Im letzten Jahr haben wir uns mit einem Besuch im Porsche Museum vom bisherigen Leiter des Porsche Archivs, Dieter Landenberger, verabschiedet. Bei einem neuerlichen Museumsbesuch lernten Mitglieder des Vdm-Regionakreises Südwest nun den neuen Archivleiter Frank Jung kennen. Seit 1. Januar leitet er das Porsche-Archiv. Auf der Retro Classics konnten wir den Termin zum Kennenlernen vereinbaren. Frank Jung lud uns zu seiner ersten Ausstellung „70 Jahre Porsche“ ins Museum nach Zuffenhausen ein.
1948 hatte Ferry Porsche mit dem 356 seinen ersten eigenen Sportwagen gebaut. Am 8. Juni 1948 erhielt er die allgemeine Betriebserlaubnis. Das ist die Geburtsstunde von Porsche. Aber erst im April des Jahres 1950 begann die Serienproduktion in Zuffenhausen bei der Firma Reutter. Das Karosserie-Werk in Zuffenhausen hätte allerdings 1963 mit Einführung des 911 sehr vieler Investitionen bedurft, sodass Porsche Reutter das Karosseriewerk abkaufte. Reutter Carosserie – kurz Recaro – baute danach Sitze für Kraftfahrzeuge und heute noch für Flugzeuge. Frank Jung leitete bislang die Abteilung „Tradition“ der Recaro Holding. Unter seiner Führung wurde dort ein roter ONS-Porsche 914/6 GT aus dem Jahr 1971 in mühevoller Kleinarbeit restauriert – eine Empfehlung für seine jetzige Berufung. Nicht zuletzt stammt sein Engagement auch daher, dass er der Familie Reutter verwandtschaftlich verbunden ist.
Kein Wunder, dass Porsche auf ihn aufmerksam geworden war und sich freute, als er sich auf die verwaiste Stelle von Dieter Landenberger bewarb. Am 1. Januar 2018 übernahm er die Stelle als Leiter des Historischen Archivs. Dort leitet er die Geschicke von acht Mitarbeitern, von denen einer gerade promoviert.
Anfragen ans Archiv werden von ihm und seinen Mitarbeitern beantwortet. Viele Anfragen kommen von Journalisten, die im Porsche Archiv recherchieren. Auch diese Kollegen unterstützt Frank Jung fachkundig und freundlich, wie wir bei seiner Vorstellung erfahren durften. Ein wichtiges Anliegen ist ihm die Digitalisierung, damit diese Arbeit, unterstützt von Computern, zügiger stattfinden kann.
Bei der Führung zeigte Frank Jung die wichtigsten Meilensteine der Geschichte von Porsche beispielsweise den ersten 356, die „Sau“ oder den Taycan, den elektrischen Sportwagen von Porsche früher unter Mission E bekannt. Das Wort Taycan kommt aus dem Türkischen und setzt sich zusammen aus dem Wort „Tay“ und „Can“. Tay bedeutet Fohlen und Can bedeutet Leben. Somit soll der Begriff so viel bedeuten wie „lebhaftes Fohlen“. „Vielleicht wird das den Absatz in der Türkei beflügeln“ merkte einer der Kollegen an. Begrüßt wurden wir mit einem Glas alkoholfreien Sekt. Die Veranstaltung klang aus bei Häppchen und einem Glas Wein oder einem anderen Getränk.
Gottfried Weitbrecht
Einen Film vom Kollegen Harry Niemann (MPC) zum Besuch bei Porsche gibt es hier bei YouTube.