//Alles über den Stern

Alles über den Stern

Er gilt als einer der profiliertesten Kenner der Automobilwirtschaft – und des Unternehmens mit dem Stern. Jetzt hat Dr. Willi Diez, Professor für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen und langjähriger Leiter des renommierten Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) sein fundamentales Werk über den Stuttgarter Autobauer vorgelegt. Unter dem recht provokanten Titel „Verlorene Größe – Neue Horizonte. Das Ende von Daimler?“ beschreibt er in akribischer Form die vergangenen 40 Jahre des Konzerns. Dass er dabei nicht zimperlich mit dem Management umgeht, zeigen die vielen Detailbeschreibungen aller Vorstandsären von Joachim Zahn über Gerhard Prinz, Werner Breitschwerdt, Edzard Reutter, Jürgen Hubbert, Werner Niefer, Helmut Werner, Jürgen Schrempp und Dieter Zetsche bis zu Ola Källenius und Martin Daum. Das Buch erzählt von Menschen, die Verantwortung tragen oder getragen und die Entwicklung des Unternehmens in den letzten 40 Jahren beeinflusst haben. Es erzählt aber auch davon, dass Daimler seit 1980 tatsächlich an Größe verloren hat und wie es dazu kam: „Abenteuerliche Visionen und strategische Neuausrichtungen, technologische Fehlentwicklungen, Qualitätsprobleme und Skandale“ kommen auf den Tisch, ebenso aber auch Beschreibungen über Erholungen, Aufschwung und Erfolge. Und es erzählt, wie stolz das Unternehmen einmal war und wie schwer man sich heute damit tut, anzuerkennen, dass man kein besonderes Unternehmen mehr ist, sondern ein ganz gewöhnlicher Automobilkonzern.

Das Buch beginnt im Grunde mit einem Zitat von Dieter Zetsche aus dem Februar 2019, als er auf der Digitalmesse MWC in Barcelona sagte: „Es ist kein Naturgesetz, dass Daimler ewig besteht.“ Diez fragt sich in seinem Buch, was Zetsche zu diesem Zeitpunkt wohl schon ahnte… Dass Zetsches Vorhersage zutrifft, konnte man im Herbst letzten Jahres konstatieren: Aus der traditionellen Daimler AG wurde die Mercedes-Benz AG und die Daimler Truck AG – auch dort aktuell nachzulesen.
Bis es im Buch allerding so weit ist, darf man voller Spannung 500 engbedruckte Seiten lesen. Diez Sprache ist locker und klar, die Unternehmensgeschichte ist einfach fesselnd. Wer aber glaubt, hier ging es um eine Abrechnung, hat sich getäuscht. Vielmehr lässt sich aus den Beschreibungen lernen. Im Klappentext heißt es dazu: „Ein Unternehmen, das führen will, muss seinem inneren Programm folgen, und nicht irgendwelchen Managementmethoden. Vermeintlich kleine Eingriffe in ein Geschäftsmodell können eine Eigendynamik entwickeln, die eben dieses Geschäftsmodell zerstören können. Und: Wachstum und Profitabilität sind keine Ziele, sondern Ergebnisse einer richtigen Strategie und deren konsequenter Umsetzung.“ Das Buch will kein Nachruf sein, es will zeigen, wie ein Unternehmen Größe verlieren kann, aber wie sich auch neue Horizonte in einem Markt entwickeln, der sich im Moment tiefgreifend verändert.

Wer Interesse hat an Daimler, sich mit modernen Managementfragen auseinandersetzen will und einen besonders tiefen Einblick in das Unternehmen gewinnen möchte, sollte zum Buch von Willi Diez greifen. Spannung ist garantiert.

Ein Interview zum Buch mit Willi Diez finden Sie hier.

Willi Diez; Verlorene Größe – Neue Horizonte. Das Ende von Daimler?
Vahlen 2022
508 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro
ISBN 978-3-8006-6719-2

(bic)