Im vergangenen Jahr verkauften die Autohersteller in Deutschland insgesamt 2,65 Millionen Personenwagen und damit 1,1 Prozent mehr als 2021. Dass das Autojahr nicht deutlich schlechter ausfiel, lag vor allem an den guten Ergebnissen des letzten Monats. Im Dezember wurden 38 Prozent mehr Pkw neu zugelassen als im Vorjahresmonat, angetrieben durch eine starke Nachfrage nach vollelektrischen und Plug-in-Hybrid-Modellen.
Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist das vergangene Jahr unter dem Strich eher enttäuschend ausgegangen: „Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 verbleibt 2022 eine erhebliche Absatzlücke von rund 26 Prozent“, unterstreicht der VDA. Die Ursachen lägen im Mangel an Vor- und Zwischenprodukten, an den hohen Energie- und Rohstoffpreisen und an der „allgemeinen Verunsicherung aufgrund des Krieges in der Ukraine“.
Marktführer war 2022 erneut Volkswagen. Die Wolfsburger verkauften 481.000 Modelle, und damit 1,8 Prozent weniger als 2021. Ihr Marktanteil machte 18,1 Prozent aus. Zweitstärkste Marke wurde wiederum Mercedes-Benz. 244.000 abgesetzte Pkw (plus 8,3 Prozent) führten zu einem Marktanteil von 9,1 Prozent. Damit haben die Stuttgarter im Rennen um die stärkste Premiummarke in Deutschland die Nase vorn. Hier hat sich Audi mit einem Verkaufsplus von 17,3 Prozent und einem Marktanteil von 8,0 Prozent knapp auf den zweiten Rang vorgeschoben. Dritter ist BMW (Verkaufsminus von 5,7 Prozent, Marktanteil 7,9 Prozent).
Die zwei stärksten ausländischen Automarken gehörten 2022 zum VW-Konzern: Škoda erreichte einen Gesamtanteil von 5,4 Prozent, und Seat sicherte sich durch ein Absatzplus von 2,7 Prozent einen Marktanteil von 4,2 Prozent. Dritter wurde die südkoreanische Marke Hyundai mit einem Anteil von 4,0 Prozent.
Bei anderen tradierten Marken zeigte sich 2022 ein sehr unterschiedliches Bild. Ford wuchs mit 3,9 Prozent deutlich stärker als der Markt, während Fiat um sechs Prozent und Opel um elf Prozent einbrachen. Bei Peugeot hält der Abwärtstrend weiter an. Nach einem Minus von 14 Prozent erreichten die Franzosen einen Marktanteil von nur noch 1,7 Prozent. Die Schwestermarke Citroën stürzte genauso stark ab und landete bei 1,4 Prozent Marktanteil.
Besonders starke Sprünge konnten 2022 reine E-Autohersteller verbuchen. Die Volvo-Tochter Polestar verbesserte das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 166 Prozent und der US-Autobauer Tesla um 76 Prozent. Aber auch die rumänische Renault-Tochter Dacia, bekannt für sehr günstige Autos, und der US-Hersteller von Premium-SUV aus dem Stellantis-Konzern, Jeep, waren überaus erfolgreich. Von Dacia wurden 50 Prozent mehr Autos neu zugelassen als 2021, von Jeep 27 Prozent mehr.
Die am stärksten nachgefragte Fahrzeugklasse waren die SUV mit 29 Prozent. Es folgen die Kompaktwagen mit 16 Prozent und die Kleinwagen mit zwölf Prozent. Eine Renaissance erfahren die Großraumvans, für die sich ein Viertel mehr Autokäufer entschieden als noch im Vorjahr.
Die Antriebswende
Die Wende bei den Antriebsarten setzte sich im vergangenen Jahr stark fort. Im Dezember war erstmals in einem Monat mehr als jeder zweite Neuwagen vollelektrisch oder mit einem Plug-in-Hybrid-Antrieb ausgestattet. Allein die reinen Stromer stiegen um 115 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zwar entschied sich im Gesamtjahr trotz sinkender Tendenz noch jeder dritte Autokäufer und damit eine relative Mehrheit für einen Benziner, doch bereits die Diesel-Pkw lagen mit einem Marktanteil von 17,8 Prozent nur noch hauchdünn vor den reinen E-Autos, die um 32 Prozent zulegten. Plug-in-Hybride (plus elf Prozent) erreichten einen Anteil von 13,7 Prozent. Das bedeutet: Fast jede dritte Neuzulassung war 2022 ein vollelektrischer oder Plug-in-Hybrid-Pkw.
Ob diese Entwicklung im neuen Jahr eine ähnlich stark Fortsetzung erfahren wird, ist alles andere als gewiss, allein weil der Staat deutlich weniger Geld zur Kaufförderung von E-Autos und Plug-in-Hybride verteilen wird. Das könnte sich negativ auf den gesamten Automarkt auswirken, denn das knapp positive Ergebnis von 2022 war nicht unwesentlich von den staatlichen Kaufzuschüssen beeinflusst. Der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) rechnet damit, dass im neuen Jahr vier Prozent weniger Stromer und Plug-in-Hybride in Deutschland verkauft werden. „Leider werden sich die steigenden Strompreise und die niedrigere Förderung ungünstig auf die Attraktivität von Elektroautos auswirken“, erklärte der VDIK.
Kristian Glaser (kb)
Foto: ZDK ProMotor/T.Volz