Die Classic Days auf Schloss Dyck in der Kölner Tieflandbucht, etwa 40 km nordwestlich von Köln, waren jahrelang die Hochburg für Freunde alter oder seltener Automobile und Motorräder. Bedingt durch die Corona-Pandemie sowie Probleme mit der Stiftung NRW, die Eigentümer des Wasserschlosses ist, zog man nach Düsseldorf um in den „Green Park“. Das ist ein wunderschönes Gelände unter Bäumen, nördlich des Fußballstadions gelegen.
Viele Jahre herrschte wunderschönes Wetter, schicke Damen konnten ihre Hüte ausführen, die überwiegend männlichen Oldtimer-Fans zeigten ihre Raritäten aus der Garage und die Familien machten Picknick inmitten alter Autos und unter grünen Bäumen. Alle waren „happy“. Doch in diesem Jahr spielte der Wettergott nicht mehr mit, die Veranstaltung musste mittags am dritten Veranstaltungstag aus Sicherheitsgründen (es gab eine Unwetterwarnung) abgebrochen werden. Schade für den Veranstalter, für die Oldtimerfans und auch für die vielen ehrenamtlichen Helfer.
Classic Days finden seit der Erstauflage 2006 immer am ersten Augustwochenende statt, diesmal vom 4.-6. August 2023? Das Festival of Culture and Motoring Lifestyle hat 14 mal linksrheinisch am Schloss Dyck stattgefunden. 2020 und 2021 musste es pandemiebedingt pausieren. Seit dem Jahr 2022 wird das Festival auf größerem und ausbaufähigem Gelände mit guter Infrastruktur in der Landeshauptstadt Düsseldorf veranstaltet. Veranstaltungsort der 16. Classic Days war der „Green Park“, was eine Classic-Days eigene Bezeichnung ist. In der „Real World“ heißt der Ort schlicht „P1“ und gehört zum Parkplatzgelände der Messe Düsseldorf.
Den Classic-Days-Namen verdankt der „Green Park“ seinen rund 1.500 schattenspendenden Laubbäumen und dem gepflegten Wiesengrund. Der sonst so profane Parkplatz verwandelte sich in mehr als ein Dutzend Themenwelten, in denen liebevolle Deko und zeitgenössisch passend zu den Jahrgängen ihrer Fahrzeuge gekleidete Besucher eine eigene, relaxte Picknickatmosphäre schafften. Spektakuläre Fahrzeuge fuhren auf dem Rundkurs, belebte Ausstellungsbereiche, Prominente und Motorsportlegenden waren anwesend.
Trotz der thematischen Fokussierung auf 137 Jahre Kraftfahrzeug-Geschichte sind die Classic Days keineswegs nur und ausschließlich eine Auto-Veranstaltung. Ausrichter des Festivals ist der ehrenamtliche tätige Verein Classic Days e.V. Er veranstaltet das Event, um Spenden für gemeinnützige und soziale Zwecke sammeln zu können. In 2023 wird der Nutznießer dieses Engagements unter anderen die Stiftung „giving back“ sein.
Rennfahrerlegenden
Rennfahrerlegenden, die einst Motorsportgeschichte geschrieben haben, gehören auch zur Veranstaltung. Der ehemalige BMW-Motorsportchef Dr. Mario Theissen war gekommen. Kurt Ahrens, einer der talentiertesten Rennfahrer der 60er Jahre war aus Gifhorn angereist. Dauergast bei den Classic Days ist Jochen Mass, ehemaliger F1-Rennfahrer und Sieger vieler Sportwagen-Rennen. Sogar der Adel war vertreten, Leopold Prinz von Bayern, der einst mit Hans-Joachim Stuck so allerhand Späße im „Motorsport-Zirkus“ betrieben hat. Aus Italien war Dindo Capello angereist, einst für AUDI unterwegs und mehrfach Sieger bei den 24h-Rennen von Le Mans. Diese Rennfahrerlegenden gaben fleißig Autogramme und drehten lautstarke Runden auf der „Rennstrecke“.
„PS-Speicher“ und E-Fuels
Die meisten Autos gesammelt hat auf deutschem Boden der „PS-Speicher“ in Einbeck (Leine) und ein kleiner Teil davon wurde ausgestellt zum Thema „Historische Konzepte der Motorisierung“. Dabei war auch ein Pkw aus der Nachkriegszeit, der einst mit Holz (statt Benzin) betrieben wurde. Auch Kraftstoffe der Zukunft (fuels oft he future) waren ein Thema in einer Podiumsdiskussion.
Abbruch nach Unwetterwarnung
Die Classic Days 2023 sind am Sonntag, den 6. August etwas früher zu Ende gegangen als geplant. Nachdem Freitag und Samstag noch geprägt waren von überraschend angenehmen Temperaturen und insgesamt besserem Festival-Wetter als vorhergesagt – unterbrochen von zwei kurzen Schauern – war der Sonntagvormittag zwar wechselhaft, aber immerhin überwiegend trocken. Er bescherte den Organisatoren aber mittags eine amtliche Wetter-Warnung des Deutschen Wetter Dienstes (DWD) mit der Ankündigung von starken Gewittern, Starkregen und Windböen bis zu 55 km/h (Windstärke 7).
Mit Blick auf die Sicherheit von Besuchern, Teilnehmern, Kooperationspartnern, Händlern und Dienstleistern auf dem Gelände hat das Team der Classic Days dann eine Beendigung der Veranstaltung entschieden.
Viele Sonntagsbesucher waren bis 13.00 Uhr schon angereist und hatten am Vormittag die Fahrten der verschiedenen Startergruppen auf der Rundstrecke in Demonstrationsläufen der Racing Legends gesehen oder das weitläufige Festivalgelände erkundet. Denn auch bei den 16. Classic Days gab es wieder viel zu sehen: Sonderthemen und -ausstellungen, dekorierte Bereiche, Präsentationen der Partner mit Klassikern, ein neuer Bereich „Tuning meets Classic“ und die „Galerie 1886“ des ADAC-Nordrhein, sowie „Stars & Stripes“, „Nostalgic Journeys“, „Lovely Heroes“, „Charme & Style“ oder den inhaltsstarken und informativen e-Fuel-Talk zum Thema „Zukunft der Kraftstoffe“.
Insgesamt kamen 35.800 Besucher zu den Classic Days. Der Anteil von Familien mit Kindern war beim ausgesprochen familienfreundlichen „Festival of Motoring Culture & Lifestyle“ wieder bemerkenswert hoch.
Bei einer sommerlicheren Wetterprognose wären mit Sicherheit noch mehr Fans und Besucher in den „Green Park“ nach Düsseldorf gekommen – die Organisatoren zogen aber insgesamt eine positive Bilanz.
Classic Days 2023 am Green Park in Düsseldorf sind nun Geschichte – die Veranstalter freuten sich dennoch, dass bei mittelprächtigen Wetteraussichten viele Besucher gekommen waren.
Klaus Ridder