//Vater des 7. Sinns verstorben

Vater des 7. Sinns verstorben

Alfred Noell, der „7. Sinn“-Erfinder, Regisseur, Autor und TV-Produzent ist vergangenen Mittwoch im Alter von 90 Jahren gestorben. Unvergessen ist bis heute unter anderem die Titelmelodie, die Noell persönlich für diese Mini-Serie und zugleich längstlaufendste Sendung ihrer Art weltweit kreierte. Vor rund 60 Jahren hatte Noell das legendäre Format konzipiert. Als TV-Produzent setzte er neben dem „7. Sinn“ in den Jahrzehnten danach noch weitere Meilensteine im deutschen Fernsehprogramm.

Mehr als 10.000 Filme, Fernsehserien und Werbespots produziert

Seine Medien-Karriere startete Noell 1953 bei der Hildener Zeitung. Nach seinem Volontariat ging er 1956 zur Rheinischen Post nach Düsseldorf. Ab 1959 gestaltete er erstmals selbst Reportagen für das Fernsehen. Im Folgejahr gründete er ein eigenes Unternehmen und begann als ständiger freier Mitarbeiter beim WDR, unter anderem für das WDR-Regionalprogramm Hier und Heute. Während seiner 25 Jahre dauernden Arbeit für die ARD-Sportschau lieferte er, teils unter abenteuerlichsten Reise-Bedingungen, Beiträge für mehrere hundert Sendungen, darunter zur Rallye-Weltmeisterschaft und 17 Berichte über die Rallye Monte Carlo.

Im Jahr 1966 schuf Noell das Konzept der Serie Der 7. Sinn, die bis heute als „die Mutter aller Verkehrserziehungssendungen“ gilt und den die FAZ einst als „spannendsten Kurz-Krimi im deutschen Fernsehen“ bezeichnete. Bis zur Einstellung der Sendung im 39. Jahr ihres Bestehens durch den WDR im Jahr 2005 produzierte Alfred Noell 1754 Folgen, für die er mehrere, darunter auch internationale Auszeichnungen erhielt.
Zu den Auftraggebern seiner Firma Cine Relation GmbH zählten im Laufe der Jahre ARD, ZDF, DSF und n-tv. Bis 2005 realisierte Noell mehr als 10.000 Filme, Fernsehserien und Werbespots für Fernsehsender, Automobilkonzerne, Ministerien und Verbände. Alfred Noell war Träger des Bundesverdienstkreuzes und wurde mit über 60 nationalen und internationalen Fernsehpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit der Silbernen Nymphe von Monte Carlo, seinerzeit überreicht von der Fürstin Grazia Patrizia.

2008 als Berater mit dem 7. Sinn in China

Zu Beginn der 1980er-Jahre gründete Noell darüber hinaus den Verband der Fernseh-, Film- und Videowirtschaft Nordrhein-Westfalen mit und übernahm als dessen Vorstandsmitglied sechs Jahre die Geschäftsführung. In Zusammenarbeit mit der Regierung Nordrhein-Westfalens erstellte er seinerzeit auch eine Vorlage für das Filmförderungsgesetz des Landes.
Ein Herzensanliegen waren Noell stets die Interessen und die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr. Im Auftrag von ARD und ZDF schuf Noell mehrere langlaufende Serien fürs Nachmittagsprogramm, darunter die Serien Herr Daniel paßt auf, Was Kalle Quast nicht paßt, Kalles Kleister Kompanie sowie das Märchen Zauber um Romana. Darüber hinaus setzte er sich mit der Gründung des Vereins „Hilfe für das verkehrsgeschädigte Kind“ stets auch für mehr Achtsamkeit gegenüber Kindern im Straßenverkehr ein. Er inszenierte zahlreiche öffentlichkeitswirksame Aktionen mit dem HVK-Affen, mit dem er für das besondere Schutzbedürfnis von Kindern im Verkehrsgeschehen sensibilisierte.
Bis zum Jahr 1991 wirkte Noell außerdem maßgeblich an mehr als 80 Folgen der Quizreihe So läuft’s richtig mit, die Dieter Thomas Heck und Ramona Leiß moderierten. Ebenfalls aus seinem Hause stammt die Vorabend-Serie Siebenbirken. 1994 erschien im Vorabendprogramm des ZDF die von der Cine Relation GmbH produzierte Reihe Ohne Schein läuft nichts. Unter der Ägide von Alfred Noell entstanden darüber hinaus Beiträge für Kultur- und Wissensmagazine, Einteiler und Fernsehfilme.

2008 begleitete Noell als Berater den Export des Konzepts des „7. Sinn“ ins chinesische Fernsehen, den seine Partnerin und Mitgesellschafterin Angela Recino seinerzeit im Auftrag von Volkswagen China in Peking und Shanghai realisierte.
Angesichts seiner intensiven und langjährigen Einsätze in Bereich Auto und Motorsport gab es wohl kaum jemanden, der so viel über Oldtimer wusste wie Alfred Noell. Sein umfassendes und detailreiches Wissen teilte er unter anderem in seinem Buch „Geliebtes Blech“ mit, das er 2013 im Heider-Verlag im Alter von 80 Jahren veröffentlichte. Bis zuletzt war er als Experte mit kurzweiligen Gast-Beiträgen über Oldtimer in der Print-Presse vertreten oder gern gesehener Talk-Gast in Podcasts. Nach seinem 90. Geburtstag in diesem März hatte er gerade zwei neue Buchvorhaben aufgesetzt. Sein Tod kam für Familie und Freunde völlig überraschend.

(Angela Recino/bic)