//Worin besteht das riskante Denken und Handeln junger Fahrer?

Worin besteht das riskante Denken und Handeln junger Fahrer?

Die Verkehrssicherheit junger Autofahrer ist für Fachleute eine harte Nuss: Seit Jahrzehnten gehören die jungen Menschen zwischen 18 und 24 zu den gefährdetsten Gruppen im Straßenverkehr. Man hat in der Vergangenheit zwar etliche Erklärungsansätze herausgearbeitet – das Freizeitverhalten etwa, das Selbstverständnis oder Unerfahrenheit im Umgang mit dem Auto –, doch man bekommt die spezifischen Probleme dieser Altersgruppe nicht so recht in den Griff. Aktuell sind die jungen Fahrer in doppelt so viele Unfälle verwickelt wie ältere Verkehrsteilnehmer.

Tim Jannusch, Doktorand an der TH Köln, will eine erfolgreiche Methode aus Australien übernehmen. Dort entwickelte eine Wissenschaftlerin bereits vor zehn Jahren einen speziell auf junge Fahranfänger ausgerichteten Fragebogen, um herauszufinden, wo ihre Risiken im Fahrverhalten liegen. Auf dieser Grundlage berät sie lokale Verkehrsbehörden in Fragen der Verkehrssicherheit. Dabei geht es um Themen wie Geschwindigkeit, falsch eingeschätzte Verkehrssituationen oder Fahren bei schlechtem Wetter. Jannusch übertrug den australischen Fragenkatalog auf die hiesigen Verhältnisse und erweiterte ihn um aktuelle Aspekte wie Ablenkung durch Smartphones. In einer ersten repräsentativen Befragung kam heraus, dass sich viele junge Fahrer gern mit Mitfahrern unterhalten (90 Prozent), am Steuer gelegentlich essen und trinken (53 Prozent) oder sich durch negative Emotionen beeinflussen lassen (immerhin 26 Prozent). Jeder neunte Befragte gab an, ab und zu übermäßig alkoholisiert Auto zu fahren.

„Ich hoffe, dass weitere Untersuchungen mit dem nun zur Verfügung stehenden Tool dabei helfen, ein besseres Verständnis über das Fahrverhalten dieser Zielgruppe zu bekommen“, sagt Jannusch. Dabei denkt er an gezielte Maßnahmen durch Behörden oder an von der Autoindustrie speziell entwickelte Assistenzsysteme. Sein Fragebogen erlaube es auch, so Jannusch, neue Phänomene zu erfassen. Etwa, dass sich junge Fahrer von automatisierten Systemen verleiten lassen, lieber „sozialen Aktivitäten“ nachzugehen, „statt die Fahraufgabe verantwortungsvoll zu lösen“. Was zu der paradoxen Situation führen könne, so Jannusch weiter, dass die eigentlich zur Verbesserung der Sicherheit gedachten automatischen Systeme im Endeffekt eine höhere Gefährdung durch Ablenkung zur Folge hätten.

Kristian Glaser (kb)
Foto: DVR