//Autonome Kleinbusse: Probleme mit der Akzeptanz

Autonome Kleinbusse: Probleme mit der Akzeptanz

Wissenschaftler, Verkehrspolitiker und Technikfreunde setzen für die Verkehrswende große Hoffnungen auf autonome Fahrzeuge. Die sollen eines Tages die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich senken, das Stauproblem in den Städten angehen und vor allem auf dem Land für bessere Mobilität sorgen. Der Haken an den Zukunftsvisionen ist, dass die Bürger ziemlich skeptisch sind gegenüber fahrerlosen Bussen. Diese Erkenntnis stammt aus einer „Akzeptanzbefragung“ des Zentrums Technik und Gesellschaft (ZTG) der TU Berlin. Darin wird aufgezeigt, dass das Vertrauen in fahrerlose Shuttles „gegenwärtig noch gering ist“.

Aus der Umfrage geht hervor, dass noch „viele technische und soziale Hürden“ überwunden werden müssen, damit autonome Mobilität in der breiten Öffentlichkeit angenommen wird. Dabei scheint es so zu sein, dass bei dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Fahrgäste „eine große Lücke klafft“ zwischen einem autonom fahrenden Shuttle mit und ohne Begleitpersonal. Zwar bewerteten fast alle Befragten (96 Prozent), die in einem Berliner Wohngebiet zwischen 2021 und 2022 an einem Pilotprojekt mit zwei Buslinien und drei begleiteten automatisierten Elektro-Kleinbussen teilnahmen ihr Sicherheitsgefühl als sehr gut oder gut. Als sie aber angeben sollten, wie sicher sie sich in einem autonomen Kleinbus ohne Personal fühlen würden, war nur noch die Hälfte der Fahrgäste überzeugt, sicher unterwegs zu sein. Jeder vierte gab an, sich in den mit maximal 15 km/h fahrenden Fahrzeugen schlecht oder sogar sehr schlecht zu fühlen.

„Diese enorme Diskrepanz zeigt, welche technischen und psychologischen Hürden noch genommen werden müssen, bevor die Technologie des komplett autonomen Fahrens von den Menschen angenommen wird“, stellt Wulf-Holger Arndt fest. Der Leiter des ZTG-Projekts hebt hervor, dass durch die Befragung ein anderer wichtiger Aspekt sichtbar wurde, dass nämlich „die Akzeptanz von autonom fahrenden Privatautos schlechter ist als im ÖPNV“.

Die Anwohner des Wohngebiets im Berliner Stadtteil Tegel, in dem die selbstfahrenden ÖPNV-Shuttle unterwegs waren, standen dem Verkehrsprojekt über alle Altersgruppen hinweg positiv gegenüber. Robert Linke-Wittich, Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZTG, ist der Auffassung, die Shuttles seien „grundsätzlich ein gutes Erweiterungsangebot“, um das Wohngebiet an den nächstgelegenen U- und S-Bahnhof anzubinden und vor allem die Mobilität von älteren Menschen „und damit deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verbessern“.

Längst nicht so begeistert sind die Gewerbetreibenden. Die Händler im Wohngebiet befürchten, dass potenzielle Kundenparkplätze wegfallen würden, um für die selbstfahrenden Shuttlebusse Haltestellen einzurichten. Dazu Projektleiter Wulf-Holger Arndt: „Der Sinn des Shuttlebetriebes hatte sich den Gewerbetreibenden nicht erschlossen.“ Er wertet das als ein Anzeichen, „dass wir als Wissenschaftler in dieser Richtung noch mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten müssen“.

Beate M. Glaser (kb)
Foto: Hochautomatisiertes Shuttle, das für das Projekt „Shuttles&Co“ 2021 und 2022 in Berlin-Tegel unterwegs war (Foto: ZTG)