//Techno Classica verabschiedet sich von Essen

Techno Classica verabschiedet sich von Essen

Die 35. Techno Classica in Essen vom 9.bis 13. April 2025 war erneut ein Highlight. Ganze 2.700 spannende Exponate, mehr als 1.250 Aussteller aus 30 Nationen und obendrein kulinarische Extravaganzen ließen die Herzen der Besucher höherschlagen. Doch leider wird es die Techno Classica in Essen nicht mehr geben. Michele Fransen, Chef des bisherigen Veranstalters S.I.H.A. Ausstellungen Promotion GmbH in Herzogenrath wollte nicht mitteilen, ob und wo es mit der Techno Classica weitergeht.

Viele Jahrzehnte war die Techno Classica auf dem Gelände der Messe Essen GmbH ein beliebter Anlaufpunkt. Tausende Oldtimerbegeisterte kamen, um die Weltmesse der Klassikbranche zu besuchen. Michele Fransen von S.I.H.A. Ausstellungen Promotion GmbH und „Oldtimer Papst“ Johannes Hübner waren auf den Pressekonferenzen stets „ein Gespann“ – die Pressevertreter von deren Fachwissen in Sachen Klassiker begeistert. Doch der Aussteller S.I.H.A. und die Messe Essen mit ihrem Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt gehen ab 2026 getrennte Wege. Gründe für die „Scheidung“ könnten im finanziellen Bereich liegen, doch das wissen nur wenige so richtig. Nachdem die Messe Essen große Teile der Forderungen an S.I.H.A. gezahlt hat, war es offensichtlich mit der Freundschaft vorbei. Neuer Partner für die Messen Essen GmbH wird daher ab 2026 die Retro Messen GmbH aus Stuttgart mit den Geschäftsführern Henning und Thilo Könicke sein.

Oldtimer, Clubs, Literatur, Ersatzteile, Bewirtungen und  mehr

Eigentlich kommt jeder und jede, der bzw. die sich für die Mobilität in ihren verschiedensten Formen interessiert, auf ‚seine und ihre Kosten‘. Da präsentieren sich Clubs, die eine besondere Liebe zu bestimmten Autos und Motorrädern haben, und zeigen ihre besonderen Lieblinge: Ein VW Club trumpft beispielsweise mit einem Original VW Käfer mit der Nummer 23 auf, der im Film Herbie mitgewirkt hat. Einige Mercedes Clubs wiederum sind mir Raritäten wie dem 300 SL Flügeltürer vertreten. Ein Autobianchi Club hat das Auto in einen Frosch verwandelt und seinen Akteur als Froschkönig verkleidet. Besondere Aufmerksamkeit genießt die Porsche Präsentation. Hier führt nämlich ein niederländischer Sammler 14 frühe Porsche 356 mit der geteilten Frontscheibe vor. Wundervoll auch die Rückseite der Porsche Ausstellungswände, wo Bilder aus historischen Porsche Zeiten zu bewundern sind.

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Zeitreise mit Citroen

Wer kennt sie nicht, die Göttin der modernen Automobile? So jedenfalls wurde der Citroen DS 19 in einer besonderen Präsentation am ersten Messetag von Frank Jesse, dem Presssprecher von Citroen, bezeichnet. Eingehüllt in einer französischen Nationalflagge wurde das erstmals 1955 in Paris vorgestellte Superauto, das seiner Zeit um wohl 20 Jahre voraus war, gezeigt. Die neue Präsentation fand in einem original nachgebauten Rondell statt, so wie es 1955 war. Aus dem Hause Citroen zu sehen war auch eine „Ente“, der legendäre Kleinwagen, der über Jahrzehnte hinweg Jung und Alt begeistert hat.  Anlässlich des Geburtstages der Göttin gab es sogar ein Glas Champagner für die Besucher.

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Motorsport – früher und heute

Motorsport hat in den vergangenen mehr als 100 Jahren die Menschen stets begeistert und fasziniert. So waren auch ausgesuchte Rennfahrzeuge aus vergangenen Zeiten wieder in Essen zu sehen. Ein Schumi F1-Ferrari aus dem Jahre 2000, zwei Rallye-Renner von VW mit denen Rallye-Weltmeister Sebastian Ogier einst unterwegs war sowie diverse Rennfahrzeuge aus der jüngeren Rennsportszene. Eine echte Besonderheit: ein Bugatti Renner aus Frankreich aus dem Jahr 1922, der entdeckt und wieder aufgebaut wurde.

Zu sehen waren auch zwei Rennwagen der einstigen deutsche Marke für Renn- und Sportwagen Veritas, übersetzt die Wahrheit, sowie das Überbleibsel einer Karosserie aus einem Scheunenfund. Zur Erinnerung an die Geschichte von Veritas: Der ehemalige Motorradrennfahrer und Motorenspezialist Ernst Loof, der vor dem Krieg als Rennleiter bei BMW großen Anteil an der Entstehung der erfolgreichen Rennsport-Modelle hatte, entwickelte auf der Basis des BMW 328 ab 1946 Sport- und Wettbewerbsfahrzeuge. Zu diesem Zweck schloss er sich mit dem vormaligen kaufmännischen Leiter des BMW Werks Allach, Lorenz Dietrich, dem Rennfahrer und BMW-Mitarbeiter Georg „Schorsch“ Meier und dem früheren Sechstage-Radrennfahrer Werner Miethe zusammen. Die von ihnen gegründete Veritas-Arbeitsgemeinschaft für Sport- und Rennwagenbau nahm im März 1947. Preise der Veritas Modelle auf Anfrage. Aus dem auf dem Stand von Gossmann ebenfalls zu sehende Rest einer Karosserie eines Veritas wird sicher wieder ein „Neuwagen“ entstehen. Zu bewundern auf dem imposanten „Gebäude“ von S.I.H.A. war zudem ein Riley Rennwagen aus dem Jahre 1936 mit einem Preis in Höhe von 390.000 €.

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Fazit

Auch in diesem Jahr war die Messe erneut ein Highlight. Bezogen auf Motorsportfahrzeuge schien die Techno Classica gleichwohl schon einmal besser bestückt gewesen zu sein. Man denke nur einmal an eine frühere Ausstellung von Mercedes, als zahlreiche Renner eigens aus dem Stuttgarter Museum nach Essen geholt wurde. Doch besonders schade ist es, dass für die Techno Classica in diesem Jahr in Essen die Lichter ausgegangen sind. Jetzt darf man gespannt sein, wie es mit der Retro Classics weitergehen wird.

Autor und Abbildungen: Klaus Ridder

Abb.1: Titelbild – Das Motiv für den Abschied der Techno Classica aus Essen war die Mille Miglia 1955, die damals Stirling Moss auf Mercedes mit der Startnummer 722 gewann. Gemalt hat das Bild Alfredo de la Maria aus Uraguay.

Abb. 2: Porsche Reminiszenz: Auf dem Stand von Porsche waren 14 frühe Porsche des niederländischen Sammlers Robert Bröcker zu sehen – hier ein „scheibengeteilter“ Porsche aus dem Jahre 195

Abb. 3: Wechsel: Veranstalter der Techno Classica Essen war bisher die Firma S.I.H.A. aus Herzogenrath, die mit einem großvolumigen Ausstellungsstand im italienischen Stil und tollen Autos glänzte.

Abb. 4: Die Göttin lebt: Der französische Autobauer Citroen präsentierte nach 70 Jahren noch einmal den legendären Citroen DS 19 – wie 1955 in einem nachgebauten Rondell.

Abb. 5: Einfach pfiffig: Zahlreiche Autoclubs präsentierten ihre Besonderheiten – im Bild ein Autobianchi im Froschlook und einem Froschkönig

Abb. 6: Die Wahrheit: Ernst Loof baute in der Nachkriegszeit den legendären Veritas, übersetzt die Wahrheit, auf Basis des BMW 328. Preise bei der Firma Gossmann auf Anfrage.

Abb. 7: Großer Zulauf: mehr als 1.250 Aussteller mit 2.700 spannenden Automobilen – alles zu kaufen oder auch nur anzuschauen

Abb. 8: Kulinarische Genüsse: Auch Austern gab es im Angebot.

Abb. 9: Abschieds-PK in Essen: Michel Franssen, Chef des Veranstalters  S.I.H.A., und Johannes Hübner, „Legende“ auf dem Spezialgebiet Autoraritäten, führten zum letzten Mal auf der Pressekonferenz durch die 35. Techno Classica Essen.

Abb. 10: Back to the roots: Auf eine lange Geschichte kann dieser Bugatti aus dem Jahr 1922 zurückblicken – nach zahlreichen Rennen ist er nun nach 30jähriger Restauration wieder in Frankreich zuhause (www.noretal.fr).