//DAT: Autohandel verhalten optimistisch

DAT: Autohandel verhalten optimistisch

Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hat ihr monatliches DAT-Barometer veröffentlicht. Schwerpunktthema im Mai sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Automobilhandel.

Hier die Ergebnisse im Überblick:

o Diskussion um Kaufprämie wurde zur Hängepartie: Trotz des regen Kundenzulaufs und Beratungsbedarfs zögerten wegen der Diskussionen um eine Kaufprämie 57 Prozent der Kaufinteressenten beim Handel bis Ende Mai ihren geplanten Autokauf hinaus.

o Händler wurden häufiger mit Nachlassforderungen konfrontiert: 67 Prozent der Händler bestätigten, dass seitens privater Interessenten vermehrt Nachlässe gefordert wurden. Ein Viertel der Autohändler registrierten keine gestiegene Zahl an Nachlassforderungen.

o Probleme bei der Beschaffung individuell konfigurierbarer Neuwagen: 59 Prozent der Händler gaben an, Schwierigkeiten bei der Beschaffung individuell konfigurierbarer Neufahrzeuge und auch beim Zukauf von Werksdienstwagen zu haben. Immerhin werden über die Hälfte aller privat erworbenen Neuwagen laut DAT-Report erst nach der Bestellung gebaut. Je nach Marke liegen die Anteile deutlich höher.
Die stockende Versorgung des Handels mit Werksdienstwagen liegt darin begründet, dass Mitarbeiter von Automobilherstellern und Importeuren ihre Fahrzeuge nicht im gewohnten Turnus erneuern konnten, weil in den Zeiten des Lockdowns keine oder nur sehr wenige Fahrzeug produziert wurden. Diese Fahrzeuge fehlten in der Weitervermarktung.

o Wenig Entlassungen wegen Corona: Trotz der für den Autohandel schwierigen Situation gab es wenige Entlassungen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Aufgrund der vielfach im Automobilhandel realisierten Kurzarbeit mussten nur 16 Prozent Mitarbeiter entlassen. 78 Prozent konnten ihre Mannschaft vollzählig über die Monate des Lockdowns bringen.

o Geschäftsaussichten für 2. Halbjahr verhalten optimistisch: sechs Prozent der Händler sehen die Aussichten auf das zweite Halbjahr wieder deutlich besser, 34 Prozent etwas besser. Damit sind 40 Prozent der Händler positiv eingestellt, 27 Prozent glauben, es bleibe auf dem aktuellen Niveau. Allerdings sehen immerhin 20 Prozent und damit jeder Fünfte das zweite Halbjahr deutlich rückläufig. An einen leichten Rückgang glauben zwölf Prozent.

o Forderung nach Pkw-Zulassung in den Autohäusern: 85 Prozent der Händler würden es begrüßen, die Zulassung von Fahrzeugen ohne Zutun einer Behörde/Zulassungsstelle vornehmen zu können. Besonders die Situation während und nach dem Lockdown hat bewirkt, dass sich die große Mehrheit des Handels eine Veränderung des Zulassungswesens wünscht. Immerhin 59 Prozent gaben zu Protokoll, dass zum Zeitpunkt der Befragung im Juni die Situation an den Zulassungsstellen den Prozess der Fahrzeugzulassung in erheblichem Maße beeinflusst hat, 30 Prozent sehen eine Behinderung in geringem Maße. Nur neun Prozent gaben an, der Zulassungsprozess laufe wie bisher.

o Gebrauchtwagen-Risikobestand beim Handel gewachsen: Bezogen auf die Gesamtmenge aller Gebrauchtwagen im Bestand eines Händlers stehen einige Fahrzeuge deutlich länger, als dies betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Aktuell stehen im Schnitt 38 Prozent aller Gebrauchtwagen beim Handel länger als 90 Tage – sie zählen damit zum sogenannten Risikobestand. Diese Zahl ist von 29 Prozent im November 2019 somit deutlich angestiegen. Die durchschnittliche Standzeit aller Gebrauchtfahrzeuge ist insgesamt ebenfalls angestiegen und liegt bei aktuell 104 Tage für Diesel- und bei 103 Tagen für Benzin-Pkw. Die monatliche Analyse der Gebrauchtwagen-Standzeiten wurde im März und April 2020 wegen des Lockdowns ausgesetzt.

o Gebrauchtfahrzeugwerte nur leicht gesunken: Die Analyse der Wertentwicklung für dreijährige Gebrauchtwagen wurde im März und April 2020 wegen des Lockdowns ausgesetzt. Die im Mai 2020 verkauften Pkw erzielten noch einen Wert von 55,4 Prozent (Benzin-Gebrauchtwagen) beziehungesweise 51,3 Prozent (Diesel-Gebrauchtwagen). Somit könne nicht von einer außergewöhnlichen Abwertung von Fahrzeugen gesprochen werden.

o Neuzulassungen und Besitzumschreibungen weiter deutlich unter Vorjahresniveau: Nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) sind die Pkw-Neuzulassungen im Vergleich zum Lockdown-Monat April im Mai um 39,1 Prozent auf 168.148 Einheiten gestiegen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wechselten mit 549.050 Fahrzeugen ebenfalls deutlich mehr Pkw den Besitzer als im Vormonat (+55,8 Prozent). Die Zahlen insgesamt liegen aber noch deutlich hinter den Vorjahreswerten: bezogen auf den Monat Mai 2019 -49,5 Prozent bei Neuwagen, -13,7 Prozent bei Gebrauchtwagen; bezogen auf den Zeitraum Januar bis Mai 2019 -35 Prozent bei Neuwagen, -16,1 Prozent bei Gebrauchtwagen. Es bliebe offen, ob dieses Delta im Laufe der kommenden Monate ausgeglichen werden kann.

Jürgen Karpinski, Präsident Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK): „Der Automobilhandel steht vor einem extrem herausfordernden zweiten Halbjahr. Erst hat das Warten auf die dann doch nicht beschlossene Kaufprämie auch für schadstoffarmeVerbrenner für Zurückhaltung gesorgt. Und jetzt zögern viele Kunden den Autokauf hinaus, um die ab 1. Juli sinkende Mehrwertsteuer mitzunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kfz-Zulassungsstellen teilweise auch jetzt noch gar nicht oder lediglich eingeschränkt verfügbar sind. Jedes Fahrzeug, das beim Handel steht und nicht zugelassen werden kann, bindet Kapital, das für die Händler aktuell besonders wichtig für das wirtschaftliche Überleben ist. Diese Erfahrung zeigt uns ganz klar: Wir brauchen jetzt sehr schnell die Online-Zulassung im Autohaus. Technisch dürfte das kein Problem sein, es gibt jedoch noch rechtliche Fragen zu klären. Denn auf Dauer dürfen wir uns nicht derartig von einer schwerfälligen Bürokratie abhängig machen. Dieses Verhalten ist nicht mehr zeitgemäß.“

(DAT/bic)
Foto: ProMotor