Endlich mal wieder eine spannende Formel-1-Saison – Spannung praktisch bis zu den letzten Sekunden. F1-Champion wurde ein junger Niederländer, der die jahrelange Mercedes-Überlegenheit brechen konnte. Das tut dem Formel-1-Zirkus ganz gut. Gleichwohl, wenn man mal davon absieht, dass die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft an ein deutsches Team ging, war die Saison 2021 für die deutschen Fahrer Sebastian Vettel und Mick Schumacher enttäuschend. 2022 kommt ein vollkommen neues F1-Konzept und man kann nur hoffen, dass dann außer Red Bull und Mercedes auch andere Teams siegen werden.
Zweikampf: Mercedes gegen Red Bull
Eigentlich wollte man 2021 schon mit den neuen F1-Boliden starten. Doch Corona-bedingt musste alles anders als geplant durchgeführt werden. So drohte die Mercedes Siegesserie weiterhin auch die Saison zu bestimmen: Hamilton vor Stallkollege Bottas – und dann der Rest des Feldes. Doch dank des niederländischen Ausnahmetalents Max Verstappen und des mit Honda-Power ausgestatteten Red Bull-Rennwagens des österreichischen Getränkeherstellers Dietrich Mateschitz wurde das siegverwöhnte Duo Hamilton-Mercedes doch hin und wieder mal geschlagen. Das tat dem F1-Rennsport gut, weil auf einmal Spannung aufkam. Auf einmal führte sogar Max Verstappen die Weltmeisterschaft an, doch Hamilton holte wieder auf und vor dem letzten WM-Lauf in Abu Dhabi war sogar Gleichstand – beide Fahrer hatten nach 21 Rennen 369,5 Punkte. Kleiner Vorteil für Verstappen: Wenn beide Fahrer ausgefallen wären, wäre Verstappen mit mehr Siegen (9) als Hamilton (8) aufgrund des Reglements Weltmeister geworden.
Beide Fahrer kämpften extrem hart gegeneinander, oftmals gab es unfallbedingte „Ausfälle“ oder auch Strafen, wenn die Rennleitung unfaires Verhalten bei den Zweikämpfen feststellte. So war wohl das vorletzte F1-Rennen im Ölstaat Saudi-Arabien so heftig, dass Verstappen mehrere Strafsekunden aufgrund seiner gefährlichen Fahrweise bekam und Hamilton dank der Strafzeiten siegte.
Aber genau das wollen die Zuschauer ja sehen. Schade nur, dass die deutschen Fernsehzuschauer bis auf wenige Ausnahmen die F1-Saison nur über den Bezahlsender Sky sehen konnten.
Manchmal muss man Glück haben
Hamilton hatte die letzten drei Rennen vor dem Finale in Abu Dhabi gewonnen, doch von der Pole startete Verstappen vor Hamilton. Also, die beiden Rivalen ganz vorne. Den Start gewann Hamilton, doch in der ersten Runde der erste Angriff von Verstappen. Es wurde eng zwischen den beiden und Hamilton musste ausweichen, verkürzte den Streckenverlauf und blieb vorne. Er fuhr ein einsames Rennen vorneweg. War‘s das? Doch dann wechselte Verstappen nach einem Unfall in der folgenden Safety Car-Phase die Reifen, während Hamilton draußen blieb – und das war für das Rennende der entscheidende Vorteil. Eine Runde vor Rennende wurde das Rennen wieder freigegeben, Verstappen hatte die besseren Reifen und überholte Hamilton noch in der letzten Runde.
Sieg und Weltmeister, die Niederlande standen Kopf und Hamilton konnte seine unerwartete Niederlage nicht fassen. Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff war fassungslos, legte noch Protest ein, weil Verstappen regelwidrig Hamilton in der Safety Car-Phase überholt hätte. Doch der Protest wurde von der Rennleitung abgewiesen. Gleichwohl läuft die Sache vor dem obersten FIA-Gericht noch weiter.
Verstappen – jüngster F1-Rennfahrer
Jos Verstappen, der Vater von Max Verstappen, war einst Teamkollege von Michael Schumacher im Benetton-Rennstall und puschte von der Kinderzeit an seinen Sohn in die Rennfahrerkarriere. Kart, dann Formel 3 und mit 17 Jahren in das zweite Rennteam von Dietrich Mateschitz, den Toro Rossa Rennstall. Das Talent Max Verstappen wurde schnell erkannt und es erfolgte der Aufstieg in das erstklassige Red Bull Team. 2016 dann auf der Rennstrecke von Barcelona das Debut von Max Verstappen in der Königsklasse. Max Verstappen startete vom vierten Platz und nach dem Crash der beiden Mercedes Piloten Rosberg und Hamilton in der ersten Runde gewann er überraschend den Großen Preis von Spanien – nach einem fehlerfreien Rennen. Als erster Niederländer hatte er ein Formel 1-Rennen gewonnen.
Es folgten weitere Siege mit Red Bull. Dabei ist zu bedenken, dass die Mercedes Rennwagen in einer eigenen Liga vorneweg fuhren. Aber, das Ausnahmetalent Max Verstappen schaffte es immer wieder mal, Hamilton und Bottas zu schlagen. Dabei ging Verstappen nicht immer zimperlich vor, seine Attacken waren gefürchtet. Aber, letztendlich zählen Erfolge.
F1 mit großen und kleinen Talenten
In der F1-Saison 2021 spielten die anderen Rennfahrer eigentlich keine große Rolle. Allenfalls waren mal Siege drin, wenn Mercedes und Red Bull vorne Probleme hatten. So gab es Siege für Ocon (GP Ungarn), Bottas (GPTürkei), Perez (GP Aserbaidschan) und Ricciardo ( GP Italien). Sebastian Vettel, immerhin viermaliger Weltmeister, fuhr im hinteren Mittelfeld. Ein 2. Platz beim GP Ungarn wurde ihm aberkannt, weil er nach der Zieldurchfahrt nicht mehr genug Sprit im Tank hatte. Für Mick Schumacher war es ein Lehrjahr, sein bestes Ergebnis war ein 14. Platz. Aber, sein Haas-Rennwagen war wohl auch der langsamste im Feld. Oldie Fernando Alonso kam zurück in die F1 und zeigte respektable Leistungen, so kam er beim Großen Preis von Katar sogar aufs Podium. F1-Weltmeister Kimi Räikkönen beendete seine Karriere. Ferrari mit den Fahrern Leclerc und Sainz waren manchmal die besten im vorderen Mittelfeld – aber kein Sieg. Der Mexikaner Perez konnte an seinen Teamkollegen Verstappen nicht herankommen, gab ihn aber beim letzten Rennen in Abu Dhabi Schützenhilfe, indem er Hamilton das Überholen schwermachte. Als Talent entpuppte sich Russel; der Lohn: Aufstieg in das Mercedes Team im nächsten Jahr.
Ein deutsches Talent ist vorläufig nicht in Sicht und Hülkenberg wartet auf eine Chance, irgendwann mal ein Cockpit zu bekommen, wenn ein Fahrer ausfallen sollte. Das Talent hätte er!
Neue Rennwagen ab 2022
Die Formel 1 ist zu teuer und war bis zur Saison 2021 langweilig. Wer am meisten Geld investieren konnte, der konnte auch die besten Rennwagen bauen – mit Ausnahme von Ferrari. Ab 2022 (ursprünglich schon ab 2021) wird es neue Rennwagen geben, allerdings bis 2026 noch mit den alten Motoren. Die neuen Rennwagen sind vollkommen anders, die Aerodynamik beginnt praktisch mit „Null“! Das Ziel der Übung lautete, das Fahren im Pulk zu erleichtern, um auch so mehr Überholmanöver zu ermöglichen.
Alle Teams haben ein begrenztes Budget. Wegen der gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen und den schwereren 18 Zoll-Felgen werden die Renner im nächsten Jahr minimal 792 Kilogramm wiegen (bisher 752) und der Radstand ist auf 3,6 Meter begrenzt. Es wird von den Ingenieuren vorausgesagt, dass die neuen F1-Boliden nur wesentlich langsamer sein werden als die Renner der Saison 2021 – warten wir es ab. Auf jeden Fall soll es mehr Gleichheit der Renner geben, das war ja auch der Zweck der Übung. Und es steht auch schon fest: Künftig wird es noch weniger Rennen in Europa geben, dort wo die Formel 1 1950 begann. Schade!
Klaus Ridder
Titelfoto: Getty Images – RedBull