//Hockenheimring – Neubeginn mit fünf Investoren

Hockenheimring – Neubeginn mit fünf Investoren

Deutschland hat fünf permanente Rennstrecken (Nürburgring, Hockenheim, Sachsenring, Oschersleben und Lausitzring), doch so gut wie keine großen internationalen Motorsportveranstaltungen – mit Ausnahme des Weltmeisterschaftslaufes für Motorräder auf dem Sachsenring. Das soll nun anders werden. Für den Hockenheimring sind fünf deutsche Investoren im Gespräch, die den Traditionskurs mehrheitlich kaufen und viel Geld investieren wollen, um ihn zu neuem Leben zu erwecken. Auch F1-Rennen sind eingeplant.

2002 wurde die Länge der ehemaligen Hochgeschwindigkeitsstrecke drastisch gekürzt, eine vergrößerte Südtribüne und die neue Mercedes-Tribüne mit Blick zur Nordkehre gebaut. Eine Spitzkehre nach der langen Parabolika schufen neue Überholmöglichkeiten für die Formel 1-Wagen. Die Zuschauerkapazität wurde von 83.000 auf 120.000 erhöht.

Da die Umbaumaßnahmen über 60 Mio. Euro kosteten, wurden in der Folge die Eintrittspreise entsprechend erhöht, was viele Zuschauer davon abhielt, die Strecke weiterhin zu Formel 1-Rennen zu besuchen. So konnten die Baukosten nicht zurückgezahlt werden, was die finanzielle Lage der Hockenheim-Ring GmbH drastisch verschlechterte und diese Schuldenlast, sie beträgt derzeit noch etwa 20 Mio. Euro, belastet die Stadt Hockenheim, die fast alleiniger Eigentümer ist, bei dem heutigen Zinsniveau stark und deshalb gibt es neue Überlegungen, alles zu ändern.

Schulden und wenige Einnahmen

Die Stadt Hockenheim will Anteile an ihrer Rennstrecke abgeben und gleichzeitig ihr finanzielles Risiko minimieren. Sie setzt auf fünf Investoren. Die Strategie: Risiko minimieren und den Standort halten.

Aktuell hält die Stadt 94 Prozent der Anteile an der Hockenheim-Ring GmbH. Dem Badischen Motorsport Club (BMC) gehören die restlichen sechs Prozent. Das soll sich jetzt ändern. Das neue Modell sieht vor, dass der Stadt und dem BMC nur 25 Prozent gehören.

Die übrigen 75 Prozent sollen an die „Emodrom Group“ als Holding gehen. Die finanzielle Entlastung wäre riesig, erklärte Marcus Zeitler (CDU) in einer Anhörung, zu der 600 Interessierte gekommen waren. Die Investorengruppe will die Schulden der Stadt tilgen und außerdem die Bürgschaft übernehmen. Das Grundstück soll die Stadt behalten.

Die fünf Investoren sind mittelständische Familienunternehmen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Es sind: Die Assenheimer Gruppe, die Timbra Group, die Unternehmensgruppe Dünkel (u.a. Motorworld) und die Wirth Gruppe. Das operative Geschäft will man künftig zusammen mit dem Hockenheimring gestalten und in den nächsten fünf bis zehn Jahren wollen sie bis zu 250 Mio. Euro investieren. Der Stadtrat stimmte am 24. April 2024 dem Verkauf an die fünf Investoren zu

Was ist geplant?

250 Mio. Euro, das ist viel Geld. Doch soll diese Summe so angelegt werden, dass das Konzept „neuer Hockenheimring“ eine Zukunft hat. 120 Menschen arbeiten derzeit für den Hockenheimring, es sollen dreimal so viele werden. Seit 2019 gibt es das Porsche-Erlebniszentrum auf dem Hockenheimring. Die Investitionen sollen u.a. in den Ausbau des Zentrums fließen. Außerdem soll in Hockenheim eine „Motorworld“ entstehen, wie es sie beispielsweise schon in Stuttgart und Köln gibt. Passend hierzu will man auch in den Neubau eines Hotels investieren. Die Investorengruppe plant außerdem ein Zentrum für Innovation und Forschung sowie ein Fahrsicherheitszentrum für jedermann. Die Baumaßnahmen könnten ab Ende 2025 beginnen.

Bei all diesen neuen Investitionen stellt sich natürlich auch die Frage, ob der Hockenheimring in Zukunft wieder die Formel 1 bei sich begrüßen wird. Zuletzt war dies 2019 der Fall. Gleichzeitig bleibt die Formel 1 aber auch ein finanzieller Kraftakt, dämpft er die Hoffnung im gleichen Atemzug wieder. Es bleibt also abzuwarten – aber grundsätzlich ist die neue Investorengruppe dazu positiv eingestellt.

Hockenheimring seit 1932

Die ursprüngliche Strecke wurde 1932 innerhalb von nur drei Monaten als etwa zwölf Kilometer langer Dreieckskurs auf den unbefestigten Waldwegen im Hardtwald angelegt; u.a. als Teststrecke für Mercedes-Benz, aber auch als Rennstrecke, weil die seit den 1920er Jahren genutzte Karlsruher Wildpark-Rennstrecke nach behördlichem Verbot nicht mehr genutzt werden durfte.

1938 erfolgte eine Verkürzung auf 7,725 Kilometer. Die Strecke wurde auf sieben Meter und die Kurven auf neun Meter mit jeweils zwei Meter Sicherheitsstreifen verbreitert und die Oberfläche mit einem durchgängigen griffigen Makadam-Belag versiegelt. Die neugeschaffene Ostkurve hatte acht Prozent Überhöhung. Zusätzlich waren entlang der gesamten Strecke Naturtribünen aufgeschüttet.

Nach dem Krieg wurde mit Hochdruck am Wiederaufbau der Strecke, der Organisationsstrukturen und dem Rennbetrieb gearbeitet, dafür wurde am 1. März 1947 die neue Hockenheim-Ring GmbH gegründet. Mehrheitseigentümer war die Stadt Hockenheim. Bereits am 11. Mai 19476 wurde das allererste Rundstreckenrennen Deutschlands gestartet, 200.000 Menschen waren zum Hockenheimring gekommen, um u.a. Karl Kling, Alexander von Falkenhausen, Hermann Lang und Toni Ulmen am Start zu sehen.

Der Ex-NSU-Werksfahrer und Weltrekordler Wilhelm Herz war von 1954 bis 1992 Geschäftsführer des Hockenheimrings und führte diesen durch den Grand-Prix-Status für Motorräder und die Formel 1 zu internationaler Bedeutung.

Durch den Bau der Autobahn A6 in den 1960er Jahren wurde die Rennstrecke zerschnitten, die Spitzkehre in Hockenheim fiel dadurch weg. Als neuer Westteil wurde von 1964 bis 1965 das sogenannte Motodrom gebaut, ein stadionartiger Abschnitt mit engen Kurven und einer neuen Boxenanlage, das einen starken Kontrast zur schnellen Strecke im Wald bildete. Die Gesamtlänge des 1966 eröffneten Kurses betrug 6,789 Kilometer. Am 7. April 1968 verunglückte der zweifache Formel 1-Weltmeister Jim Clark bei einem Formel 2-Rennen mit seinem Lotus 48 tödlich.

Resümee

Bleibt zu hoffen, dass der „neue Hockenheimring“ die Kurve kriegt und dass dann doch die F1 (oder auch die WEC-Langstreckenweltmeisterschaft?) nach Deutschland zurückkommt.

Klaus Ridder
Titelfoto: So soll der neue Hockenheimring aussehen- Rechts das neue Hotel direkt an der Rennpiste (Grafik: Emodrom)