//60.000 Zuschauer am Nürburgring: Vettel und Coulthard auf der Nordschleife

60.000 Zuschauer am Nürburgring: Vettel und Coulthard auf der Nordschleife

Der Nürburgring wird bald 100 Jahre alt sein. Motorsportliebhaber aus aller Welt verbinden mit dem Nürburgring einen unvergleichbaren Mythos, wenn es um die legendäre Nordschleife geht. Eine Runde dort zu fahren oder gar an einem Rennen auf der Nordschleife teilzunehmen, das ist eine Art „Ritterschlag“.

Leider sind die heutigen F1-Rennwagen nicht mehr geeignet, Rennen auf der Nordschleife zu fahren, auch wäre ein Grand Prix dort aus Gründen der Sicherheit nicht mehr zu verantworten. Aber, einen F1-Rennwagen auf der Nordschleife zu erleben, das war am 9. September 2023 noch einmal möglich. Die ehemaligen F1-Rennfahrer David Coulthard und und der 4malige F1-Weltmeister Sebastian Vettel drehten mit einem Red Bull RB7 zwei Runden, und da kam bei den Zuschauern Freude auf. Mehr zu erleben war am südlichen Teil des Grand-Prix-Kurses des Nürburgrings in der Müllenbach Schleife, da präsentierte Red Bull Formula Nürburgring aktiven und historischen Motorsport vom Allerfeinsten.…

Vettel siegte 2013

2013 siegte Sebastian Vettel mit seinem Red Bull RB7 auf dem Nürburgring. Vor seinem Run sagte Vettel, der noch einmal im Cockpit seines „Kinky Kylie“ getauften Rennwagens Platz nahm: „Ich fühle mich wie in einer Zeitkapsel. Es kommen ganz viele Erinnerungen hoch. Hier heute passt alles zusammen – auch, dass wir jetzt mit synthetischem, also CO2-neutralem, Kraftstoff unterwegs sind.“

Erinnerungen weckte das Event auch bei vielen Fans, die bereits weit vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung an die Müllenbach Schleife und an die Nordschleife pilgerten, um sich den besten Blick auf das Spektakel zu sichern. Sie erlebten weitere Stars wie Ralf Schumacher, David Coulthard, Mathias Lauda und Gerhard Berger hautnah und bejubelten deren Runs begeistert.

Nicht ganz so optimal war das Warten der etwa 25.000 Fans an der Nordschleife. Als Zeitrahmen waren vier Stunden von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr angesetzt und es dauerte sehr lange, bis der erste Renner erschien. Es war der ehemalige DTM-Fahrer und Sohn von Niki Lauda, Mathias Lauda, der den F1-Renner Ferrari 312 B3 seines Vaters aus dem Jahre 1974 fuhr. Allerdings hatte er seinen Overall vergessen. „Das ist mir in meinen 20 Jahren als aktiver Rennfahrer nie passiert. Jetzt bin ich seit zwei Jahren nicht mehr aktiv – und dann das.“, erzählte Lauda im Interview mit Eve Scheer, Moderatorin des Red-Bull-Haussenders Servus und Gattin von VLN/NLS-Rennfahrer Frank Stippler.

Doch Lauda musste nicht wie einst Juan Manuel Fangio und Kollegen im Polohemd ans Steuer. Rechtzeitig tauchte ein Fan auf, der sich von Gerhard Berger einen Ferrari-Overall signieren lassen wollte. Nach Erhalt der begehrten Unterschrift lieh er Lauda den Overall. „Der passte perfekt.“, stellte Lauda fest. Obwohl der 42-jährige Formel-Erfahrung hat und auch die Nordschleife von mehreren 24-Stunden-Rennen kannte, war er ziemlich beeindruckt. „Das Auto hat eine ungeheure Leistung. 500 PS bei etwas mehr 500 Kilogramm Gewicht. Das Auto ist viel zu schnell für die Nordschleife. Jetzt habe ich noch mehr Respekt vor meinem Vater.“

David Coulthard war kurzfristig für den verletzten Daniel Ricciardo eingesprungen. Der schottische Formel 1-Vizeweltmeister von 2001 steuerte den RB8 und fuhr im großen Finale gemeinsam mit Sebastian Vettel über den knapp 21 km langen Kurs mit seinen 73 Kurven. „Ich fühle mich sehr privilegiert, dass ich hier heute mit Sebastian Vettel und vor einem fantastischen Publikum fahren durfte.“.

Große Show in der Müllenbachschleife

Ein Highlight war die Halftime Show mit einigen der prominentesten Vertreter des zweirdigen Motorsports: Stuntfahrer Aras Gibieza, Freestyle-Motocross-Profi Luc Ackermann und Trial-Freestyler Adrian Guggemos. Die Reifen zum Qualmen brachte Elias Hountondji, einer der beiden Drift Brothers. Da sein Bruder aufgrund einer Verletzung nicht dabei sein konnte, sorgte Conor Shanahan, aktuell Führender der Drift Masters Championships für unglaubliche Fahrmanöver.

Auch das BMW-Fahrerfeld mit Jens Klingmann, Philipp Eng, Leopold Prinz von Bayern und Markus Flasch brachte das Publikum zum Staunen. Die Gruppe der GT-Cars beeindruckte mit F1-Rennfahrer Yuki Tsunoda. Jos Verstappen, der Vater des aktuellen F1-Champions Max Verstappen, lieferte mit seinem Ford Supervan 4.2 eine atemberaubende Performance vor 35.000 Fans an der Müllenbach- und auf der Nord Schleife.

Ein Heimspiel war es für Carrie Schreiner, die als erste deutsche Pilotin in der F1-Academy überzeugt. Direkt vor dem Start mit einem F4-Renner sagte sie: „Ich bin auf der Nordschleife zuhause und es wird sicher total surreal, die Strecke ganz für mich alleine zu haben. Ich werde jetzt jede Kurve genießen.“.

 Zwei Läufe zur VLN/NLS-Langstreckenmeisterschaft

Die Red-Bull-Show fand im Rahmen des 12h-Rennens der VLN/NLS-Langstreckenmeisterschaft statt. Es fanden zwei 6h-Rennen statt, wobei der erste Lauf am Samstag um 15.30 Uhr gestartet wurde und bis in den späten Abend ging. Der zweite Lauf wurde, wie immer, um 12.00 Uhr am nächsten Tag gestartet.

BMW ist in der Nürburgring Langstrecken-Serie derzeit kaum zu schlagen. Der Norweger Christian Krognes und der Pole Jakub Giermaziak gewannen am Wochenende beide 6h-Rennen. 

Übrigens, doppelter Einsatz für die zierliche Carrie Schreiner: Bei der Red Bull Formula Nürburgring im Formel 4, nun bei der VLN/NLS im BMW M4 GT3 von Walkenhorst Motorsport. 

Text und Fotos: Klaus Ridder