//24 Stunden „Grüne Hölle“

24 Stunden „Grüne Hölle“

Unweit der langen Geraden „Döttinger Höhe“, wo schon mal für GT3-Rennen 300 km/h erreicht werden, liegt der Ort Meuspath mit einem Gewerbepark. Ein bisschen Lokalkolorit? Nämlich die Rennteams Phoenix, Manthey und Black Falcon, die in Meuspath ansässig sind, machten in diesem Jahr beim 24h-Rennen, dem größten Autorennen der Welt, den Sieg unter sich aus und belegten die Podiumsplätze 1 bis 3. Auch das Team GetSpeed Performance, das ebenfalls in Meuspath zu Hause ist, war mit dem 7. Platz sehr zufrieden.
Mit 230.000 Besuchern wurde ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Auch das Wetter stimmte: Mit Ausnahme eines Regenschauers am Donnerstag blieb es 3Tage trocken, was für den Nürburgring nicht unbedingt normal ist.

Fast 50 Jahre Nordschleife

Das 24h-Rennen ist „der Hammer“ unter den vielen Motorsportveranstaltungen der Welt. Da werden am Samstagnachmittag etwa 150 Rennwagen auf den 25,378 km langen Nürburgring geschickt und kämpfen rund um die Uhr um den Sieg im Gesamtklassement oder in den unterschiedlichen Klassen. Da wird auch nachts „volle Pulle“ gefahren. Das 24-Stunden-Rennen fand immer auf der Nordschleife statt. Eine vergleichbare Veranstaltung ist das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps, das seit 1924 ausgetragen wird. Veranstalter ist der ADAC Nordrhein, Titelsponsor ist das Mineralölunternehmen TOTAL, das den vorigen Titelsponsor Zurich Gruppe Deutschland nach 19 Jahre ersetzte.

Das Rennen – nicht problemlos

Das 24-Stunden- Rennen ist spektakulär und wird auch durch häufige Unfälle geprägt. So gab es am Samstagabend einen heftigen Crash im Bereich der langen Geraden „Döttinger Höhe“. In einer unfallbedingten Langsamfahrstelle (60 km/h wurden aufgezeigt) fuhr mit mehr als 200 km/h ein Rennwagen auf den vorschriftsmäßig fahrenden „Langsamfahrer“ auf. Es gab mehrere Überschläge des schnelleren Autos – Gott sei Dank aber keine Personenschäden.

Christian Menzel, selbst Teilnehmer mit Sohn Nico und „Ringinstrukteur“, schimpfte wie ein Rohrspatz im Interview über so viele Dummköpfe unter den Fahrern – und da liegt der Nürburgring-Kenner wohl nicht ganz falsch. Hobbyrennfahrer, die sich mit viel Geld in ein „Cockpit“ einkaufen, fahren zusammen mit Rennprofis, die Motorsport zum Beruf gemacht haben. In den Siegerlisten der vergangenen Jahrzehnte finden wir Namen wie Niki Lauda, Hans-Joachim Stuck, Klaus Ludwig, Markus Winkelhock oder Petro Lamy.
Petro Lamy, Marcel Tiemann und Timo Bernhard haben den Langstreckenklassiker in der Eifel insgesamt fünf Mal gewonnen. Drei Mal Siegerin war „Miss Nürburgring“, die sympathische Sabine Schmitz aus Nürburg.

Und die Autos? 30 GT3 Rennwagen waren am Start. Versuche, die Leistung dieser Rennungetüme einzubremsen, verliefen mehr oder weniger erfolglos. So wird es wohl weiterhin so sein, dass in zwei Streckenabschnitten (Flugplatz und Döttinger Höhe) 300 km/h gefahren werden, wo auch nur „Tourenwagen“ mit 200 km/h unterwegs sind.

Drei Marken vorne

Dieses Jahr ging es beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring ums nackte Überleben. Porsche und Mercedes verschenkten den Sieg. Audi griff dankbar zu. Zum Rennende hatte Phoenix-Racing mit dem R8 LMS von Frédéric Vervisch, Pierre Kaffer, Frank Stippler und Dires Vanthoor die besten Karten, obwohl man nicht mal den schnellsten R8 stellte. Während man in der Nacht noch mehr als vier Minuten Rückstand auf die Spitze hatte und maximal mit einem Podium liebäugelte, weil man die Pace von Porsche und Mercedes nicht über die gesamte Distanz mitgehen konnte, überschlugen sich die Dinge am Sonntagvormittag. Aus der Porsche-Doppelführung wurde eine theoretische Audi-Doppelführung mit dem Land-Audi an der Spitze (der Porsche musste eine Strafe von 5,32 Minuten antreten, weil er in einer Zone mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung zu schnell gefahren war). Doch auf dem Führenden schien in diesem Rennen ein Fluch zu lasten. Denn den Land-Audi erlitt 2,5 Stunden vor Schluss ebenfalls ein Reifenschaden. Der Phoenix-Audi rückte auf und konnte den Platz an der Sonne halten, obwohl der Manthey-Typ 911 ihm nach der absolvierten Zeitstrafe noch bis auf 46 Sekunden auf den Fersen war. Am Ende hat sich das Rennen den Sieger sozusagen ausgesucht und der Phoenix-Audi von einigen glücklichen Umständen profitiert.

„Wir hatten keinen Unfall, keinen Reifenschaden und es war auch Glück dabei“, sagte Phoenix-Teammanager und VdM-Mitglied Dirk Theimann. „Aus eigener Kraft hätten wir das Rennen nicht gewinnen können.“.

Das Resümee

24 Stunden, eine lange Zeit. Da gibt es Unfälle, Reifenplatzer, Motorschäden und vieles mehr. Und letztlich gewinnt hier nicht immer der Schnellste, sondern manchmal auch der Zuverlässigste – so wie in diesem Jahr.

Schon mal den Termin für 2020 vormerken: 21. bis 24. Mai 2020.

Text: Klaus Ridder
Fotos: Dieter Lischitzki und Klaus Ridder