//Güter, Staus und Regulierung – 14. ADAC/TÜV Rheinland Trucksymposium

Güter, Staus und Regulierung – 14. ADAC/TÜV Rheinland Trucksymposium

Draußen dröhnten die Motoren der Renntrucks und im klimatisierten Konferenzsaal des Dorint Hotels referierten und diskutierten Politiker, Spediteure und Überwachungsorgane über Güter, Staus und Regulierung. Die Auswahl der Referenten war hochkarätig, da waren Bundestags- und Europaabgeordnete dabei, aber auch der Präsident der BAG oder ein Vorstand der Duisburger Häfen. Die Probleme im Spedi-tionsverkehr sind bekannt, eine Lösung ist aber schwierig.

In der Ankündigung schrieben die Veranstalter: „Die 14. Ausgabe des Truck-Symposium von TÜV Rheinland und ADAC Mittelrhein fokussiert Probleme, die aus der Diskrepanz von Planung oder Wunsch und Wirklichkeit gewachsen sind – nicht nur in der rechtzeitigen Bereitstellung der notwenigen Straßeninfrastruktur, sondern auch bei der Digitalisierung des Straßenverkehrs, der Überwachung des Lkw-Verkehrs und bei Transporten im Kombinierten Verkehr. In einem hoch komplexen Verkehrssystem, wie dem unseren, bedarf jeder Eingriff, jede Innovation und sogar jedes Unterlassen der ganzheitlichen Betrachtung, welche Effekte sich daraus auf alle Teilbereiche des Verkehrs – Mensch, Infrastruktur und Technik – ergeben können. Erfolgt dies nicht in ausreichendem Maße, entstehen Defizite, die zumindest teilweise vermeidbar gewesen wären.“

500.000 Straßenkontrollen durch das BAG
Andreas Marquardt, Präsident des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) in Köln referierte über Straßenkontrollen und über das Förderprogramm „Abbiegeassistenzsysteme“. Jährlich werden über 500.000 Straßenkontrollen durch die Kontrollbeschäftigten des BAG durchgeführt. Im Kontrolljahr 2018 wurden bei den Ziel-, Detail- und Komplettkontrollen des BAG 1.726.752 Rechtsgebietsprüfungen durchgeführt und somit durchschnittlich bei jedem kontrollierten Fahrzeug 4,3 Rechtsgebiete überprüft.

Im Vordergrund stehen dabei die Rechtsbereiche Güterkraftverkehrsrecht, Fahrpersonalrecht, Technische Unterwegskontrollen, Gefahrgut- und Abfallrecht, illegale Beschäftigung sowie die Überwachung der Einhaltung der zulässigen Gesamtgewichte und Achslasten. Stellen die Kontrollbeschäftigten Verstöße fest, werden diese je nach Schwere des Verstoßes verwarnt oder es wird ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet.

Aus aktuellem Anlass kontrolliert das BAG bei Fahrzeugen auch die Funktion der Abgasreinigungsanlage im Rahmen der technischen Unterwegskontrolle durch die Technikexperten im Straßenkontrolldienst. Die komplexe Prüfsituation erfordert nämlich spezielles Fachwissen nicht nur im Hinblick auf die Manipulation bzw. Defekt, sondern auch im Hinblick auf die Kontrollmethoden. Marquardt ging zum Schluss auf das Förderprogramm ‚Abbiegesysteme‘ ein. Ziel des Förderprogrammes ist es, Unfälle vor allem von schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Radfahrer/innen und Fußgänger/innen, an denen nach rechts abbiegende Kraft-fahrzeuge beteiligt sind, signifikant zu verringern. Die Förderhöhe beträgt 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens 1.500 Euro je Einzelmaßnahme. Der Bund stellt nunmehr weitere Haushaltsmittel in Höhe von fünf Millionen Euro für dieses wichtige Förderprogramm zur Verfügung. Anträge auf Förderung von Abbiegeassistenzsystemen können seit dem 19. Juni 2019 auf elektronischem Wege über das eService-Portal gestellt werden.

Kombinierter Verkehr – Was muss ich ändern?
Die täglichen Staus auf den Autobahnen lassen den Wunsch aufkommen, dass sich was ändern muss. Mehr Güter auf die Schiene!! Doch zwischen Wunsch und Realität – da gibt es noch große Unterschiede, das war die wesentliche Aussage von Jörg Nowaczyk von der Firma Rail Cargo Carrier, eine DB-Tochter, die ein Netzwerk in 12 Länder betreibt. Rail Cargo Carrier hat 8502 Mitarbeiter, 653 eigene Triebfahrzeuge, 25.698 Güterwaggons und setzt täglich 1.402 Züge ein, so die Statistik. Es werden immer mehr neue Technologien eingesetzt, um Container/ Fahrzeuge auf den Terminals schnell und sicher umzusetzen. Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass der Einsatz von elektrisch betriebenen Zügen viel CO2 einspart durch ‚grünen Strom‘: Dazu gab es allerdings in der anschließenden Diskussion auch eine kritische Anmerkung, weil der Strom immer noch aus einem Strommix besteht mit einem realen hohen Anteil an Braunkohlestrom.

Der Transport im kombinierten Verkehr, damit der Wunsch zur Wirklichkeit wird, fordert nach den Worten von Nowaczyk
– eine enge Zusammenarbeit von Verladern und Verkehrsunternehmen
– Gemeinsame Planung von Verbundsystemen
– Verbesserung von Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit durch bessere Steuerung
Er betonte, dass sich die CO2-Ziele nur mit der Schiene erreichen lassen.

China nutzt alle Möglichkeiten, Waren weltweit zu exportieren – nach Europa auch über die „neue Seidenstraße“

China und die Seidenstraße
Prof: Dipl.-Ing. Thomas Schlipköther, Mitglied im Vorstand der Duisburger Häfen (duisport) referierte in einem sehr interessanten Vortrag zum Thema ‚Die neue Seidenstraße – Auswirkungen und Konsequenzen in Europa‘. Im Duisburger Hafens, den es seit 300 Jahren gibt, werden jährlich 133 Mill. Tonnen Güter umgeschlagen. Im März 2014 kam der chinesische Ministerpräsidenten Xi Jin-ping zu Besuch. Der Grund war die erste Ankunft eines Zuges, der die chinesische Stadt Chongping und Duisburg verbindet. Man spricht von ‚Neuer Seidenstraße‘. Es sind 11.000 km Bahnstrecke (Flugstrecke 8000 km). Derzeit fahren 35 Züge pro Woche, Tendenz steigend. So werden 2020 ca. 5000 Züge erwartet (von und nach China). Wie ‚gefährlich‘ ist die Seidenstraße? Dazu Thomas Schlipköther: „Die Handelsroute soll China wieder zum Zentrum der Welt machen! Europa hat bisher dem Jahrhundertprojekt kaum etwas entgegenzusetzen. Das soll (und muss) sich ändern!“

Truck-Rennen und Messe
Zum diesjährigen Truck Grand Prix sagte Dr. Klaus Manns, Vorsitzender des ADAC Mit-telrhein e.V.: „Wir freuen uns, Ihnen auch bei der 34. Auflage dieser ganz besonderen Veranstaltung ein Programm bieten zu können, das an Vielfalt nicht zu überbieten ist. Sieben Rennen der spektakulären Racetrucks, davon vier um die European Truckracing Championship. Auch in diesem Jahr ist das Fahrerlager mit jeder Ticketkategorie frei zu-gänglich, an allen Veranstaltungstagen dürfen unsere Besucher einmal in die Startauf-stellung. Rund 80 Aussteller bieten vielfache eigene Aktionen und Präsentationen, das Truck-Symposium am Freitag genießt bundesweites Ansehen in der Transportbranche. Die beiden Open-Air-Konzerte in der Müllenbachschleife sind legendär und ein bedeutender Bestandteil des runden Veranstaltungskonzepts.

Renn-Trucks auf der Grand Prix Rennstrecke, hautnah am Konferenzsaal, Foto Ridder

Da wird es langsam schwierig, etwas Neues draufzusatteln, um die Veranstaltung für unsere Besucher noch attraktiver zu machen. Und dennoch ist es uns gelungen. Mit der internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft bringen wir die hochkarätige deutsche Zweiradrennserie an den Nürburgring. Am Samstag und Sonntag wird die PS-stärkste Klasse, die Superbike 1000, jeweils ein Rennen am Nürburgring bestreiten. Dabei sind auch die entsprechenden Hersteller und andere Aussteller, die das Programm am Wo-chenende bereichern werden“

Resümee
Wieder mal ein hochkarätiges Symposium mit vielen Aussagen, was man alles machen will. Doch die Realität sieht anders aus: Weiterhin Staus auf den Autobahnen, eine Eisenbahn, die sich leistungsbereiter zeigen sollte, aber ein wachsender Schienenverkehr von und nach China. 

Klaus Ridder