//Was tun gegen steigende Unfallzahlen mit Pedelecs?

Was tun gegen steigende Unfallzahlen mit Pedelecs?

Jeder fünfte Mensch über 55 Jahren in Deutschland nennt ein Pedelec sein Eigen. Das zeigt aus Sicht des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), dass das Fahrrad mit einem Elektromotor als Tretunterstützung im Alltag angekommen ist. Immerhin schwingen sich nahezu drei Viertel der über 54jährigen Pedelec-Nutzer mindestens einmal in der Woche auf den Sattel, wie in einer vom DVR beauftragten repräsentativen Umfrage festgestellt wird.

Die Studie belegt, dass ältere Menschen die bis zu 25 km/h schnelle elektrische Hilfe schätzen, weil die Fahrt weniger anstrengend ist und auch längere Touren möglich sind. DVR-Präsident Manfred Wirsch meint, dass das Pedelec „eine wichtige Form der privaten Mobilität“ geworden ist. Wenn da nur die vielen Unfallopfer nicht wären.

Im Zuge des allgemeinen Fahrrad-Booms steigt auch das Risiko zu verunglücken. Im vergangenen Jahr kamen nach Zahlen des Statistischen Bundesamts 31 Radfahrer mehr bei einem Verkehrsunfall ums Leben als 2021, das war eine Steigerung um 14 Prozent. Noch schlimmer sieht es bei den Pedelecs aus. Hier gab es sogar 75 Unfalltote mehr zu beklagen, ein Plus zum Vorjahr um nicht weniger als 60 Prozent.

Es sind nicht zuletzt die schlechten Radwege, die zu den steigenden Unfallzahlen beitragen. Entweder sind sie zu klein, ungepflegt, unsicher angelegt oder gar nicht vorhanden. Doch auch die Pedelec-Nutzer können einiges zur Verbesserung der Sicherheit beitragen, wie die DVR-Untersuchung zeigt. Schließlich jeder zweite Umfrageteilnehmer an, bei einem Unfall selbst schuld gewesen zu sein, und der Anteil der Alleinunfälle, also ohne Beteiligung einer weiteren Person, liegt bei 36 Prozent. Zum Vergleich: Die Quote der Alleinunfälle beträgt bei normalen Drahteseln nur 26 Prozent. 

Laut der Studie ist sich eine Mehrheit durchaus bewusst, dass das Unfallrisiko mit einem schnellen und schweren Pedelec höher ist als mit einem üblichen Fahrrad. Ein knappes Drittel ist als Pedelec-Fahrerin oder -Fahrer sogar schon einmal in eine gefährliche Situation geraten oder in einen Unfall verwickelt gewesen. Als besonders gefährlich nannten die Befragten mit großem Abstand Situationen mit schlechten Rahmenbedingungen, etwa eine witterungsbedingt rutschige Straße. Auch die Unterschätzung einer Kurve und ganz generell zu hohes Tempo zählen die Pedelec-Nutzer zu den größten Herausforderungen in Sachen Sicherheit.

Bei der Fahrt auf einem Pedelec sollte man also Respekt vor dem Tempo haben. 25 km/h sind für eine ungeschützte Person sehr schnell. Daher kann man die Bedeutung einer umsichtigen und vorausschauenden Fahrweise kaum überschätzen. Um so bemerkenswerter ist es, dass die allermeisten Befragten den größten Wert auf ein umsichtiges Miteinander im Straßenverkehr legen. Nahezu neun von zehn gaben an, andere Verkehrsteilnehmer immer im Blick zu haben. Dieses Verhalten wäre auf ausreichend vielen und besseren Radwegen und bei angemessenem Tempo sicherlich noch wirkungsvoller: für die eigene Sicherheit und die der anderen.

Der DVR führt die Präventionskampagne „Tour der Freude – sicher unterwegs mit dem Pedelec“ durch. Es sollen Unfälle verhütet werden, indem umfassend über den Umgang mit einem Pedelec aufgeklärt wird. Nähere Informationen unter www.dvr.de/pedelec.

Beate M. Glaser (kb)
Foto: Bosch