//ZF Lifetec: Der neue Gurtstraffer denkt mit

ZF Lifetec: Der neue Gurtstraffer denkt mit

Der neue Gurt schmiegt sich nicht nur an den Körper an, sondern kann bei sportlicher Fahrweise auch zupacken. Zudem verfügt er über verbessertes Pre-Crash-Verhalten sowie erst Funktionen für autonomes Fahren.

Wer von der überragenden Bedeutung des Sicherheitsgurtes im Auto spricht, meint eigentlich den Gurtstraffer. Der wurde erstmals 1981 von Mercedes-Benz eingeführt – für die Beifahrerseite der S-Klasse. Die Straffer sorgen dafür, dass man sich nicht wie gefesselt vorkommt und dass der Gurt die Bewegungen der Person mitmacht. Vor allem bewirkt ein Straffer, dass der Gurt bei einer starken Bremsung und besonders im Moment eines Unfalls blitzschnell anzieht und die Person im Sitz hält. Und zwar so, dass Oberkörper und Gesicht möglichst genau in den Airbag fallen. Dieses Zusammenspiel von Gurt und Luftsack soll verhindern, dass man gegen Lenkrad, Armaturenbrett oder Vordersitz prallt, was bereits bei geringem Tempo schwere Verletzungen zur Folge haben kann.

ZF Lifetec, das Unternehmen für passive Sicherheitstechnik im Friedrichshafener ZF-Konzern, hat nun die fünfte Generation seines Gurtstraffers am Start. Am auffälligsten an dem ACR8 genannten System ist seine Integration in den Fahrzeugsitz. Doch es steckt noch viel mehr in ihm. Es kann den Fahrer warnen und noch vor einem drohenden Crash für eine besser geschützte Sitzposition sorgen, wie ZF Lifetec verkündet. Dabei geht das Unternehmen mit dem Trend zum vernetzten und automatisierten Fahren – und hält für die Fans der sportlichen Fahrweise eine kleine Überraschung bereit.

Immer in der idealen Sitzposition

Die Motivation für die Entwicklung des ACR8 war es, das sogenannte Pre-Crash-Verhalten („vor dem Unfall“) weiter zu verbessern. Zu diesem Zweck möchte man in möglichst allen Fahrsituationen die „Gurtlose“ verhindern. Denn wenn der Gurt zu locker am Körper anliegt, verstreicht im Falle eines Falles wertvolle Zeit, bis er richtig „greift“. Dadurch steigt das Verletzungsrisiko. Aus diesem Grund sollten die Autoinsassen „möglichst immer in einer idealen Sitzposition gehalten werden“, betont ZF. In Verbindung mit den Assistenzsystemen des Autos ist der neue Gurtstraffer in der Lage, „schon in den Sekunden vor einem möglichen Aufprall aktiv zu werden“.

Mit Komforfunktion

Traditionelle Gurtstraffer arbeiten mittels Pyrotechnik. Dadurch vermag der Gurt sehr schnell und hart zuzupacken, kann aber nur ein einziges Mal ausgelöst werden. Dieses Konzept kombiniert der ACR8 mit einer elektrisch ausgeführten Straffung, die zwar weniger Kraft einsetzt, aber wiederholbar ist. Der Effekt: Die „Komfortfunktion des ACR8 ermöglicht über den gesamten Betrieb eine niedrigere Zugstufe“, erläutert ZF. Dadurch liege der Gurt „nur leicht am Körper an“, ohne dass der Schutz gemindert werde.

Mehr Halt beim Kurvenwedeln

Neu ist ferner, dass sich der ACR8-Gurt auch jenseits einer starken Verzögerung an den Körper pressen kann. Dann etwa, wenn der Fahrer während einer sportlichen Kurvenhatz mehr Halt gebrauchen kann. Zur Aktivierung dieser Funktion greift der ACR8 auf die Navigationsdaten des Fahrzeugs zu. Die kompakte Bauweise des ACR8 erlaubt es zudem, den Gurt in den Sitz zu integrieren; er braucht nicht mehr an der B-Säule befestigt zu werden. Das hat den Vorteil, dass Automodelle ohne B-Säule wie Cabrios und Coupés nicht mehr auf umständliche Gurtsysteme angewiesen sind. Für autonome Autos ergibt sich darüber hinaus die Möglichkeit, dass die vorderen Sitze umgedreht werden können, so dass Fahrer und Beifahrer in einer Gruppe mit den anderen Insassen zusammensitzen – und dabei angeschnallt bleiben. Überhaupt nutzt ZFs neuer Gutstraffer mit seiner elektrischen Steuerung die technischen Möglichkeiten, die sich aus der Digitalisierung und Vernetzung ergeben. So kann er den Gurt vibrieren lassen, damit sich der Fahrer darauf vorbereitet, die Kontrolle über das Fahrzeug von dem autonomen System zu übernehmen. Andere haptische Signale, etwa leichtes und schnelles Pulsieren, lassen sich als weitere Warnhinweise gestalten. „Die körpernahen Impulse des Gurtsystems sind die effizienteren Warnhinweise als Displays oder LEDs und minimieren die Reaktionszeit des Fahrers“, sagt Harald Lutz, Entwicklungsleiter bei ZF Lifetec.

Autorin: Beate Glaser (kb)

Abbildung: ZF Lifetec