Kurios: Obwohl es den Autobauer Sachsenring seit langem nicht mehr gibt, fahren immer mehr Trabant auf deutschen Straßen. Nach einer Auswertung des Duisburger Center Automotive Research (CAR) waren von dem DDR-Zweitakter mit Kultstatus im Januar 2021 insgesamt 38.000 Einheiten zugelassen. Das waren magischerweise 3.000 Exemplare mehr als im Vorjahresmonat – ohne dass ein Trabant produziert worden wäre. In Deutschland kurven sogar mehr Trabis herum als Tesla. Es sei ein kleines Wunder, kommentiert das CAR, denn das Trabant-Wachstum setzt sich unaufhörlich von Monat zu Monat fort.
Überhaupt gibt es immer mehr Pkw in der Bundesrepublik. Laut CAR nahm der Bestand zwischen Anfang 2010 und Anfang 2021 um stattliche 6,5 Millionen zu und beträgt nun 48,2 Millionen Einheiten. Selbst im Corona-Jahr 2020 wuchs die Pkw-Flotte um über ein Prozent, wie aus einer Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht. Im Verhältnis zur Bevölkerung umgerechnet heißt das, dass im Durchschnitt 580 Pkw auf 1.000 Einwohner kommen. 2010 waren es 70 Autos weniger pro 1.000 Einwohner.
Premium legt zu
Die Autobesitzer werden dem Anschein nach immer wohlhabender. Oder muss man wohlhabend sein, um sich ein Auto zu leisten? Jedenfalls ermittelte das CAR, dass die kostspieligen Premiumwagen in den letzten elf Jahren einen Zuwachs um 28 Prozent hatten, während der Anstieg im Gesamtbestand mit 16 Prozent geringer ausfiel.
Von dem anhaltenden Interesse nach Personenwagen konnten am meisten Škoda und Volkswagen profitieren. Seit 2010 gewannen sie laut CAR jeweils über 1,3 Millionen Kunden hinzu. Danach folgen Hyundai, Mercedes und Kia mit Steigerungen im Bereich von 710.000 bis 860.000 Kunden. Audi (plus 690.000) liegt in diesem Ranking zwischen Mercedes-Benz und BMW (plus 510.000), und Suzuki (plus 100.000) behauptet sich ebenso wie Fiat (plus 45.000) und Ford (plus 33.000).
Zu den Verlierern gehört in erster Linie Opel. Die Rüsselsheimer verloren in elf Jahren 1,1 Millionen Kunden. Federn lassen mussten auch Renault (minus 360.000), Peugeot (minus 190.000) und Toyota (minus 50.000). Des Autofahrers Lieblingsmarke bleibt unbestritten Volkswagen mit 10,2 Millionen Pkw auf den Straßen in Deutschland. Mehr als jeder fünfte Personenwagen ist ein Fabrikat der Wolfsburger Marke. Interessante Begebenheit am Rande: VW konnte 2020 seinen Anteil im Gesamtbestand leicht erhöhen, obwohl die Neuzulassungen der Wolfsburger 2020 ähnlich stark zurückgegangen waren wie im Marktdurchschnitt. Das mag daran liegen, dass weniger VW verschrottet wurden.
Die beliebteste Fahrzeugklasse waren im Corona-Jahr 2020 die Wohnmobile und die SUV mit einer Zunahme von jeweils 14 Prozent im Vergleich zu 2019. Spitzenreiter bleiben die Kompakten (25 Prozent) vor den Kleinwagen (19 Prozent) und der Mittelklasse (13 Prozent). An allen dreien sinkt das Interesse der Autokäufer jedoch.
Elektroautos noch Randerscheinung
Auch wenn sich die Nachfrage nach Elektroautos 2020 massiv erhöht hat: Die Stromer bleiben vorläufig eine Ausnahmeerscheinung. Der Anteil von reinen E-Autos und von Plug-in-Hybriden am Gesamtbestand beträgt derzeit jeweils 0,6 Prozent (in absoluten Zahlen 310.000 und 280.000 Fahrzeuge). Benziner gibt es zu 65 Prozent, Diesel zu 31 Prozent.
Personenwagen werden immer länger gefahren, bis sie verschrottet werden. Dieser Trend hielt auch 2020 an. Das Pkw-Durchschnittsalter erhöhte sich von Januar ’20 bis Januar ’21 um 0,2 Monate und beträgt nun 9,8 Jahre. Woran das liegt? Entweder ist die Qualität der fahrbaren Untersätze besser geworden, und sie sind langlebiger. Oder es werden gerade die alten Autos besser gepflegt (und als Oldtimer mehr gehandelt). Oder eine große Gruppe der Autobesitzer hat nicht das Geld für eine teure Neuanschaffung. Wahrscheinlich ist an allen drei Vermutungen etwas dran.
(Kristian Glaser/kb)
Foto: Bicker