//Erste Untersuchung zu Unfällen mit Pedelecs

Erste Untersuchung zu Unfällen mit Pedelecs

Immer mehr Radfahrer tauschen ihr einfaches Velo gegen ein sogenanntes Pedelec, wie das Zweirad mit elektrischer Tretunterstützung genannt wird. Mit deren zunehmender Zahl steigt auch ihre Unfallhäufigkeit. Doch „bisher gibt es weder repräsentative Untersuchungen über die Nutzergruppen noch über deren Unfallgeschehen“, beklagte die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und machte sich daran, diese Lücke zu schließen und einen Überblick über die Unfallhäufigkeit und die Probleme im Umgang mit den E-Rädern zu erstellen.

Die BASt analysierte die Unfallstatistik und verknüpfte die Ergebnisse mit denen einer repräsentativen Umfrage. Dabei kam heraus: Pedelecs werden vorwiegend von älteren Menschen genutzt, die erfahren im Straßenverkehr sind und kein Risiko eingehen wollen. Sie verwenden das Zweirad häufig und für unterschiedliche Zwecke. Seit etwa zwei Jahren entdecken auch immer mehr jüngere Menschen das Pedelec für sich, doch beim Unfallgeschehen spielen sie derzeit noch keine Rolle.

Die meisten Pedelec-Unfälle entstehen nach Erkenntnissen der BASt durch eine Kollision mit einem Pkw und – etwas überraschend – allein, also ohne Beteiligung eines anderen Verkehrsteilnehmers. Bemerkenswert ist auch, dass die Unfälle weniger am Limit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h entstehen. Vielmehr kommt es oft beim Anhalten oder Anfahren zum Unglück. Das liege an den „von vielen Fahrern berichteten Balanceproblemen bei niedrigen Geschwindigkeiten“, ermittelte die BASt. Diesem Problem, so die Unfallforscher weiter, könne eventuell durch ein Antiblockiersystem begegnet werden, welches das Blockieren der Räder bei starkem Bremsen verhindert. Dadurch bleibt das Fahrrad steuerbar, der Fahrer kann das Gleichgewicht besser halten und fällt nicht so leicht um.

Maßnahmen für mehr Pedelec-Sicherheit

Generell empfiehlt die BASt, einen Fahrradhelm zu nutzen, um die schlimmsten Verletzungen bei einem Sturz zu mindern. Mindestens genauso wichtig scheint zu sein, dass die Fahrer weniger riskant unterwegs sind. Zu den verbreitetsten halsbrecherischen Verhaltensweisen zählen das Ignorieren einer roten Ampel, das enge Überholen anderer Radfahrer und die unbekümmerte Nutzung des Handys während der Fahrt.

Auch wenn rein statistisch betrachtet die Pedelec-Fahrer nicht übermäßig schnell fahren, vermuten die BASt-Experten, dass das Tempo gemessen an der Befähigung des Fahrers doch zu hoch ist. Zumal man sicher weiß, dass die Fahrer in der Regel schneller auf einem Pedelec unterwegs sind als auf einem konventionellen Drahtesel.

Keine sicheren Angaben konnten die Studienautoren zur Bedeutung von Alkohol am Lenker machen. Sie gehen jedoch davon aus, dass es sich um eine relevante Unfallursache handelt. Ebenso weisen sie darauf hin, dass mit der stark steigenden Nutzung von Miet-Pedelecs ein neues Problem entstehen könnte. Nämlich dann, wenn die Fahrer das Gefährt nicht richtig kennen, aber sogleich kräftig loslegen.

Die Unfallforscher der BASt-Studie räumen ein, viele Unfälle und die damit verbundenen Verletzungen nicht haben erfassen können, weil etliche der vielen Alleinunfälle erfahrungsgemäß nicht polizeilich erfasst werden und daher in keiner amtlichen Statistik auftauchen. Aus diesem Grund regen sie eine repräsentative Klinikbefragung mit den anonymisierten Daten der Verletzten an, um die wirklich richtigen Maßnahmen zur Verbesserung der Pedelec-Sicherheit abzuleiten.

Beate M. Glaser (kb)
Foto: Pedelec-Training, ADAC Berlin-Brandenburg