//Formel 1 im Umbruch

Formel 1 im Umbruch

Neue Regeln. Neue Firmen. Neue Rennställe.

Formel 1-Rennen gibt es seit 1950, nunmehr steht die 74. Saison an. Der Formel 1-Zirkus wird „runderneuert“ – man will mit weniger Geld auskommen und das Feld der Formel 1-Boliden soll ausgeglichener werden, damit auch die sogenannten „kleinen Teams“ eine Chance haben, vorne mitzufahren. Auch in der Besetzung der Cockpits hat sich einiges getan, aber es gibt nur noch einen deutschen Fahrer in der Saison 2023. Erfreulich, dass ein weiteres deutsches Team ab 2026 dabei sein wird – AUDI steigt in die Formel 1 ein.

Hightech nicht mehr bezahlbar

Die 50er Jahre, das war eigentlich die goldene Zeit der Formel 1-Ära: Relativ einfache Technik, nicht zu viele spannende Rennen, charismatische Rennfahrer, die als Helden galten, und für die Zuschauer, die zu Hunderttausenden an die Rennstrecken kamen, war alles noch bezahlbar. Ende der 50er Jahre kamen englische Rennställe, man sprach von „Garagisten“ (Rennwagen wurden in Garagen gebaut), die die Formel 1 mit Rennwagen in Leichtbauweise und Mittelmotor revolutionierten.

Die Entwicklung der Rennwagen ging weiter, auch mit Flops, wie die hochstehenden Flügel in den 70er Jahren oder Reifen, die an einem Rennwochenende immer wieder gewechselt werden mussten und keine Renndistanz aushielten. Mit der technischen Fortentwicklung wurde alles teurer und dann so teuer, dass kleine Rennställe sich den Luxus der technischen Fortentwicklung nicht mehr leisten konnten. Es entwickelte sich eine Drei-Klassen-Gesellschaft: Vorneweg die Spitzenteams Red Bull, Mercedes und Ferrari und dahinter der Rest, wobei es auch da noch Unterschiede gab.

Nach dem altersbedingten Rücktritt von Bernie Ecclestone, der jahrzehntelang den Formel 1-Zirkus geprägt hatte, entschloss man sich zu einem Neuanfang ab 2022 und einer zweiten Stufe ab 2026: Budget-Begrenzung für alle Teams und einfachere Technik, neue Motoren ab 2026.

Neue Technik ab 2022

An der Entwicklung der „neuen Formel 1“ waren die Konstrukteure der Rennwagen, die Fahrer und der Reifenhersteller Pirelli beteiligt – unter Führung der FIA (Federation International de l’Automobile). Es gab insbesondere zwischen den großen und kleinen Rennställen natürlich unterschiedliche Meinungen.

Die Saison 2022 verlief aber, entgegen allen Erwartungen, so wie in den Jahren davor. Vorne die drei Teams von Red Bull, Mercedes und Ferrari und dahinter der Rest. Mercedes hatte Probleme mit der Aerodynamik und konnte nur einen Sieg mit Russell einfahren. Ferrari hätte vorne mit dabei sein können, haderte aber mit verschiedenen strategischen Fehlentscheidungen der Teamleitung. Alles wurde überragt von dem Ausnahmefahrer Max Verstappen mit seinem Red Bull, der in der Saison 2022 viele Siege einfuhr und frühzeitig Weltmeister wurde. Die anderen Teams blieben, wie schon den vergangenen Jahren, dahinter.

Aufgrund der technischen Probleme bei Mercedes und der Überlegenheit von Red Bull konnte das Ausnahmetalent Louis Hamilton keinen Sieg einfahren. Immerhin gab es für ihn ein paar Podestplätze. Allerdings war zu beobachten, dass es aufgrund der geänderten Regeln, etwa durch den sogenannten Ground-Effekt, mehr Überholmanöver gab als vorher. Mit der Budget-Begrenzung hatten die großen Teams Probleme, sie hatten sich daran gewöhnt, mit viel Geld zu arbeiten. Insbesondere Red Bull wollte schon inmitten der Saison mehr Geld ausgeben, als das 2022er Budget zuließ. Es war die erste Saison mit den neuen Regeln und die Macher arbeiteten an Verbesserungen, um noch mehr Gleichheit unter den Teams zu erreichen.

Neue Motoren ab 2026

Auch in Sachen Motoren für die Formel 1 soll es weitere Änderungen geben, aber erst ab der Saison 2026. Gerechnet wird mit 1000 PS-Motoren.

Der Weg zu den neuen Motoren-Reglement war steinig, so dass der internationale Automobilverband FIA erst Ende des Jahre 2022 das endgültige Reglement herausgab: 1,6 Liter V6-Motoren mit Turbolader und Begrenzung des Ladedrucks auf 4,8 bar, Verdichtungsverhältnis maximal 16:1 (bisher 18:1). Begrenzung des Benzindurchflusses auf 3000 Megajoule pro Stunde bei 10.500 Umdrehungen. Steigerung des Einsatzes von elektrischer Energie auf bis zu 50 % (ca. 475 PS). Verwendung von „nachhaltigem“ Treibstoff. Abgeschafft wird der Elektromotor, der Wärmeenergie aus dem Abgasstrahl nutzt (MGUH).

Die neuen Motoren werden kostengünstiger sein und mehr zur Gleichheit der Leistung der Motoren aller Hersteller beitragen. Als Motorhersteller sind im Gespräch Ferrari, Mercedes, Honda, Renault, Cadillac und AUDI.

AUDI und Andretti wollen einsteigen

Mit AUDI wird es ab 2026 ein weiteres deutsches Formel 1-Team geben. AUDI hat sich in den Sauber-Rennstall aus der Schweiz eingekauft und Michael Andretti (Sohn von F1-Weltmeister Mario Andretti) will mit einem Cadillac-Motor ebenfalls in den F1-Zirkus einsteigen. Es gibt aber noch Probleme, weil die anderen derzeitigen Teams sich dagegen sträuben. Diese (es sind 10 Teams) wollen den „Kuchen“ lieber unter sich aufteilen. Bleibt noch zu erwähnen, dass die zweite Volkswagentochter Porsche ebenfalls in den F1-Zirkus einsteigen wollte, mit dem Partner Red Bull. Aber eine Einigung kam nicht zustande.

Nur ein deutscher Fahrer

Es gab mal sechs deutsche Formel 1-Fahrer, darunter Weltmeister und Vize-Weltmeister. Die Zeiten sind leider vorbei. Der viermalige F1-Weltmeister Sebastian Vettel hörte Ende 2022 auf. In einem nicht siegfähigen Aston Martin fuhr er nur im Mittelfeld herum. Mick Schumacher, Sohn des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher, ist talentiert (immerhin gewann er alle bisherigen Meisterschaften, von der F4, F3 und F2), aber mit einem unterlegenen Haas-Rennwagen konnte er nicht vorne mit dabei sein. Hinzu kam, dass er mit diesem Rennwagen mit erhöhtem Risiko fahren musste, so kam es zwangsläufig auch zu Unfällen. Nach zwei erfolglosen F1-Jahren bekam er keine Vertragsverlängerung – aber einen Posten als Ersatzfahrer bei Mercedes. Es könnte sein, dass er dort mal einspringen muss – dann kann er sein wahres Potenzial zeigen. Das Cockpit von Mick Schumacher wird 2023 von Nico Hülkenberg (Emmerich) besetzt. „Hülki“ ist ein guter erfahrener Fahrer, aber auch kein „Siegfahrer“.

Die Karten werden 2023 und insbesondere 2026 neu gemischt. Aber, das Ausnahmetalent Max Verstappen mit dem gut laufenden Red Bull zu schlagen, da muss jeder F1-Fahrer sich gewaltig anstrengen.

Neue Rennstrecken

2022 kam als neue Rennstrecke der Kurs von Miami (Florida) dazu, China fiel infolge der Corona-Pandemie aus. Hinzu kommen Rennen in Katar und Las Vegas, insgesamt werden es künftig 24 Rennen sein. Die Saison startet am 5. März in Bahrain und endet, wie immer, in Abu Dhabi am 26. November. Einen Großen Preis von Deutschland wird es wohl vorläufig nicht geben.

Bemerkenswert ist, dass vier Rennen im arabischen Raum und drei Rennen in den USA stattfinden werden. An einzelnen Rennwochenende finden zwei Rennen statt, eine Art Vorrennen mit verminderte Punkteausbeute am Samstag und das Hauptrennen dann am Sonntag über die volle Grand-Prix-Distanz.

Resümee

73 Jahre F1 – eine Erfolgsgeschichte. Aber, auch Erfolge können mal zu Ende gehen. Das haben die F1-Bosse erkannt und sie strengen sich an, den F1-Zirkus zu revolutionieren. Hoffen wir, dass es gelingt, denn die F1 muss spannend und bezahlbar sein.

Klaus Ridder
Titelfoto: Mercedes