Karl A. Kunz ist tot. „Nach einem arbeitsreichen Leben, zwischen Motor-Journalismus und Imkerei, ging sein Leben friedlich zu Ende.“ Knapper und präziser als diese ersten Zeilen der Todesanzeige kann man Karl Kunz, den alle ihm freundlich gesonnenen Menschen nur Carolus nannten, kaum beschreiben.
Er hat mich fast mein ganzes Berufsleben lang begleitet. Kennengelernt haben wir uns Mitte der 1970er-Jahre. Er war damals schon ein arrivierter Pressesprecher beim Mercedes-Benz – genauer Chef der Nutzfahrzeugpresse – ich verdiente mir als junger Redakteur die ersten Sporen bei „lastauto omnibus“. Unsere erste Begegnung hatte einen eher unerquicklichen Grund: Ich wurde zu ihm einbestellt, um eine seiner Ansicht nach falsche Einschätzung, die ich in einem Testbericht über den DB L 306 D veröffentlicht hatte („schlechte Sitzposition“) zu rechtfertigen. Was mir gelang und was mir – damals war er noch der Herr Kunz für mich – seinen Respekt einbrachte. Denn Kunz war zwar Mercedes-Mann durch und durch – aber eben auch ein Journalist, der sachlichen Argumenten gegenüber offen war.
Das brachte ihm im Gegenzug meine Sympathie ein, denn es war die Zeit, in der mancher Pressechef wie ein Deichgraf agierte und sich kaum mit nieder chargierten Redakteuren abgab, sondern sich bestenfalls mit Chefredakteuren einließ, sofern er sich davon Vorteile versprach. Carolus war da anders. Er war kein Mann der vielen Worte, auch keiner der großen Worte – aber einer der klaren Worte. Was er sagte, hatte Hand und Fuß, in Diskussionen war er aufgeschlossen und auch lange nach seiner Pensionierung habe ich die Gespräche mit ihm geschätzt. Gelegenheit dazu bot sich immer wieder beim VdM, dem Kunz schon 1978 beitrat und dem er auch, als er nach 42 Jahre Betriebszugehörigkeit beim Daimler in Rente ging, treu blieb.
Dabei war Motorjournalist beileibe nicht sein ursprüngliches Berufsziel. Der Förstersohn, geboren im Schloss Erbach im Odenwald, wollte sich eigentlich geistigen Dingen widmen, musste aber wegen des frühen Tods seines Vaters das Studium abbrechen und auf Industriekaufmann umsatteln. Kaum hatte er ausgelernt, fing er „beim Daimler“ unter dem legendären Pressechef Artur Keser an und blieb dort bis zum Ruhestand. In seinen vielen Jahren als Chef der Nfz-Presse war er dem VdM stets wohlgesonnen; manche Veranstaltung machte er erst möglich.
Den Ruhestand füllte er mit seiner großen Leidenschaft, der Imkerei. Zahlreiche Bienenvölker hat er bereits mit 14 Jahren von seinem Vater übernommen und über all die Jahre kümmerte er sich mit Hingabe diesem Hobby. Wen Carolus mit einem Gläschen Honig bedachte, der durfte sich glücklich schätzen.
Die Liebe zu seinen Bienen blieb bis ins hohe Alter ebenso ungebrochen wie die zu seinem Reisemobil, einem James Cock von Westfalia; natürlich auf Mercedes-Basis. Der war ihm Zugmaschine und Wohnstätte zugleich, wenn es galt, mal wieder die Bienenstöcke umzusetzen.
Beständigkeit, das zeichnete Carolus aus; auch mit Ehefrau Hildegard, mit der er vier Söhne hatte, verband ihn über 55 Jahre das Band der Ehe. Gerne und gemeinsam nahmen die beiden an den von Horst-Dieter Grosse für den VdM-Regionalkreis veranstalteten mehrtägigen Ausfahrten teil. Im Kreis seiner Ex-Kollegen fühlte er sich sichtlich wohl und blieb sich treu – zurückhaltend, bescheiden, aber stets interessiert und teilnehmend. Am Ostermontag ist Carolus im 90. Lebensjahr gestorben. Er wird uns allen fehlen.
Text & Foto: fps