//Kommunikation zwischen Autos und Rettungshubschrauber

Kommunikation zwischen Autos und Rettungshubschrauber

Wie wäre es, wenn Autos und Rettungshubschrauber miteinander kommunizieren könnten, um bei einem Notfall die Fahrbahn für die Landung schnell zu räumen? Forscherinnen und Forscher des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) sind dabei, den unterschiedlichen Verkehrsmitteln beizubringen, sich gegenseitig zu „verstehen“. „Verkehr 5.0“ nennt sich das Projekt, bei dem Forscherteams verschiedener DLR-Fachrichtungen die Informationsprotokolle, quasi die technische Sprache der verschiedenen Geräte, so übersetzen, dass die „aktuell noch inkompatiblen Kommunikationsnetzwerke in der Luft und am Boden“ für die verschiedenen Verkehrsträger „verständlich werden“.

Beispielsweise müsste dann ein Rettungshubschrauber nicht mehr so lange über einer Unfallstelle kreisen und wertvolle Zeit verlieren, bis auf der Autobahn genügend Platz für die Landung freigemacht wurde. Bei Versuchen auf einem Testgelände forderte eine Drohne, die den Helikopter ersetzte, eine Landezone an. Die vernetzten Autos, die dort unterwegs waren, empfingen die Information, hielten automatisch vor der angeforderten Stelle an und „sperrten so auch die Fahrbahn für den nachfolgenden Verkehr“. Nachdem die Drohne ihren Einsatz beendet hatte und abgeflogen war, wurde die Fahrbahn automatisch für den Verkehr wieder freigegeben. „Mit dieser Methode“, so das Fazit des DLR, „haben relativ wenige Fahrzeuge, die vernetzt ausgerüstet sind, einen hohen Mehrwert für Menschen in Not“. Nach den erfolgreich absolvierten Tests und weiteren Forschungen sollen Versuche mit Hubschraubern folgen.

Noch komplizierter ist die reibungslos funktionierende Kommunikation zwischen einer Drohne und den Fahrzeugen in einer Stadt. Die vielen Verkehrsteilnehmer, Hindernisse sowie komplexen und schnell sich ändernden Konstellationen sind für automatisierte Systeme eine große Herausforderung, für welche die Wissenschaft noch keine Lösung gefunden hat. Für den „Verkehr 5.0“ wurden deshalb zunächst Ergebnisse aus anderen Forschungsvorhaben ausgewertet, etwa aus dem Projekt „Autopilot“. Dabei hatten Forscherinnen und Forscher einen drohnengestützten automatisierten Einparkprozess organisiert: Das Fahrzeug wurde am Eingang des Parkplatzes abgestellt, anschließend erhielt es über eine Smartphone-App den Auftrag, selbstständig einzuparken. Eine über dem Parkplatz fliegende Drohne spürte freie Stellplätze und Hindernisse auf und schickte die Informationen an eine zentrale Plattform, die dem Wagensystem mitteilte, wo er einparken soll und wie er zum angezeigten Stellplatz kommt. Dafür musste umgekehrt auch das Fahrzeug mit der Plattform kommunizieren. Die in dem Projekt gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sollen nun in die Entwicklung luftgestützter Verkehrsführung in der Stadt einfließen.

Bei digitalisierter Anrufschranke kündigen sich Auto und Zug an

Ein weiterer DLR-Forschungsbereich, bei dem auch Siemens einbezogen ist, betrifft den Informationsaustausch an einem beschrankten Bahnübergang. Hier ereignen sich immer noch überdurchschnittlich schwere Unfälle, weil Autofahrer das Andreaskreuz oder das rote Blinklicht missachten oder um die geschlossene Halbschranke herumfahren. Hier soll die vom DLR entwickelte Technologie „Rail2X“ zum Einsatz kommen, die Vernetzung zwischen Zug und Infrastruktur, um den Schrankenwärtern die Arbeit zu erleichtern und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Es geht zunächst um wenig genutzte, abseits liegende Anrufschranken, die nur bei Bedarf geöffnet werden. Zu diesem Zweck muss derzeit ein Autofahrer eigens ein am Bahnübergang aufgestelltes Telefon benutzen, das ihn mit dem Schrankenwärter verbindet – ein aufwendiges und zeitfressendes Verfahren.

Der Rail2X-Ansatz soll den direkten Informationsaustausch zwischen der Schranke einerseits und einem sich näherndem Auto oder Zug andererseits herstellen. Die Autofahrer werden informiert, wenn sie die Schienen gefahrlos überqueren können. Dann müssen sie nicht mehr unnötig vor der geschlossenen Schranke warten, denn das Auto kann sich bereits in einer Entfernung von 500 Metern anmelden. Das System gibt die Überquerung frei, wenn sich kein Zug zur Vorbeifahrt angemeldet hat. Das Rail2X-System wurde nach Angaben des DLR bereits erfolgreich im Erzgebirge getestet.

Beate M. Glaser (kb)
Foto: DVR