//Autobahnrisiko „Blow-up“

Autobahnrisiko „Blow-up“

Ein „Blow-up“ ist ein relativ neues Phänomen im Straßenverkehr. Seit das Wetter immer mal wieder Kapriolen schlägt, leiden hierzulande nicht nur Mensch, Tier und Pflanzenwelt unter den immer heißer werdenden Sommern. Auch die Straßen werden in Mitleidenschaft gezogen.

Es sind ganz besonders alte Betonautobahnen, die Hitzeperioden mit Temperaturen von 30, 40 und mehr Grad schlecht vertragen. Dann drücken die aneinanderliegenden Betonplatten gegeneinander, weil die Fugen zwischen den Platten nicht genügend Raum bieten. Sie wölben sich nach oben, so dass mit der Zeit kleine Rampen entstehen, die zu einer tückischen Unfallgefahr werden. Oft bricht die Oberfläche auch auf. Dann bilden sich kleine Krater.
Anders als Asphalt, der bei Hitze weich wird, kann sich Beton nicht ausdehnen. Das Material reagiert dann besonders empfindlich, wenn wie in unseren Breitengraden kaltes oder nasses Wetter sich schnell mit heißen Tagen ablöst. Geradezu Blow-up-prädestiniert sind bereits geflickte Bodenplatten mit Nahtstellen. Die Gefahr wird dadurch noch erhöht, dass beim Bau der Autobahn an der falschen Stelle gespart und die Betondecke zu dünn angelegt wurde.
Blow-ups sind kaum vorauszusagen. Die Autobahnmeistereien gehen daher regelmäßig auf Kontrollfahrt, um mit einem Laserscanner nach entstehenden Wölbungen zu suchen. Wird man fündig, fräst man das Blow-up ab und verschließt es mit Asphalt. Das hält jedoch nicht sehr lange, denn das Material wird an den Schnittstellen schnell porös und brüchig. Zur Prophylaxe macht man Schnitte in die Fahrbahndecke, um die Fugen zwischen den Betonplatten zu vergrößern. Das verschafft bei Hitze mehr Platz.

Betonautobahnen wird es auch in Zukunft geben, sagen Fachleute. Der Grund: Die Betonplatten sind deutlich haltbarer als Asphaltoberflächen. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen auf den deutschen Schnellstraßen ist das ein wichtiges Argument, weil sonst noch mehr Baustellen nötig würden – und dann gäbe es auch mehr Staus. Beim Neubau wendet man bereits neue Techniken an, um den gefürchteten Blow-ups vorzubeugen. Außerdem setzt man dickere Betonplatten ein und achtet auf die Materialqualität.

Bis zu 30 Zentimeter hoch

Wer mit seinem Fahrzeug auf ein Blow-up trifft, bekommt schnell ein Problem. Für Motorradfahrer werden die Hitzeschäden sogar zu einer lebensgefährlichen Bedrohung. Vor allem auf den Autobahnen in Südbayern ist das Risiko hoch, denn dort gibt es vergleichsweise viele Betonfahrbahnen. Hingegen fährt man in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, nur bei acht Prozent des 2.220 Kilometer langen Autobahnnetzes auf Betonplatten. Auch im Norden gibt es viel Beton auf der Autobahn. Da es dort aber nicht so heiß wird, entstehen Blow-ups eher selten. Im Bundesdurchschnitt bestehen 30 Prozent der Autobahnstrecken aus den grauen Platten.
Die größte gemessene Auswölbung wurde auf einer Autobahn bei Heidelberg gemessen: Sie ragte stattliche dreißig Zentimeter in die Luft. Normal ist eine Höhe von wenigen Zentimetern. Doch das reicht schon, um einen schweren Unfall auszulösen, wenn man zu schnell unterwegs ist. Zum Glück treten pro Saison im Schnitt lediglich eine Handvoll Blow-ups bundesweit auf.

Als Vorsichtsmaßnahme werden Autobahnabschnitte mit Blow-up-Risiko im schlimmsten Fall gesperrt. Oder es wird ein Tempolimit von 80 km/h festgelegt. Zudem werden Durchsagen im Verkehrsfunk gemacht und Gefahrenzeichen aufgestellt, die vor Straßenschäden warnen. Dann sollte man nicht nur das Tempo drosseln, sondern auch den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug vergrößern und aufmerksam sein. Motorradfahrer sind dann gut beraten, wenn sie die Autobahn verlassen.

(Beate M. Glaser/kb)
Foto: Succo/Pixabay