//Schleswig-Holstein: Transporter im Fokus

Schleswig-Holstein: Transporter im Fokus

In Schleswig-Holstein sind im vergangenen Jahr die Unfallzahlen wie überall im Bundesgebiet drastisch zurückgegangen, denn während der Pandemie sind die Menschen weniger unterwegs. Und doch verunglückten im nördlichsten Bundesland mehr Menschen tödlich als 2019. Wie kann das sein?
Zunächst die guten Nachrichten: 2020 registrierte die Polizei in Schleswig-Holstein 14 Prozent weniger Unfälle als im Vorjahr, dabei wurden zwölf Prozent weniger Menschen verletzt. Es kam seltener zu einem Unglück unter Drogen- oder Alkoholeinfluss, auf den Autobahnen krachte es nicht mehr so oft, und die Unfälle mit Kindern lagen 2020 auf dem niedrigsten Stand seit zwanzig Jahren. Auch die Senioren kamen weniger häufig zu Schaden. Trotzdem starben im schleswig-holsteinischen Straßenverkehr sieben Menschen mehr als 2019 (insgesamt 107).
Die Ursache ist bei den Unfällen mit Transportern und Lkw zu suchen. Hier stieg die Getötetenzahl in Schleswig-Holstein von zwölf auf 32, wie aus dem von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) vorgestellten Verkehrssicherheitsbericht 2020 hervorgeht. Kleintransporter mit bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht waren an nahezu jedem zweiten Unfall im Güterkraftverkehr beteiligt. Dabei waren sie für mehr als jeden dritten Unfall mit Personenschaden verantwortlich. Der Polizei zufolge liegt die Hauptunfallursache beim falschen Wenden und Rückwärtsfahren.
Im Lockdown kaufen die Menschen verstärkt bei Online-Händlern ein. Folge: Die Zahl der Paketsendungen und Zustellfahrten schießt in die Höhe, und die vorzugsweise eingesetzten Transporter belasten den ohnehin dichten Straßenverkehr zusätzlich. Dadurch wird das Unfallrisiko erhöht.
Sütterlin-Waack sieht Handlungsbedarf. „Es ist jetzt an der Zeit“, sagte sie, „dass die Regelungen für Lkw zu Lenk- und Ruhezeiten auch für Kleintransporter gelten“. Sie kündigte einen neuerlichen Vorstoß bei der Innenministerkonferenz im Juni an. Das Thema habe man dort bereits vor zwei Jahren beraten, so die Ministerin, jedoch sei „nichts passiert“.
Darüber hinaus fordern Sicherheitsexperten seit Jahren eine PS-Begrenzung von Transportermotoren und eine Fahrerausbildung wie für Schwer-Lkw.

(Kristian Glaser/kb)
Foto: Manuel Alvarez/Pixabay