//Senioren: Sicher mobil bleiben

Senioren: Sicher mobil bleiben

Jeder Verkehrsunfall, bei dem ein Mensch zu Schaden kommt, ist schlimm. Doch für ältere Menschen kann daraus sehr schnell eine persönliche Katastrophe werden, denn die Unfallfolgen sind bei ihnen schwerer als im Durchschnitt, und sie brauchen länger für die Genesung.

14 Prozent aller Unfallopfer waren 2019 über 65 Jahre alt, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt mit 22 Prozent aber deutlich höher. „Damit haben ältere Menschen zwar ein geringeres Risiko“, konstatiert der Automobilclub Kraftfahrer-Schutz (KS), „jedoch ist diese Altersgruppe im Schnitt von schwereren Unfallfolgen betroffen und hat geringere Chancen, einen Unfall zu überleben.“

Dafür gibt es Gründe. Da ist zunächst die mit zunehmendem Alter nachlassende körperliche Widerstandskraft. Außerdem sind Seniorinnen und Senioren öfter zu Fuß unterwegs, und Fußgänger sind ohnehin einem hohen Risiko zu verunglücken ausgesetzt. Ältere kommen nicht nur durch beschädigte Gehwege oder unvorhergesehene Stufen im öffentlichen Raum schneller zu Fall. Für sie stellt ein Verkehrsunfall generell ein ungleich größeres und schweres Verletzungsrisiko dar. „Da wir alle dennoch auch künftig mobil bleiben wollen, gilt es, dieser deutlich höheren Vulnerabilität (Verletzbarkeit) älterer Verkehrsteilnehmer – sei es im Auto, auf dem Rad oder als Fußgänger – unbedingt Rechnung zu tragen“, meint der Kraftfahrer-Schutz und fordert einen generell seniorenfreundlicheren Straßenverkehr.

In der Unfallstatistik fällt allerdings auch auf, dass Sensorinnen und Senioren am Steuer häufig bestimmte Fehler passieren. Vielleicht, weil die Konzentration mit dem Alter nachlässt oder weil das Reaktionsvermögen und die körperliche Beweglichkeit nicht mehr so richtig wollen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass das Verkehrsgeschehen oft sehr hektisch, unübersichtlich und rücksichtslos ist. Jedenfalls ergab eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes von Unfällen mit Personenschaden, dass ältere Fahrer größere Probleme mit der Vorfahrt, dem Abbiegen und Wenden, Rückwärts-, Ein- und Anfahren haben. Auf der anderen Seite sollte nicht unterschätzt werden, dass sie über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen. In der Regel sind sie auch gelassener und haben eventuell auch mehr Bereitschaft entwickelt, sich verkehrspartnerschaftlich und verantwortungsbewusst zu verhalten. Jedenfalls haben sie statistisch gesehen weniger Schwierigkeiten mit Alkohol am Steuer, bei Überholvorgängen, der Nutzung der falschen Straße oder mit zu hohem Tempo. Außerdem fallen sie nicht so oft durch falsches Verhalten gegenüber Fußgängern auf.

„Die abnehmende Leistungsfähigkeit im Alter ist natürlich individuell sehr unterschiedlich. Trotzdem sollten alle älteren Fahrerinnen und Fahrer regelmäßig ihre eigene Fahrtüchtigkeit kritisch und ehrlich hinterfragen“, empfehlen die KS-Sicherheitsexperten. Das ist leichter gesagt als getan, denn wer den Führerschein abgibt, ist vor allem auf dem Land mit dem Verlust von Selbstständigkeit und Lebensqualität konfrontiert. Der Autoklub KS meint zu diesem Problem: „Ganz eindeutig wird sich in Zukunft viel bei modernen Mobilitätskonzepten, gerade auch im öffentlichen Nahverkehr, tun müssen, um der älteren Generation unbeschwerte Mobilität zu ermöglichen.“

Worauf Senioren beim Autokauf achten sollten

Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. Daher hat sich die Prüforganisation Dekra aktuelle Pkw-Modelle genauer angeschaut und worauf Senioren beim Autokauf achten sollten. „In punkto Sicherheit spielen dabei die direkte und indirekte Sicht, Fahrerassistenzsysteme sowie die Elemente der passiven Sicherheit eine wesentliche Rolle“, weiß Dekra-Unfallforscher Markus Egelhaaf.

Was man als erstes prüfen sollte: „Je weniger die Sicht durch breite Säulen oder zu kleine Fenster eingeschränkt wird, desto weniger fallen körperliche Einschränkungen im Bereich des Oberkörpers und der Halswirbelsäule oder ein verkleinertes Gesichtsfeld ins Gewicht“, erklärt Egelhaaf. Die Windschutzscheibe sollte den Blick auch auf hohe Ampeln zulassen, daher dürfen Rückspiegel, Sensoren und Kameras nicht stören – „und zwar ohne Verrenkungen in allen für die Nutzer in Frage kommenden Positionen der Sitzeinstellung.“ Auch das Wischfeld der Scheibenwischer sollte auf optimale Sicht ausgerichtet sein.

An Assistenzsystemen empfiehlt Dekra alles, was in anspruchsvollen Verkehrssituationen entlastet. „Dazu gehören etwa Kreuzungsassistent, Totwinkel- beziehungsweise Spurwechselassistent, Nachtsichtsystem oder Notbremsassistent“, ebenso Verkehrszeichenerkennung, Rückfahrkamera sowie Einparkhilfe und nicht zuletzt – bei nachlassendem Dämmerungs- und Dunkelheitssehen – intelligente Lichtsysteme oder Fernlichtassistenten.

Große, wenig verzerrende Rückspiegel, die eine schnelle Erfassung des Verkehrsgeschehens ermöglichen, helfen Schwierigkeiten beim Schulterblick zu kompensieren. Nicht minder wichtig sind Displays, die bei allen Lichtverhältnissen kontrastreich leuchten, und ausreichend große Symbole und Zahlen. Wichtige Funktionen wie für das Licht, die Scheibenwischer oder die Heizung „müssen ohne Blickzuwendung und mit haptischer Rückmeldung einfach bedient werden können“, hebt Egelhaaf eindringlich hervor. Denn: „Touchscreens führen schnell zu einer Überforderung oder gefährlichen Ablenkung.“ Was beileibe nicht nur für die Älteren gilt. Das schöne ist, dass Vorteile für Senioren auch für alle anderen Altersgruppen gut sind.

Beate M. Glaser (kb)
Foto: Was ist das richtige Auto für Senioren? Foto: Dekra