Acht aktuelle Arbeiten der Hamburger Fotografin Anja Behrens sind jetzt über die Berliner Galerie „Zweigstelle“ online erhältlich. Die Fotografien zeigen Rennfahrer-Helme.
Schlicht „Helmets“ heißen die acht Motive. Sie zeigen jeweils den Kopfschutz eines Fahrers des Rowe-Racing-Teams aus dem 24-Stunden-Rennen. Ein solcher Rennmarathon bringt Mensch und Material an die Grenzen zur Erschöpfung und darüber hinaus. Davon zeugen auch die fotografierten Helme mit ihren Kratzern und Spuren sowie Zertifizierungen des Rennens. Und bei genauer Betrachtung der Visiere kann man sehen, dass die Aufnahmen in den Katakomben der Rennstrecke entstanden sind. „Die Helme der Fahrer lösen sich in der kühlen, grafischen Anmutung der Bilder von Ihren Trägern und erhalten so einen eher heroischen Symbolcharakter“, heißt es dazu im Pressetext.
Das Einzige, was von einem Rennfahrer während seines Einsatzes für den Zuschauer sichtbar bleibt, ist der Helm. Darum dient er schon immer als Signal. Seien es die Landesfarben, der Sponsor oder ein persönliches Statement, das der Fahrer damit in den Fokus bring – der Kopfputz eines Racers ist stets mehr als nur Kopfschutz. Doch was bringt eine junge Fotokünstlerin dazu, sich intensiver mit diesem Accessoire des Fahrers auseinanderzusetzen? „Ich bin fasziniert von Farbe, Haptik, Harmonie, Disharmonie und Strukturen im Großen wie im Kleinen“, erzählt Anja Behrens und erläutert im Gespräch weiter: „Rennsport an sich ist nicht mein eigentliches Thema – spannend finde ich aber die ungeheure Dynamik während eines Rennens und die dabei erforderliche Präzision, um immer noch ein Quäntchen mehr rauszuquetschen.“
Begonnen hat diese Leidenschaft vor rund zehn Jahren. Eher zufällig kam die Fotografin zum Auftrag für Mercedes-AMG „Autos mal anders zu inszenieren; das Thema Geschwindigkeit und Performance neu zu übersetzen.“ Die Strecken, auf denen die DTM ausgefahren wird, wurden so nach und nach ein vertrautes und liebgewonnenes Arbeitsumfeld. Im Laufe der Jahre entstanden so neben all den teils abstrakten, künstlerischen Werken einige bemerkenswerte Fotos mit rennsportlichem Bezug. Beispiele dazu finden sich auf der Website der Fotografin https://behrens-photography.com; so auch ein faszinierender „Augenblick“ von Timo Glock.
Die jetzt präsentierte Serie entstand auf dem Nürburgring. Dank guter Beziehungen zu Rowe-Racing-Teamchef Hans-Peter Naundorf bekam Anja Behrens die Gelegenheit, mitten im Team die 24-Stunden-Hatz fotografisch zu begleiten. Embedded journalism der friedlichen Art sozusagen. Es muss eine höchst ungewöhnliche Arbeitsatmosphäre gewesen sein. Inmitten des Chaos, der Anspannung, der Hektik und der nach kurzen Ruhepausen lechzenden Akteure Zeit und Muße zu finden, die Helme einzeln arrangiert zu fotografieren. Nicht im heimeligen Studio, sondern vor Ort. Umso bemerkenswerter ist die Ruhe, die von den Fotos ausgeht. Egal, ob man ein einzelnes Bild oder – wie im Aufmacher sichtbar – die komplette Reihe der Aufnahmen betrachtet.
Schade, dass Weihnachten schon vorbei ist – doch fürs nächste Fest hab‘ ich jetzt einen Wunsch. ///fps
Helmets 2022, Inkjet Fine Art Print auf Alu Dibond hinter Acrylglas, 40 × 40 cm, Auflage 15 Exemplare, auch in 60 × 60 cm (Auflage 10) und 80 × 80 cm (Auflage 5) verfügbar. Bezug über: https://zweigstelle.berlin/c/art-shop/fotografie/anja-behrens
