Es ist das größte Autorennen der Welt – das sagen die Veranstalter. Aber, das wird wohl auch so sein: Eine Woche Motorsport rund um die legendäre Nordschleife des Nürburgrings mit 141 Startern allein im Toprennen und 280.000 Fans, die teilweise schon eine Woche vorher anreisten, um die besten Plätze zu bekommen. In diesem Jahr gab es bei der 53. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens etwas Ungewöhnliches: Rennabbruch durch Stromausfall.
Start mit dem Adenauer Racing Day: Adenau am untersten Punkt der legendären Nordschleife des Nürburgrings gelegen, bezeichnet sich selbst als „Rennstadt“. Am Ortseingang steht inmitten des Kreisels ein Mercedes Silberpfeil und der darin sitzende Rennfahrer winkt den ankommenden Nürburgring Besuchern zu. Auch in der Stadt überall schwarz-weiß-karierte Fahnen am Straßenrand und mit Rennwagen geschmückte Hausfassaden. Und mindestens einmal im Jahr „steht die Kleinstadt Kopf“, dann kommen am Mittwoch vor dem größten Autorennen der Welt, dem 24h-Rennen, die Rennwagen aus dem 300 m höher gelegenen Fahrerlager und durchqueren die Stadt, umsäumt von tausenden Fans. Das ist Motorsport vom Allerfeinsten für die Fans.
Abb. 1
Moderatoren sind das Adenauer Urgestein Olli Martini sowie der bekannte VLN-Streckensprecher Patrick Simon. Olli Martini ist das jüngste Kind der Nürburgring Legende Willi Martini, einst Abschlepper, Konstrukteur, Rennfahrer und Autohändler in Nürburg. Und die beiden Moderatoren sind „locker drauf“. In ihrer Art werden die Rennfahrer und Rennstallbesitzer sowie berühmte Menschen aus der Motorsportszene so angesprochen, dass bei den Fans Freude aufkommt. Es kam keine Langeweile auf. Die Kommentatoren sind zudem äußerst fachkundig – sie kennen die Szene aus vielen Kommentierungen der Langstreckenszene am Ring.
Abb. 2
Schwerer Unfall im Top-Qualifying
141 Rennfahrzeuge sollten starten und es ist ein besonderer Erfolg, wenn man von der Pole Position startet – obwohl das für das Rennen über 24 Stunden nicht ganz so entscheidend ist. Vielleicht im Gegensatz zum Großen Preis von Monaco, wo die Pole die wichtigste Vorstufe zum Sieg ist. Die 17 besten Top-Renner im normalen Training bestritten das Top-Qualifying. Einzelstart und freie Fahrt auf der Nordschleife – da muss man nicht aufpassen, ob ein langsames Auto im Weg steht. Und beim Top-Qualifying gabs einen schweren Abflug. Bei fast 280 km/h kam Laurens Vanthoor (B, 34) mit seinem Porsche von der Piste ab und schlug fast ungebremst in die Reifenstapel in der Arembergkuve ein. Der Porsche war Totalschaden, Laurens Vanthoor stieg etwas benommen aus. Eine Untersuchung im Medical-Center bescheinigte ihm, dass er unverletzt sei und hätte starten können. Allerdings war der Porsche kaputt und benötigt ein neues Chassis. Laurens Vanthoor, Porsche Werksfahrer und eine Woche vorher noch Zweiter beim 24h-Rennen in Le Mans, bezeichnete diesen Horrorunfall als schwersten in seiner langjährigen Rennkarriere. Das Top-Qualifying gewann schließlich Kevin Estre (F) auf dem ‚Grello Porsche‘911 vom Team Manthey.
Abb. 3
Nichts läuft mehr
Von Anfang an bestimmte der „Grello-Porsche“ das Renngeschehen – doch dann nach 90 Minuten auf einmal Rennabbruch mit der roten Flagge. Was war geschehen? Stromausfall im Bereich der Boxen und des TÜV Towers einschließlich Rennleitung. Nichts lief mehr. Alle Monitore waren schwarz. Auch das Tanken funktionierte nicht mehr. Der Fehler war wohl eine Überlastung der Stromversorgung. Nach etwa zwei Stunden erneuter Start.
Chronologie der Rennabbrüche
Abb. 4
Rennabbrüche hatte es bei den 24h-Rennen immer mal wieder gegeben – nicht jedoch durch Stromausfall. Nachfolgend eine Chronologie der vergangenen Jahre:
- 2024 Nebel: Wegen dichten Nebels ist von 23.23 Uhr bis 13.30 Uhr Pause. Danach wird das Rennen neutralisiert wieder gestartet und um 15.05 Uhr vorzeitig beendet – mit rund neun Stunden Rennzeit die kürzesten 24h Nürburgring.
- 2021 Nebel: Starker und vor allem hartnäckiger Nebel erzwingt um 21.30 Uhr eine insgesamt 14,5stündige Unterbrechung. Es ist das bis dahin kürzeste 24h-Rennen.
- 2020 Starkregen: Der starke nächtliche Regen verursacht eine Zwangspause von siebeneinhalb Stunden.
- 2018 Nebel: Dreieinhalb Stunden vor Zieleinlauf Rote Flagge wegen starken Nebels. Nach einer zweistündigen Pause wird das Rennen als 90minütiger „Schlussspring“ noch einmal gestartet.
- 2016 Hagel: Der plötzliche Hagelschauer in diesem Jahr ist legendär: Eine Stunde nach dem Start sind die Bergaufpassen unbefahrbar. Nach dem Abbruch dauert es rund eineinhalb Stunden, bis der Hagel geschmolzen ist und alle Fahrzeuge zurück in der Boxengasse sind. Erst am Abend wird weitergefahren.
Abb. 5
Spannung pur vier Stunden vor Schluss
Spannend wurde der Rennverlauf vier Stunden vor dem Ende. Der Rowe BMW mit Augusto Farfus holte auf und lag knapp hinter dem Grello Porsche mit Ayhancan Güven. Überholung 3,5 Stunden vor dem Ende des Rennens im Bereich ‚Döttinger Höhe‘. Dann Kollision des ‚Grello Porsche‘mit dem Dörr Aston Martin und das Grello Porsche Team bekommt eine Strafe von 1:40 Minuten. Ein Einspruch wird noch vor Rennende abgewiesen. Danach wurde es nochmals spannend und der ‚Grello Porsche‘ fuhr nach hartem Zweikampf mit dem Rowe BMW als Erster nach 24 Stunden über die Ziellinie. Allerdings wurde er aufgrund der Strafe auf den zweiten Platz versetzt.
Abb. 6
Resümee
Insgesamt 280.000 Besucher, tolles Wetter über eine Woche – spannendes Rennen bis zum Schluss. Unfälle, aber keine schweren Personenschäden. So war die 53. Ausgabe des größten Autorennens der Welt mal wieder ein voller Erfolg.
Autor und Abbildungen: Klaus Ridder, Frank Schuh
Abb. 1: Startpunkt Adenau: Mit dem Adenauer Racing Day am Mittwoch vor dem Hauptrennen beginnt das 24h Rennen; Quelle Klaus Ridder
Abb. 2: Laurens Vanthoor (B) hier beim Interview mit Patrick Simon, hatte beim Top-Qualifying einen Abflug bei 280 km/h. Ergebnis: Auto kaputt – Fahrer ok; Quelle: Klaus Ridder
Abb. 3: Der Grello Porsche vom Team Manthey dominierte das 24h-Rennen über lange Zeit und fuhr als Erster über die Ziellinie. Durch eine umstrittene100 Sekunden Zeitstrafe, verhängt nach einem riskanten Überholmanöver mit Unfall, wurde er auf den zweiten Platz zurückgestuft; Quelle: Klaus Ridder
Abb. 4 : In der Einführungsrunde erwarten die Fans die Rennwagen auf der Rennpiste – ein echtes Highlight für die zahlreichen Fans an der Nordschleife; Quelle: Klaus Ridder
Abb. 5 (Aufmacherbild): Der Start: spektakulär, jedoch nicht rennentscheidend. Wichtig ist vielmehr, ohne Schaden durch die erste „Schikane“ zu kommen; Quelle: Frank Schuh
Abb. 6: Sieg für BMW: Nach der Rückstufung des Grello Porsche gewann der Rowe BMW die 53. Ausgabe es 24h-Rennen; Quelle: Frank Schuh