Ende Juni konnten Mitglieder des VdM-Regionalkreises Südwest und andere interessierte Journalisten unter der Führung von Professor Wiedemann mehrere Stationen und vor allem die Windkanäle im Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart FKFS in Funktion kennenlernen.
Das FKFS wurde von Professor Wunibald Kamm im Jahre 1930 gegründet. Es befasst sich mit der Aerodynamik von Kraftfahrzeugen. Bekanntestes Fahrzeug ist der sogenannte Kamm-Wagen, der richtungsweisende Zusammenhänge der Aerodynamik umsetzte und deshalb einen hervorragenden cw-Wert hatte. Den Zusammenhang, dass man entweder nur Vollbremsen oder Lenken kann, fasste er im Kamm’schen Kreis zusammen.
Die interessante Führung im modernen FKFS begann mit der Hydropulsanlage, wo ein Auto aufgespannt wurde und durch Hydropulser der Straßenverlauf nachgespielt wurde. Durch eine spezielle Mikrofonanordnung kann festgestellt werden, ob Bauteile des Fahrzeugs Geräusche von sich geben. Die Ergebnisse der Mikrofone werden in ein Bild umgewandelt, in dem direkt gezeigt wird, wo das Geräusch entsteht.
Nächste Station war der Thermo-Windkanal. Luftdruck und Strömungen um das Fahrzeug werden geprüft und geschaut, ob Bauteile wie Türgriffe oder Heckklappen übermäßig verschmutzt werden.
Professor Hans Christian Reuss zeigte uns den Fahrsimulator. Dort ist ein Fahrzeug in einem 360° Kino aufgebaut. Das Fahrzeug kann sich hydraulisch bewegt senken und die Straße nachfahren. So wird ohne Gefahr für Leib und Leben geprüft, wie der Fahrer psychisch auf bestimmte Anforderungen reagiert.
Lange bevor ein Fahrzeug in Originalgröße gebaut wird, entsteht ein kleines Modell im Maßstab 1 : 4 oder 1 : 5. Es wir aus Plastilin gefertigt und in einem kleinen Windkanal – dem Modellwindkanal – getestet. So kann man bei diesem Modell schon in einer sehr frühen Entwicklungsphase feststellen, ob es einen hohen Luftwiderstand hat und ob bestimmte Bereiche des Fahrzeuges umgestaltet werden müssen, damit es weniger Kraftstoff verbraucht. Durch Drucksensoren werden Luftbewegung und Druckverhältnisse an bestimmten Stellen des Fahrzeugs gemessen.
Im großen Windkanal stehen in der Regel Prototypen, die kein Außenstehender sehen darf. Deshalb ist üblicherweise dort fotografieren strikt untersagt. Da wegen des Tages der offenen Tür das Institut ein freigegebenes Fahrzeug dort stand, durften wir auch hier fotografieren. So konnten wir den Bentley in der Anlage fotografieren, bekamen die Anlage erklärt und konnten im Windkanal bis zur Turbine vordringen.
Mit den vielen interessanten Eindrücken diskutierten die Motorjournalisten nach Ende der Führung noch einige Zeit weiter.
Gottfried Weitbrecht