So hat dieser die zentrale Funktion, das Fahrzeug auch bei hohen Geschwindigkeiten sicher auf der Straße zu halten. Immerhin gab es in den Anfangszeiten dieses Spaßmobils bisweilen Kritik am Fahrverhalten bis hin zu Berichten über Autobahnunfälle, bei denen TT Fahrer bei plötzlichem Leistungswechsel oder Bremsmanövern die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren hatten. Doch diese Zeiten sind Gott sei Dank längst vorbei.

Cabrios sind nicht unsicherer als „Normalos“

Überhaupt kann das weit verbreitete Vorurteil, wonach Cabrios nicht so sicher wie andere Fahrzeuge sind, vielfach widerlegt werden. So hat eine Studie des amerikanischen Versicherungs-Forschungsinstituts IIHS 2018 anhand von Analysen der Unfall- und Todesfallraten gezeigt, dass trotz der Dachkonstruktionen Cabriolets späterer Baujahre nicht risikoreicher als Nicht-Cabriolets sind. „Diese Ergebnisse deuten nicht darauf hin, dass Cabriolets einen besseren Schutz für ihre Insassen bieten als andere Autos, aber sie deuten darauf hin, dass es keine statistische Grundlage für die Befürchtung gibt, dass das Fehlen eines permanenten Dachs sie gefährlicher macht“, sagte Eric Teoh, Direktor des Statistischen Dienstes des IIHS, der die Arbeit verfasst hat. Auf der Grundlage dieser Studie scheinen also Cabriolets kein besonderes Sicherheitsrisiko darzustellen, so Teoh. „Wenn Sie ein Cabrio kaufen, sollten Sie Crashtest-Werte und Sicherheitsmerkmale in Betracht ziehen, so wie Sie es auch bei jedem anderen Auto tun würden“, rät der Direktor des Statistischen Dienstes des IIHS der Cabrio-Fangemeinde.

Statistisch gesehen gibt es insgesamt deutlich weniger Unfälle mit Cabrios als mit anderen Fahrzeugen. Als Hauptgründe werden hier der niedrigere Schwerpunkt des Fahrzeugs, der das Kipp- bzw. Überschlagsrisiko beim Befahren von Kurven reduziert, ins Feld geführt sowie der vermehrt saisonale Gebrauch des Fahrzeugs im Frühjahr und Sommer. Auswertungen der German In-Depth Accident Study (GIDAS; diese erhebt und analysiert im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen Daten über das Unfallaufkommen in Deutschland) von 2019 zeigen, dass Cabriolets im Vergleich zu anderen Pkw-Modellen sogar unterdurchschnittlich häufig an Unfällen beteiligt sind. Damit bestätigen diese Forschungsergebnisse die der oben genannten amerikanischen Studie des Versicherungs-Forschungsinstituts IIHS.

Gefährliche Überschläge?

Wie ADAC Crash-Tests herausgefunden haben, bleibt allerdings durch das nicht vorhandene Dach und die fehlende stützende Struktur ein erhöhtes Verletzungsrisiko im Fall eines Überschlags. Kopfverletzungen können dann schwerer ausfallen als bei geschlossenen Fahrzeugen. Gleichwohl hat die Autoindustrie Cabrios auch für den Fall der Fälle sicherheitstechnisch verstärkt. So werden Cabrios aufgrund der fehlenden B-Säule, die ansonsten Fahrzeugboden und Fahrzeugdach verbindet, mit automatischen Überschlagschutzsystemen, wie Überrollbügeln, ausgestattet. Durch verschiedene Stahlarten wird mitunter die Karosserie der Autos zusätzlich verstärkt. Auch eine möglichst stabile Windschutzscheibe und verstärkte Seiten- und Kopfairbags sind Teil des von dem ein oder anderen Autobauer offerierten Sicherheitspaketes. Zusätzlich können auf den vorderen Sitzplätzen Gurtstraffer verbaut werden, um Kopfkontakt bei Überschlagunfällen zu vermeiden. Sei es, wie es ist: Um besser geschützt zu sein, empfiehlt es sich grundsätzlich, die Sitze im Cabriolet stets möglichst tief einzustellen. Vor allem aber heißt es gerade beim „Oben-offen-Vergnügen“: Augen auf im Straßenverkehr und sich so wenig wie möglich vom Fahrgenuss ablenken zu lassen. Schließlich braucht es bekanntlich sowohl bei schnellen Autos wie auch beim luftigen Vergnügen echten Charakter, der einen nicht über die Stränge schlagen lässt. Denn, um es mit den Worten des Liedermachers Konstantin Wecker zu sagen, „Genießen war noch nie ein leichtes Spiel!“

Text und Fotos: Isabella Finsterwalder