//„Ansprüche an das Auto von morgen“: VdM-Kongress Teil 2

„Ansprüche an das Auto von morgen“: VdM-Kongress Teil 2

Nicht nur das Auto wird gerade neu erfunden, auch die Vertriebswege müssen sich neuen Kundenansprüchen und veränderten Informationswegen anpassen. Dabei beeinflusst der Weltmarkt immer stärker Technik und Aussehen künftiger Autos. Beim VdM-Kongress zur Jahrestagung in Köln Mitte Oktober gab es dazu interessante Erkenntnisse.

„Die potentiellen Autokäufer sind zunehmend verunsichert“, konstatierte Stephan Lützenkirchen, Mitgründer und Head of Communication des Auto-Abo Start-ups ViveLaCar. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen: Die E-Mobilität ist noch eine Herausforderung. Welche Zukunft hat der Verbrenner? Auch Tschibo und Lidl verkaufen jetzt Autos. „Vertrauensbildend ist das nicht.“ Und schließlich die Frage, die immer mehr Menschen umtreibt: „Wieviel Auto brauche ich noch, nach den Veränderungen durch die Corona-Pandemie?“ Angesichts des täglichen Verkehrschaos in Städten wie Köln stelle sich zudem die Frage: „Ist das Auto überhaupt noch willkommen?“ Viele Fragen und Veränderungen, die viele potenzielle Autokäufer ratlos machen.

Stephan Lützenkirchen, ViveLaCar

Auch die Kundenerwartungen an eine Autoanschaffung hat ViveLaCar analysiert. Danach sollen die Fahrzeuge aktuell, schnell und einfach verfügbar sein, „hip“ sollten sie sein und viel Komfort bieten. Zudem sei den Kunden eine umfassende Kostenkontrolle wichtig. Der Kauf im klassischen Autohandel sei dagegen alles andere als einfach, so Lützenkirchen: „Allein elf Unterschriften sind beim Kauf eines Pkw beim Händler nötig.“ Ob das Leasingangebot in sechs Monaten noch passt, sei oft auch fraglich. „Viele Menschen leben heute ein volatiles Leben.“

Hier wolle das Auto-Abo die Angebotslücke zwischen Sharing und Miete sowie Leasing und Kauf schließen. „Wenn es maximal flexibel und leicht ist, dann ist das Auto-Abo.“ Was das heißt zählte Stephan Lützenkirchen auf: Volle Kostenkontrolle ohne Variablen, kurze Kündigungsfristen, digitale Fahrzeugbuchung ohne Papier, große Auswahl, sofort verfügbar und jedes Abo-Paket monatlich wechselbar. Je nach Bedarf kann der Kunde zwischen Paketen mit 200 bis 2.500 Kilometer pro Monat wechseln.

Da viele junge Menschen in den Markt kommen, „die völlig anders ticken und nur mit ihrem Mobile Device funktionieren“, habe das Auto-Abo großes Potential, ist Stephan Lützenkirchen überzeugt und sieht sich durch die Einschätzung von Auto-Experten bestätigt. ViveLaCar arbeitet dabei mit dem klassischen Autohandel zusammen, die ihre Fahrzeuge auf der Plattform von ViveLaCar anbieten. „Der Händler profitiert davon zweimal, einmal von den Abogutschriften und dann vom Verkauf der Fahrzeuge nach dem Abo.

Und wer nutzt das Auto-Abo über ViveLaCar? Nach Aussagen von Stephan Lützenkirchen ist der Gewerbeanteil auf inzwischen 30 Prozent gestiegen. Die Abolaufzeit betrage im Schnitt neun Monate und die Kunden haben ein Durchschnittsalter von 46,6 Jahren und sind damit zehn Jahre jünger als der klassische Neuwagenkäufer.

China beeinflusst die Autos für den Weltmarkt stark
Auf welche Innovationen legen Autokäufer künftig das größte Gewicht? Mit dieser Frage setzte sich Siegfried Trede, Leiter der Kölner DAT Akademie, auseinander. Daraus abgeleitet: Wie sehen künftige Autos für den Weltmarkt aus? Wichtige Erkenntnisse dazu liefert eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey, die seit 2014 jährlich die Kundenerwartungen in sieben Ländern untersucht und aktuell große Unterschiede zwischen Deutschland und China zeigt.

Siegfried Trede, DAT-Akademie

Umfassende Datensicherheit ist allen Kunden wichtig. Bei der Frage aber, wem Autofahrer ihre Daten anvertrauen, antworten deutsche Kunden, den Autoherstellern, chinesische Kunden dagegen vertrauen eher Techfirmen und Smartphone-Herstellern. Entsprechend sei mangelnde Konnektivität für deutsche (und japanische) Kunden die Automarke zu wechseln, kein Grund, für chinesische schon. Auch bei Sharing nehmen die Deutschen eine Sonderrolle ein, so Siegfried Trede. Weltweit sei der Autobesitz weniger entscheidend als in Deutschland.

„Die Automobilentwicklung orientiert sich an der Welt und da haben China und Indien großen Einfluss.“ Entsprechend werden Trends verstärkt. Konnektivität wird immer wichtiger, aber auch zusätzliche Services im Auto und Unterhaltungsangebote. Auch der Mobilfunkstandard 5G werde sich durchsetzen. Ein zuverlässiges 5G-Netz vorausgesetzt werde damit die Kommunikation effektiver, die Sicherheit gesteigert und auch die Unterhaltungsangebote verbessert. „Autos ohne 5G werden künftig geringere Restwerte haben“, prognostiziert Siegfried Trede. Ebenso ist er davon überzeugt, dass autonomes Fahren kommen wird, nicht so schnell, wie gedacht, aber mit den zunehmend besseren Sensoren wohl zunächst in autonomen Robo-Taxis. Damit einher werde eine Veränderung bei Aussehen der Fahrzeuge gehen, wenn die Wohlfühlatmosphäre und die Unterhaltung im Auto wichtiger werden. „Das Auto wird zum Wohnzimmer.“ Zudem werde die Technik älteren Menschen mehr Mobilität ermöglichen – ein Aspekt, der vor allem Japanern wichtig ist, deren Bevölkerung noch schneller altert als bei uns.

Beim Antrieb werde künftig der Elektroantrieb dominieren mit Batterien höherer Energiedichte und mit Fahrzeugen in neuem Design. Aber: „Reine Spaßfahrzeuge mit Verbrennern werden als letzte aussterben.“

Vollelektrisch mit legendärem Namen: der Ford Mustang Mach-E
„Konnektivität und digitale Services sind heute wichtige Verkaufsargumente“, leitete Jan Schroll, Manager Connectivity Solutions Integration & IVI Operations bei Ford, sein Referat ein. Intuitive, integrierte, personalisierte und sichere digitale Anwendungen helfen Kunden zu binden und zu halten, sind Teil der Markenloyalität. „Wir dürfen das Feld nicht den Techkonzernen überlassen“, forderte Jan Schroll.

Der neue Ford Mustang Mach-E soll diese Ansprüche als „Speerspitze für Konnektivität in Europa“ erfüllen. Er ist das erste vollvernetzte und das erste vollelektrische Fahrzeug von Ford. Das gesamte Fahrzeug und alle Funktionen werden regelmäßig mit Updates Over-the-Air auf dem aktuellen Stand gehalten. „Human centered Design“ nennt Ford sein intuitives Bedienkonzept, das je nach Nutzung und gesteuert mithilfe künstlicher Intelligenz Vorschläge macht. Alle Einstellungen können personalisiert auf den jeweiligen Fahrer zugeschnitten werden. Das ins Fahrzeugsystem integrierte Smartphone ersetzt den Fahrzeugschlüssel und eine intelligente Sprachsteuerung unterstützt bei der Bedienung zum Beispiel des Navigationssystems oder des Telefons. Hinzu kommen digitale Services, die von Ford bei Bedarf ins Fahrzeug übertragen werden. Dazu gehören Wetterdaten, Infos zu Ladestellen und Strompreise, aber auch Echtzeitdaten zur Verkehrssituation oder Gefahrenwarnungen. Über eine Smartphone-App können Informationen über das Fahrzeug, wie der Standort, abgerufen werden. Außerdem lassen sich die personalisierten Fahrzeugeinstellungen über die App in Ruhe vom heimischen Sofa aus programmieren. Wer den Zugriff auf sein Fahrzeug von außen nicht will, der könne die Over-the-Air-Updates abschalten. Der E-Call, mit dem bei einem Unfall Hilfe gerufen werden kann, bleibt dann aber erhalten.

Jan Schroll, Ford

„Das Auto ersetzt nicht das Mobile Device, also das Smartphone, aber es soll optimal integriert werden“, erklärte Jan Schroll. Ford sei deshalb eine Partnerschaft mit Google eingegangen. Generell sei bei Fahrzeugen, die Over-the-Air Updates erhalten die Cyber-Sicherheit besonders wichtig. Das gelte genauso für den Datenschutz. „Beim Datenschutz setzt Europa Maßstäbe“, deshalb werde das Thema für den Weltmarkt bei Ford in Köln bearbeitet. Der weltweit höchste Standard sei jeweils der Maßstab.

So
Foto: Georg Strohbücker

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