//Otto K. Hofmayer gestorben

Otto K. Hofmayer gestorben

Für unseren VdM-Freund und Kollegen Otto K. Hofmayer, der am 18. Februar 2022 unerwartet in Schafhausen bei Weil der Stadt verstorben ist, war die Welt stets in Ordnung, wenn er seiner Fahrleidenschaft, vor allem in einem historischen Elfer aus Zuffenhausen, frönen konnte. Auf diese sprichwörtliche Besessenheit baute der am 27. September 1947 in Leipheim geborene Hofmayer auch schon nach seiner Lehre zum Werkzeugmacher „beim Daimler“ und dem bildungsbegleitenden Besuch der Stuttgarter Wilhelm Maybach Schule, als er im Jahr 1970 bei der Porsche AG als junger Autofreak im Fahrversuch anheuerte. Dort stieg der automobile Schaffer durch sein fahrerisches und technisches Engagement in den knapp zwanzig Jahren seiner Betriebszugehörigkeit bis zum Werkstattleiter des Fahrversuchs auf. Diese Attribute und Fähigkeiten Hofmayers schätzten auch die dort tätigen Ingenieure sehr. In diesem Zeitraum, der zum Teil in die Ägide von Helmuth Bott, dem genialen Vorstand für Forschung und Entwicklung von 1979 bis 1988 fiel, war Otto Hofmayer als Instruktor in der damaligen Porsche Sportfahrschule sehr aktiv. Viele begeisterte Porsche-Fahrer konnte er damals mit den fahrtechnischen Grenzen ihrer Autos vertraut machen. 

Heute können solche Lehrgänge über das neue ‚Porsche Experience‘-Center in Hockenheim gebucht werden. Der ehemalige ‚auto-motor & sport‘- Redakteur Michl Koch erinnert sich heute noch gut, dass sich seinerzeit nach diesen Kursen in der fest etablierten Porsche-Sportfahrschule zwischen ihm, dem damaligen Porsche-Pressechef  Uwe Brodbeck und Otto Hofmayer selbst, ein sehr freundschaftlich verbundenes Trio rekrutierte. 

Nach dieser langen Porsche-Zeit reizten den fahraktiven Mann aus Schafhausen, der ein Auto unter anderem beim Driften äußerst spektakulär bewegen konnte wie kein Zweiter, neue Herausforderungen. Die fand der Nürburgring-Nordschleifenkenner und engagierte Rennfahrer 1989 beim Stuttgarter Motorpresse-Verlag in der Redaktion von ‚auto-motor & sport‘.

Norbert Haug war in dieser Zeit unter Helmut Luckner noch stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift, als ihm sein Kollege Michl Koch von den technischen Fähigkeiten, Führungsqualitäten und Kompetenzen des nach einem neuen Job suchenden Otto Hofmayer berichtete. Nach wenigen Gespräche und einer perfekt gezeigten Demonstrationsfahrt mit einer Mercedes S-Klasse im Motodrom von Hockenheim wurde Otto mit quasi offenen Armen in der Testabteilung aufgenommen und engagiert. Bei ‚auto-motor & sport‘ installierte Otto Hofmayer neue Testkriterien, nach denen jeder neue Testwagen unter die Lupe genommen wurde. Damit die mit einem Test beauftragten Kollegen sich ein unabhängiges Bild der Testwagen machen konnten, beschaffte er nach und nach aufwändige Mess- und Speichergeräte, wie sie auch in den Versuchsabteilungen der Autoindustrie zum Einsatz kommen, um sämtliche fahrdynamischen Parameter festhalten zu können. Die begleitenden Testwagen-Informationen der Hersteller wurden nur noch zur vergleichenden Unterstützung herangezogen. Mit diesen und noch weiteren effizienten Maßnahmen puschte Otto Hofmayer als Testchef dieses Ressort der Fachzeitschrift sehr erfolgreich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2009 zu absolut neuen Höhen.  

Bereits Mitte der 1960er-Jahre hatte Otto seine Ilse zum Traualtar geführt und so konnten die beiden nach fünfzig Jahren die Goldene Hochzeit feiern. Das Tennisspielen war ihr gemeinsam gepflegtes Hobby.  

Privat war Otto neben seiner Liebe zum Automobil auch ein begeisterter Pilot und flog am liebsten mit einer Mooney. Diese  M20 ist die bekannteste Leichtflugzeugserie des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Mooney in  der oftmals auch der Porsche-Motor PFM 3200 verbaut wurde, einem 6-Zylinder-Flugmotor für Leichtflugzeuge. Hofmayers‚ flugtechnische Homebase war der kleine Flugplatz in Poltringen, der vom Flugsportverein Ammerbuch betrieben wird. Auf dem Wasser war er ebenfalls zu Hause und erwarb das Schiffspatent als Skipper. Kulinarisch war er ein echter Schwabe und genoss sehr das jährliche Treffen der ‚Spätzle Connection‘ , zu der der Kollege Jürgen Gassebner in Nürtingen-Reudern die Kollegen stets einlud. Auch für Italien hatte Otto ein sehr großes Faible und bereiste gerne – wann immer es auch zeitlich passte – nicht nur der Pasta und des Vinos wegen, die stiefelförmige Halbinsel im Süden Europas.

Bei unseren VdM-Stammtischen, zu denen ihn häufig sein Sohn Marcel begleitet hat, war er stets ein ehrlicher Gesprächspartner, nahm bei Diskussionen kein Blatt vor den Mund und wird uns nun Allen fehlen.  

Ciao Otto  . . . 

Text: Eberhard Strähle