Bislang unentdeckte Bilder von Werksfahrer Wilhelm Sebastian-im Buch „Formel Seb – Sebastian und die Silberpfeile“
Die Geschichte der Ära der Silberpfeile in den 30-iger Jahren ist so gut wie abgearbeitet. Die Bilder, insbesondere die der Auto Union Rennwagen aus Zwickau., sind größtenteils im Krieg verschwunden – wie die Rennwagen selbst. Originale gibt es davon nur zwei, der Rest sind Nachbauten.
Beim Besuch der Motorsport Literatur-Börse im pfälzischen Grolsheim komme ich mit einem der Aussteller ins Gespräch, der ein Buch mit einem Auto Union-Rennwagen auf der Titelseite anbietet. Ich blättere den Band durch und bin überrascht: Ein Auto Union-Rennwagen in der klassischen Silberfarbe der Vorkriegsrennwagen (man nennte die Rennwagen deshalb „Silberpfeile“) auf dem Umschlag, innen neue Bilder, die ich bisher noch nie gesehen habe. Spontan kaufe ich gleich zwei Exemplare. Ich komme mit dem Autor Dietrich Conrad ins Gespräch und erfahre mehr über Buch, Autor und Verlag:
„Eigentlich habe ich zum Käfertaler Dreiecksrennen recherchiert für mein Buch „MANNOPOLiS, berichtet der Autor Conrad. „An der alten Strecke befindet sich das „Autohaus Sebastian“, von dem es hieß, dass der Gründer „irgendetwas mit den Silberpfeilen zu tun hatte“. Und tatsächlich kam es zu einem „Benzin Gespräch“, an dessen Ende sich ein Bilderschatz offenbart, der „Ur-Onkel“ Wilhelm zeigt mit Ferdinand Porsche, mit Neubauer, Nuvolari und vielen anderen Größen seiner Zeit. Wilhelm Sebastian gewinnt mit Caracciola für Mercedes-Benz, wird Silberpfeil-Pilot, feiert Siege als Rennleiter und erlebt den tragischen Auto Union-Rekordversuch von Bernd Rosemeyer. Wilhelm hat Unterstützung von seinem Bruder Ludwig, der als Rennmechaniker Rosemeyer und später Nuvolari betreut.
Der große Silberpfeil-Mythos ist eigentlich schon zig-mal beschrieben worden. Da gibt es längst nichts mehr Neues, sollte man meinen. Und dann lagen diese Bilder auf dem Tisch und erzählten eine ganz eigene Geschichte. Gar keine Frage, das musste veröffentlicht werden und „Opa“ Bernd Sebastian wusste auch wie: es soll kein trockenes Sachbuch werden, sondern die Generation seines Enkels ansprechen, die kaum noch Zugang zu diesen „alten Geschichten“ hat. Dabei sind manche Geschichten gar nicht so „alt“. Wilhelm eröffnet nach dem Krieg eine VW- Porsche-Niederlassung, in der niemand anderes als Reinhold Joest (Rennfahrer und Rennstallbesitzer) eine Ausbildung absolviert. Und „Opa“ Bernd Sebastian baut Formel V Rennwagen für Eberhard Winkler und den späteren Formel 1 Rennstallbesitzer Günter Schmid (ATS-Rennwagen). Alles in allem bin ich über ein Jahr lang nicht aus dem Staunen herausgekommen. Neben den vielen unveröffentlichten Bildern konnten dank moderner KI-Kolorierungs-Software auch bekannten Bildern neues Leben eingehaucht werden, abgerundet mit einem abwechslungsreichen Layout, wie ich finde.“ Soweit der Bericht von Autor Dietrich Conrad.
Wilhelm Sebastian war Mechaniker, Testfahrer, Rennfahrer und zuletzt nach dem Krieg Betreiber einer Werkstatt. Er hat deutsche Automobilgeschichte über 50 Jahre mitgeschrieben – und diese sagenhafte Geschichte wird mit bisher unveröffentlichten Bildern dokumentiert. Ein Glücksfall in Sachen historische Motorsportliteratur.
Der Verlag Waldkirch KG ist ein kleiner regionaler Verlag in Mannheim, geführt von Barbara Waldkirch. Man merkt bei der Gestaltung des Buches, dass da viel Liebe für’s Detail drinsteckt.
Der Autor Dietrich Conrad wurde 1962 in Mannheim geboren Nach dem Abschluss zum Maschinenbauingenieur bei Mercedes Benz beschäftigt. Aufbaustudium in Lyon zum Wirtschaftsinformatiker Nach mehreren Stationen in Deutschland wieder zurück an seinem Heimatort. Er hat mehrere Bücher geschrieben, u.a. über Kirchenbau und eine lokale Autogeschichte über Mannheim um 1900 als Autostadt.
Dietrich Conrad; Waldkirch KG Verlag-Druck-Agentur, 09/2023
Hartcover; 128 Seiten mit Bilder, größtenteils koloriert
ISBN-13: 9783864761799
Klaus Ridder