//VLN-Langstreckenmeisterschaft: Breitensport auf der Nordschleife

VLN-Langstreckenmeisterschaft: Breitensport auf der Nordschleife

Volles Programm am Nürburgring, in diesem Jahr ging es schon am 23. März los – doch der Nebel machte den Rennfahrern Probleme, er löste sich erst mittags um 12.30 Uhr auf und dann konnte auch erst mit dem Training begonnen werden. Beim nächsten Rennen gab es einen Wintereinbruch und das Rennen Mitte April wurde in der zweiten Runde abgebrochen. Erst der dritte Lauf konnte über die volle Distanz über vier Stunden durchgeführt werden, aber es regnete in Strömen. Übrigens, auch die VdM-Kollegen vom Regionalkreis West erlebten Anfang September ein Regenrennen. Das Eifelwetter ist halt abwechslungsreich, das wissen aber auch die Nürburgringfans.

Die VLN-Langstreckenmeisterschaft ist beliebt, führen die Rennen doch über die legendäre Nordschleife und da kommt Freude auf – bei den Besuchern und natürlich auch bei den Rennfahrern. Aber aus reinem Amateurrennsport ist mittlerweile Profirennsport geworden und die Amateure werden mehr und mehr verdrängt.

Ein weiteres Problem, die Renner der Typklasse SP9, das sind die GT3-Renner, werden für die 1927 erbaute Nordschleife, die zwar immer wieder modernisiert wurde, zu schnell. Sie fahren 300 km/h und das ist verdammt viel. Doch die beliebte Rennserie geht weiter –und das ist gut so!

Die VLN-Meisterschaft
Die Vereinigte Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) ist eine Rennserie, die auf der legendären Nordschleife unter Einbeziehung der Kurzstrecke des Grand-Prix-Kurses stattfindet. Streckenlänge 24,358 km. In einer Saison werden neun Rennen gefahren, die vier Stunden dauern; ein Lauf wird über sechs Stunden ausgetragen. Rennen und Training finden jeweils an einem Samstag statt. Das Training beginnt morgens um 8.00 Uhr und dauert 1 ½ Stunden. Danach haben die Teams die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge auf das Rennen vorzubereiten und in die Startaufstellung zu fahren. Nach einer Einführungsrunde hinter einem Safety-Car starten die 150 bis180 Renner in drei Gruppen ab 12.00 Uhr.

Veranstalter der jeweiligen Rennen sind Motorsportclubs, Rennleiter für alle Rennen ist Michael Bork aus Ennepetal. Die Rennen werden in einer Art Kommandostand (Race Control) überwacht, die Geschwindigkeit, z.B. an ‚Langsamfahr-Abschnitten‘, an Unfallstellen, wird über GPS gemessen. Temposünder bekommen eine Zeitstrafe.

Sieger der VLN-Meisterschaft am Ende der Saison wird das Team, das in der jeweiligen Typklasse die besten Platzierungen erreicht hat. Die Klasse mit den meisten Starten wird am höchsten bewertet – das bedeutet, dass am Ende der Saison nicht der Fahrer mit dem schnellsten Auto Meister wird.

Amateure und Formel 1-Rennfahrer am Start
Das Feld der etwa 400 (1) Fahrer ist durchwachsen – dabei sind ‚alte Hasen‘, die schon 1000 Nordschleifenrunden hinter sich haben, junge Nordschleifendebütanten – aber auch aktive und ehemalige DTM-Fahrer und hin und wieder auch ehemalige Formel 1-Fahrer am Start. In diesem Jahr startete Ex-Formel 1-Rennfahrer Martin Brundle (GB) auf einem Aston Martin und kam auch ins Ziel. Neu dabei war Fabian Vettel, der jüngere Bruder des 4maligen Formel 1-Weltmesters Sebastian Vettel. Dabei waren auch die DTM-Meister Rene Rast, Marco Wittmann oder Mike Rockenfeller.

Nicht jeder Fahrer, der eine schnelle Runde fahren kann, ist auch beim Rennen schnell. Für schnelle Rundenzeiten im Rennen ist es auch erforderlich, schnell zu überholen – und das muss erst gelernt werden. Die schnellen GT3 Renner überholen pro Runde wohl 30mal andere Fahrzeuge. Da darf nicht lange gezögert werden, das kostet sonst Zeit. Der Nordschleifenspezialist Frank Stippler beklagte im letzten Jahr mal, dass sein neuer Co-Pilot Vincent Kolb zwar schnell fahren könne – er müsse aber das schnelle Überholen noch lernen. Und zum Fahren gehört auch Kondition, die Nordschleife stellt hier hohe Anforderungen an die Fitness der Fahrer.

Streit um die Einstufung
Jedes Jahr dieselben Diskussionen um die Einstufung der Fahrzeuge in die jeweiligen Gruppen. Jedes Team möchte nicht zurückgestuft werden in der sogenannten Balance of Performance (BoP). Die Veranstalter wollten die schnellen GT3-Rennwagen durch kleinere Luftbegrenzer langsamer machen. Das gab viel Ärger und führte sogar dazu, dass Rennstallbesitzer und Rennfahrer Klaus Abbelen seine beiden Frikadelli-Porsche ganz aus der VLN-Meisterschaft zurückzog. Schade, der Frikadelli Porsche mit Sabine Schmitz, der Lokalmatadorin aus Nürburg, war ein Publikumsliebling. Auch Manthey Porsche aus Meuspath am Nürburgring zog nach der Disqualifikation beim 24h-Rennen wegen zu hoher Leistung die beiden ‚Grello-Porsche‘ 911 GT3 zurück, startete aber wieder mit einem Auto beim 6.Lauf Anfang September

Hintergrund für die Maßnahmen der Rennleitung: Auf Veranlassung der obersten Internationalen Motorsportbehörde FIA wurde die Leistung aller GT3-Fahrzeuge bereits zum ersten VLN-Rennen um fünf Prozent reduziert, um dem Sinken der Rundenzeiten entgegenzuwirken und die Sicherheit auf der Strecke zu erhöhen. Dieser Effekt tritt laut ILN jedoch nicht ein. Im Gegenteil: Während die Kurvengeschwindigkeiten unverändert bleiben, können auf den Geraden und in Bremszonen sowie beim Überholen gefährliche Situationen mit Fahrzeugen anderer Klassen entstehen.

Mittlerweile hat man sich auf einen Kompromiss geeinigt und so war der ‚Grello- Porsche‘ 911 GT3 von Manthey-Racing beim 6. Lauf Anfang September wieder mit dabei und startete vom zweiten Startplatz, fiel aber in Führung liegend durch Unfall aus.

Resümee
Nürburgring und Nordschleife – das ist der Hammer! Aber, die Probleme lagen auf der Hand, weil die GT3-Renner mit 300 km/h zu schnell wurden. Da musste etwas geschehen! Ob die richtige Entscheidung getroffen wurde, die schnellen GT3-Renner so einzubremsen, dass sie auf den langen Geraden mit reduzierter Leistung die Renner der langsamen Klassen nicht überholen können, das ist die Frage und wird ein Dauerthema bleiben.

Klaus Ridder