Im ringwerk, dem Motorsportmuseum am Nürburgring, wurde am 4. Mai 2018 eine Ausstellung über Wolfgang Graf Berghe von Trips eröffnet. Graf Trips wäre zu die-sem Datum 90 geworden. Der charismatische Renngrafen war in der damaligen Zeit das Idol der Deutschen. VdM Regionalkreisleiter Klaus Ridder, der als Junge Graf Berghe von Trips am Nürbringring 1956 erstmals in einem Rennen erlebte, hat die Ausstellung besucht.
Graf Trips war in meiner Jugendzeit mein Idol. Auch ich wollte mal Rennfahrer werden, wie Graf Trips. Am 10.09.1961 hörte ich sonntags Radio, die Übertragung des Großen Preises von Italien in Monza. Graf Trips war auf dem Weg, Weltmeister zu werden – und er verunglückte in dem entscheidenden Rennen tödlich. Ich war damals sehr, sehr traurig wie viele Deutsche und Motorsportfreunde in aller Welt
Graf Trips – förderte Nachwuchsrennfahrer
Wolfgang Graf Berghe v. Trips war seinerzeit für die Jugend ein Formel 1-Idol, wie es heute Sebastian Vettel ist. Seine großartige Rennsportkarriere hatte er 1954 als Student unter dem Pseudonym Axel Linther mit einem Porsche Typ 356 auf dem Nürburgring begonnen. Bis zu seinem tragischen Unfalltod auf der Rennstrecke in Monza am 10. September 1961 führte er in der Weltmeisterschaft. Sein schärfster Rivale Phil Hill, ebenfalls auf Ferrari, gewann damals das Rennen und wurde Weltmeister. Der Mythos Trips lebt jedoch bis heute fort. Er war es, der den Grundstein für die Formel 1-Karrieren von Michael und Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Nick Heidfeld legte. Denn diese Rennfahrer haben ihre Karrieren in Horrem (heute Stadtteil von Kerpen) begonnen. Dort, wo Graf Trips in der Wasserburg Hemmersbach wohnte und 1960 den Bau der ersten deutschen GoKart-Bahn anregte. Bis vor kurzem befand sich neben der Burg Hemmersbach ein Museum für deutsche Rennsportgeschichte in der ‚Villa Trips‘. Viele Exponate aus der Villa Trips sind nunmehr am Nürburgring zu sehen.
1957 – Graf Trips besorgte mir Fahrerlagerkarten
Ich war 1957 als Junge wieder einmal mit dem Fahrrad von meinem Heimatort in der Lüneburger Heide zum Nürburgring (420 Kilometer, drei Tage hin und drei Tage zurück) gefahren, um das Formel 1-Rennen um den Großen Preis von Deutschland zu sehen. Juan Manuel Fangio war damals der unbestrittene Star, aber ich hatte eine Begegnung mit Graf Trips. Hier aus meinem damaligen „Reisebericht“:
„Am Freitagmorgen hatte ich meinen Wecker auf 5.30 Uhr gestellt. Bereits um 6.00 Uhr schlich ich mich heimlich aus der Jugendherberge und schlenderte zum Fahrerlager. Während ich hier oben klare Sicht hatte, lag unten im Tal bei Quiddelbach dichter Nebel. Mit mir erschienen im Fahrerlager auch einige Monteure in ihren weißen, gelben und blauen Schlosseranzügen. Sie luden die noch verladenen Rennwagen ab, trugen Ersatzmotoren, Reifen, Werkzeuge usw. in die Garagen und machten sich an den Wagen zu schaffen, um diese für das um 13.30 Uhr angesetzte Training vorzubereiten. Mehr und mehr Leute strömten in das Fahrerlager. Polizisten ließen bald darauf nur noch solche mit Erlaubnis herein und warfen „Unberechtigte“ raus. Auch für mich wurde die Situation kritischer, denn auch ich besaß keinen Erlaubnisschein. Aber da kam der rettende Engel: ein deutscher Rennfahrer. Als ich mir die Ferrari-Rennwegen ansah und fotografierte, fragte mich ein junger Mann, woher ich denn käme und ob ich mich sehr für Motorsport interessiere. „Ich komme aus der Umgebung von Hannover, um mir das Rennen am Sonntag anzusehen, denn ich interessiere mich sehr für den Motorsport“, gab ich ihm zur Antwort. „Außerdem“, ich sah mir den Mann genau an, „sie haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit Graf Berghe von Trips und wenn dieser nicht gerade im Krankenhaus läge, Sie keinen Bart hätten und ein Gipskorsett trügen, würde ich sagen, sie sind es“. Lachend knöpfte der junge Mann sein Hemd auf und klopfte mit dem Zeigefinger auf seinen bis zum Hals reichenden Gipsmantel. „Hast du nun noch Zweifel?“, fragte er mich.“ Von Trips besorgte mir eine Fahrer-lagerkarte und ich war an diesem Tag mehr als glücklich.“
Der Mythos Trips in der Villa Trips und am Nürburgring
Seit dem Tod von Graf Trips im Jahr 1961 sind 57Jahre vergangen – doch der Mythos Trips lebt weiter. Einmalige Exponate aus dem Leben des charismatischen Rennfahrers waren in der Villa Trips – Museum für Rennsportgeschichte in Kerpen-Horrem, zu sehen – und sind nunmehr am Nürburgring zu bewundern. Graf Trips war der letzte Nachkomme derer v. Trips. Nach dem Tode seiner Mutter Thessa wurde das Vermögen in eine Sportstiftung umgewandelt von der u.a. auch das Museum für Rennsportgeschichte unterhalten wurde. Doch das Geld aus der Stiftung wurde immer weniger und es gab immer wieder finanzielle Probleme. Bleibt noch zu erwähnen, dass es eine Zeit ab etwa 2014 gab, wo die Zukunft der Villa Trips vollkommen ungewiss war. Es war kein Geld mehr vorhanden. So wurden einzelne Exponate wie der TCA-Rennwagen oder das den USA importierte erste deutsche GoKart ins PROTOTYP-Museum nach Hamburg verkauft, um zumindest Geld für die Heizung und Unterhaltung des Gebäudes zu haben.
In dieser ungewissen Zeit habe ich auch versucht zu erreichen, dass der Nürburgring für sein Museum ‚ringwerk‘ die Exponate für eine Dauerausstellung über Graf Trips über-nimmt. Das ist nach einigen Jahren gelungen. Ende 2017 habe ich, ich war für kurze Zeit Vorsitzender der Gräflich Berghe von Trips’schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach, den entsprechenden Vertrag für die Übernahme der Exponate ins ringwerk unterschrieben,
Ausstellung im ringwerk
Nach Unterzeichnung des Vertrags begann Andre Brodrecht, Chef des ringwerks, mit der Arbeit. Wände mussten versetzt werden, Scheinwerfer angebracht, Wände mit Leitthemen markiert, Bilder gedruckt und an den Wänden angebracht werden. Letztendlich mussten die wertvollen Exponate wie Pokale, Sturzhelme, persönliche Gegenstände des Renngrafen von Horrem zum Nürburgring transportiert werden.
Das, was seit der Eröffnung am Geburtstag des Renngrafen am 4. Mai im ersten Stock des ringwerks zu sehen war, kann sich sehen lassen. Highlight ist das Arbeitszimmer von Graf Trips mit dem Sattel als Sitzplatz. Schränke, Schreibtisch, Bilder und Stühle sind original aus Burg Hemmersbach. Zwei seltene Rennwagen aus dem Jahre 1961, die wegen der eigenartigen Frontpartie auch Sharknose (Haifischschnauze) genannt wurden, sind am Eingang der Sonderausstellung für einige Wochen zu bewundern, dann möchte der Besitzer aus England sie wieder zurückhaben. Andre Brodrecht sucht dringend Rennwagen, die Graf Trips gefahren hat. Er denkt da an Porsche oder auch Mercedes.
Der Mythos Trips lebt weiter im ringwek (und auch im PROTOTYP-Museum in Hamburg). Ein Besuch lohnt sich
Text und Fotos: Klaus Ridder