Baumunfällen enden mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich. Doch trotz aller Anstrengungen bleiben die Unfallzahlen hoch.
Bäume am Straßenrand sind für Autofahrer, die mit ihrem Fahrzeug unbeabsichtigt von der Straße abkommen, eine tödliche Gefahr. In Österreich beispielsweise prallen jeden Tag im Schnitt zwei Personenwagen gegen einen Straßenbaum – alle zehn Tage kommt ein Mensch dabei ums Leben. In Deutschland ist die Situation noch schlimmer: 17 Prozent aller Alleincrashs landen an einem Baum, während es in Österreich „nur“ 9,5 Prozent sind. Die Verteilung auf die einzelnen Bundesländer in Deutschland ist naturgemäß sehr unterschiedlich. So enden allein vier von zehn Alleinunfälle in Brandenburg mit seinen vielen Alleen vor einem Baum. Im ländlich geprägten und weitläufigen Niedersachsen sind es mit 37 Prozent nur etwas weniger, und in Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil bei 25 Prozent.
Jeder sechste tödliche Unfall in Deutschland wegen Bäumen
Hinter diesen nackten Zahlen verbirgt sich viel Leid. Seit 1995, dem Jahr, in dem die Baumunfallstatistik zum ersten Mal erhoben wurde, fanden insgesamt nahezu 30.000 Nutzer eines Autos oder Motorrads in Deutschland den Tod, weil ihr Fahrzeug gegen einen Straßenbaum schleuderte. Zwar wurde in den vergangenen dreißig Jahre viel durch Aufklärungsarbeit und Verbesserung der Infrastruktur unternommen, um die Schwere von Baumunfällen zu reduzieren oder sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Trotzdem ist ihr Anteil in der offiziellen Unfallstatistik kaum gesunken: Jeder sechste tödliche Unfall auf Deutschlands Straßen fällt in diese Kategorie.
Gefahrenfalle: Kurven
Baumunfälle bereiten den Verkehrssicherheitsexperten große Sorgen, weil viele Verunglückte zu Tode kommen. Die Gefahr lauert vor allem in Kurven. „Eigentlich müsste man jeden Baum dort fällen“, meint Jann Fehlauer, Geschäftsführer für den Automobilbereich der Sachverständigenorganisation DEKRA. Auch beim österreichische Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) widmet man sich verstärkt den Baumunfällen und hat eine Bestandsaufnahme erstellt. Dabei hat das KFV ermittelt, dass sich Landstraßenunfälle im Vergleich zum sonstigem Unfallgeschehen auf Österreichs Straßen überdurchschnittlich häufig am Abend, in der Nacht und am frühen Morgenstunden ereignen, genauer gesagt in der Zeit von acht Uhr abends bis acht Uhr morgens. Dabei fällt auf, dass es überwiegend junge Männer im Alter von unter 25 Jahren sind, die mit ihrem Fahrzeug von der Fahrbahn abkommen und gegen einen Baum prallen – kurioserweise ist es oft der einzige weit und breit.
Oft wurde der Sicherheitsgurt nicht benutzt
Dass Baumunfälle häufig tödlich verlaufen, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch damit zu tun, dass der Sicherheitsgurt nicht angelegt worden war. „Ein Zeichen folgenschwerer Ignoranz“, urteilt das KFV. Denn für eine nicht angeschnallte Person liegt das Risiko, bei einem Autounfall tödlich verletzt zu werden, statistisch gesehen zehnmal höher als bei einer angegurteten Person. So ist der Gurt zusammen mit dem auf den Autofahrer abgestimmten Airbag die wichtigste passive Sicherheitseinrichtung eines Autos und überlebenswichtig. Diese Faustregel gilt umso mehr, als auf Landstraßen gemeinhin viel zu schnell gefahren wird – was nicht nur heißt, dass gerast wird. Oftmals wird die Geschwindigkeit nicht an eine schwierige Fahrsituation angepasst, bei eingeschränkter Sicht etwa oder wenn es geregnet hat. Dann steigt das Risiko ohnehin an, von der Fahrbahn zu rutschen und mit einem Baum zu kollidieren. Jedenfalls zeichnen sich Landstraßen in deutschen wie auch in österreichischen Unfallstatistiken regelmäßig durch mehr Unfälle aus als Innerortsstraßen und Autobahnen.
Alkohol ein zentraler Unfallfaktor
Ein weiterer Faktor für die Häufigkeit von Alleinunfällen in den Nachtstunden ist Alkohol am Steuer. Nach KFV Angaben spielt Trunkenheit am Steuer bei etwa jedem fünften Pkw-Alleinunfall auf Landstraßen eine Rolle, während dies nur bei jedem fünfzehnten Crash im Gesamtunfallgeschehen Österreichs der Fall ist.
Autorin: Beate M. Glaser (kb)
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