Die „ADAC Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival“ (9. bis 11. Mai 2025) boten erneut ein breites Programm historischen Motorsports. Drei volle Tage lang präsentierten sich auf dem Hockenheimring vielfältige Starterfelder und ein breites Spektrum an Epochen, Techniken und Fahrzeugklassen – von der Vorkriegsära bis zur Formel 1 der frühen 2010er-Jahre.
Mit einem neuen Besucherrekord – nach Angaben der Veranstalter kamen 45.000 Zuschauer zur 20. Ausgabe der Traditionsveranstaltung – unterstrich die „ADAC Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival“ eindrucksvoll, dass ihr Konzept funktioniert. Dazu trug sicher auch das mitspielende Wetter bei. Denn von Freitag bis Sonntag lachte die Sonne vom Himmel herunter. Neben den spannenden Fahrzeugen auf der Strecke bot das Fahrerlager zahlreiche Gelegenheiten zu Gesprächen mit Aktiven, Zeitzeugen und prominenten Gästen.
Breit gefächertes Programm – vom Maserati 6CM bis zum Le-Mans-Prototyp
Die Vielfalt der Fahrzeuge ist traditionell eine Stärke der „ADAC Hockenheim Historic“. In diesem Jahr reichte das Spektrum vom Vorkriegs-Maserati 6CM bis hin zu modernen LMP3-Boliden der dritten Generation (Jahrgang 2025). Beim DRM-Revival kehrten Fahrzeuge wie der Ford Turbo-Capri, der Porsche 935 und der De Tomaso Pantera auf die Strecke zurück. Im Mittelpunkt stand die Präsentation historischer Technik unter realistischen Bedingungen – im Renntempo auf der Strecke, nicht hinter Absperrungen im Museum. Dabei spielten auch Fahrzeuge eine Rolle, deren Charme sich oft erst auf den zweiten Blick erschließt. Ein solcher Fall war der VW Vento in Super-Tourenwagen-Konfiguration, mit dem Nico Ullmer bei den „Tourenwagen der Goldenen Ära“ antrat. Denn in der deutschen STW kam dieser Rennwagen nie zum Einsatz. Er entstand 1993 bei Audi Sport Italien für die italienische Tourenwagen-Meisterschaft. Zwei dieser Renn-Vento wurden damals gebaut. Einen davon steuerte seinerzeit der spätere Le-Mans-Sieger Rinaldo „Dindo“ Capello – der in Hockenheim vor Ort war. Audi Sport nutzte die Veranstaltung, um auf das jüngst formulierte Angebot aufmerksam zu machen, sich von vergleichsweise jungen Rennwagen zu trennen. Offenbar mit Blick auf potenzielle Käufer unter den anwesenden Sammlern und Piloten zeigte man zwei Exponate: einen Audi RS5 DTM (2020) und einen Audi R18 TDI (2011). Direkt daneben erinnerte eine sehenswerte Sonderausstellung zu Ehren von Jim Clark an den Namensgeber der „ADAC Hockenheim Historic“, und eine große Holz-Slotcar-Bahn begeisterte den Nachwuchs.
Formel-Serien von gestern und (fast) heute
In der BOSS GP-Serie kamen wieder zahlreiche Fahrzeuge aus verschiedenen Formelformaten zum Einsatz. Neben GP2- und IndyCar-Rennern starteten auch ehemalige Formel-1-Fahrzeuge. Ingo Gerstl gewann beide Läufe mit einem Toro Rosso STR1, angetrieben von einem Cosworth-V10. In der sogenannten „Open Class“ holten Simone Colombo und Haralds Šlēgelmilhs jeweils einen Laufsieg. Šlēgelmilhs, einst in der Deutschen Formel-3-Meisterschaft aktiv, startete im Dallara-Gibson – ein Paket mit charakterstarkem V8-Saugmotor, das besonders akustisch Eindruck hinterließ. Zu den optischen und akustischen Höhepunkten zählten die Fahrzeuge der Masters Racing Legends Formula One. Der Klang des Cosworth DFV ist für viele Motorsportfreunde ein unvergessliches Erlebnis – und auch die Rennaction enttäuschte nicht. Matthew Wrigley (Tyrrell 011) gewann den ersten Lauf, im zweiten setzte sich Warren Briggs im McLaren M29 durch. Damit zeigte sich einmal mehr, dass im historischen Motorsport auch der gewinnen kann, der zu seiner aktiven Zeit als Flop galt. Denn von 1979 bis 1981 kam der M29 nicht über einen vierten Platz hinaus – obwohl John Watson und Alain Prost ihn pilotierten.
Persönlichkeiten, Begegnungen und Erinnerungskultur
Neben dem fahraktiven Programm ist es vor allem die Nähe zu Akteuren und Zeitzeugen, die den Charakter der „ADAC Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival“ prägt. Wie in den Vorjahren war Kurt Ahrens als Ehrengast vor Ort. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Eckhard Schimpf nutzte er das Wochenende für viele Gespräche im Fahrerlager. Auch Roland Asch, Harald Grohs, Altfrid Heger, Jann Mardenborough, Kris Nissen, Peter Mücke und Marco Werner waren vor Ort – ebenso wie Ex-Fußballer und Trash-TV-Star Thorsten Legat. Viele der Anwesenden tauschten Erinnerungen an den am 4. Mai verstorbenen Grand-Prix- und Le-Mans-Sieger Jochen Mass aus. Der Ex-Rennfahrer war in den vergangenen Jahren ein gern gesehener Gast bei vielen Oldtimer-Veranstaltungen, Rennen und Messen. Für das Programmheft der „ADAC Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival 2025“ schrieb Mass noch vor wenigen Wochen das Grußwort. Die Motorsportwelt zollte Jochen Mass in Hockenheim den ihm gebührenden Respekt und nahm auf diese Weise Abschied von einem echten Publikumsliebling. So boten die „ADAC Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival“ erneut ein vielseitiges Programm mit hohem Wiedererkennungswert. Der Spagat zwischen sportlicher Präsentation, technikhistorischem Anspruch und publikumsnaher Atmosphäre gelang eindrucksvoll.
Text und Fotos: Fabian Pascal Wiedl
Abbildungen:
Abb. 1: Marco Werner: Hier in seinem Lotus 22 kurz vor dem Formel Junior Rennen
Abb. 2: Gewinner des Rennens der Formel Junior: Manfredo Rossi Di Montelera. Sein Vater Gregorio war einst mit einem Porsche 917 im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs.
Abb. 3: Echter Hingucker: der Cosworth V10 Motor des Torro Rosso Formel 1-Rennwagen STR1 aus dem Jahr 2006
Abb. 4: Erinnerungen: Lotus T127 Formel 1-Rennwagen aus der Saison 2010
Abb. 5: Frontansicht eines 2025er LMP3 Rennwagens der 3. Generation aus dem Hause Duqueine: Eingesetzt wurde das Fahrzeug vom Team GEBHARDT Motorsport im Prototype Cup Germany.
Abb. 6: Detailaufnahme: das Hecks des Duqueine LMP3
Abb. 7: Der ehemalige Profi-Fußballer Thorsten Legat: Hier in der Startaufstellung des BOSS GP Rennens
Abb. 8: „Audi R18 e-tron quattro Rennwagen und V6 Motor: ausgestellt auf dem „Audi Sport racing legends Infostand“
Abb. 9: Ein Motor eines Audi RS5 DTM Rennwagen aus dem Jahr 2019
Abb. 10: Manfredo Rossi Di Montelera in seinem Lotos 22 Rennwagen aus dem Jahr 1963
Abb. 11: Warren Briggs aus Neuseeland in seinem McLaren M29: Pilotiert hat ihn 1979 John Watson in der Formel 1.
Abb. 12: Im Rennen der „Tourenwagen Goldene Ära“: Markus Reich im Audi STW A4 quattro“
Abb. 13: Volkswagen Vento aus der italienischen Tourenwagenmeisterschaft, die schon 1993 nach Klasse 2-Regeln {wie ein Jahr später die STW) unterwegs war.
Abb. 14: Im Rennbetrieb: der Torro Rosso STR1 Formel 1-Rennwagen
Abb. 15: Innenansichten: Cockpit Aufnahme eines Audi RS5 DTM-Rennwagens