//24h-Rennen 2018 – das größte Autorennen der Welt

24h-Rennen 2018 – das größte Autorennen der Welt

210.000 Zuschauer, eine Woche Nürburgring, Motorsport zum Anfassen

Was sich am legendären Nürburgring in der Himmelfahrtswoche jährlich abspielt, das ist Motorsport vom Allerfeinsten. Da reisen die Fans schon am Montag vor dem Rennen an, um einen guten Platz an der 25 Kilometer langen Rennstrecke zu belegen. Da werden Zeltburgen aufgebaut, Kühlwagen mit Bier und anderen Getränken aufgefahren und meterhohe Tribünen möglichst nahe an der Rennstrecke aufgebaut. Das ist alles gigantisch. So nebenbei gibt es noch ein Autorennen mit 150 Rennwagen und etwa 800 Rennfahrern die 24 Stunden lang im Tempo bis 300 km/h auf der legendären Nordschleife fahren und die Fans mit einem tollen Sound und spektakulären Überholmanövern begeistern.

Und für die Motorsportfans ist das tatsächlich Motorsport zum Anfassen; sie können in der Startaufstellung dabei sein und begleiten die in der Einführungsrunde langsam fahrenden Rennwagen.

Eifelwetter
Auch in diesem Jahr hat die Eifel gezeigt, dass das Wetter in über 600 Metern Höhe alle Facetten zeigen kann: Nebel, Sonne und Regen. Beim Rennabbruch am Sonntagvormittag betrug die Sicht nur etwa 50 Meter und dann mit 300 km/h über die Döttinger Höhe fahren – da gehört schon Mut und Gottvertrauen dazu. Vielleicht noch zur Erinnerung, dass 2016 ein Hagelschauer nachmittags nach dem Start für einen Rennabbruch sorgte, 50 Rennwagen hatten im Bereich des Streckenabschnitts Aremberg auf der Eisschicht die Strecke verlassen oder waren ineinander gekracht. Erlebt habe ich aber auch schon Rennabbrüche im April, weil es anfing zu schneien.

Viel Show rund um den Ring
Nicht nur das 24h-Rennen begeistert die Menschen, sondern auch die Events rund um das Rennen. So fahren am Mittwochabend die Rennwagen durch die Rennstadt Adenau und die Fans sind begeistert. Das erinnert an die Vorstellung von Rennwagen und Rennfahrern im Zentrum von Le Mans beim dortigen berühmten 24h-Rennen. Da gibt es in der Tankstelle Döttinger Höhe, nur wenige Meter vom gleichnamigen Rennabschnitt der Nordschleife entfernt, rund um die Uhr Benzingespräche und der Besitzer Hans-Joachim Retterath („Retti“ genannt) erzählt so manche Anekdote. Da fahren Sportwagenweltmeister Timo Bernhard mit einem LMP 1-Rennsportwagen (Sieger 2017 beim WEC-Lauf) und Motorsportlegende Hans-Joachim Stuck mit einem Porsche Typ 962 (zur Erinnerung: ewiger Rundenrekord von Stefan Bellof mit diesem Typ auf der Nordschleife) langsam um die Nordschleife und Super-Bike Weltmeister Carlos Checa bewegt eine 215 PS starke Ducati (stärktes Serienmotorrad) um den Ring. Und dann gab es noch viele kleine Rennen, teilweise auch nur um den Grand Prix Kurs. Ja und die Fans an der Nordschleife, das ist allein schon eine Gaudi.

Dreimal Porsche in Front
Die schnellsten 30 Rennwagen dürfen im sogenannten Top-30-Qualifaying um die besten Startplätze fahren. Hier eroberten die „Porsche-Kundenautos“ (eigentlich handelt es sich bei Manthey um verkappte Werksautos) eine Dreifach-Pole. Laurens Vanthoor fuhr im Porsche 911 GT3 R mit einer Fabelzeit von 8:09.105 Minuten auf die Pole-Position. Der Belgier vom Team Manthey-Racing erzielte mit der Startnummer 911 in seinem zweiten Umlauf die absolute Bestzeit.

Sven Müller (Falken Motorsports) belegte mit seinem Neunelfer Nummer 44 nach einer fantastischen Runde den zweiten Rang. Norbert Siedler (Startnummer 31) sicherte seinem Frikadelli Racing Team Startplatz drei und machte damit den Dreifach-Triumph von Porsche beim Top-30-Qualifying perfekt. Der spätere Sieger, der zweite Manthey-Porsche mit der Startnummer 912, stand auf dem sechsten Startplatz. Aber das Rennen dauert ja 24 Stunden und da ist die Pole nicht unbedingt für den Sieg ausschlaggebend – aber fürs Prestige ist es schon gut, wenn man ganz vorne steht.

Manthey-Porsche gewinnt knapp
Das 46. ADAC Zurich 24h-Rennen ist mit einem 90-minütigen Schlussakkord zu Ende gegangen: Nach einer rund zweistündigen Nebelunterbrechung am Sonntagmittag feierte der Manthey-Porsche mit der Startnummer 912 in einem spektakulären Sprint-Duell mit dem Black-Falcon-Mercedes Nr.4 den Rekordsieg beim größten Autorennen der Welt. Allein diese beiden Fahrzeuge waren nach dem Restart um 13:59 Uhr noch in einer Runde und lieferten sich vor 210.000 Zuschauern einen verbissenen Kampf, den letztlich der Franzose Fred Makowiecki für Manthey entschied. Für das Team aus Meuspath direkt an der Nordschleife ist es der erste 24h-Erfolg seit 2011 und der sechste insgesamt, womit die Truppe um Teamgründer Olaf Manthey jetzt alleiniger Rekordgewinner ist. Für Porsche war es der zwölfte Triumph.

Risiken – Unfälle verliefen glimpflich
Es gab zahlreiche Unfälle, die allesamt ohne größere Personenschäden abliefen. Man versucht seitens der Veranstalter, das Risiko zu minimieren, aber Motorsport ohne Risiken gibt es nicht – Motorsport bleibt gefährlich.

Das Hauptproblem liegt darin, dass Fahrzeuge mit einem Geschwindigkeitsunterschied von etwa 100 km/h auf der engen Nordschleife unterwegs sind. Jeder kämpft um den Sieg, der eine mit einem leistungsstarken GT3-Rennwagen um den Klassensieg und der andere mit einem VW Golf um den Sieg in seiner Klasse. Zwar führen die schnelleren Rennwagen ein blaues Licht als Erkennungsmerkmal an der Frontscheibe mit, damit der langsamere Rennwagen Platz macht – aber der langsamere guckt ja nicht immer in den Rückspiegel. Peinlich genau wird darauf geachtet, dass bei Unfällen die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten wird. Die Kontrolle erfolgt über GPS und wer zu schnell ist, bekommt eine Zeitstrafe.

Ein Motorsportwochenende, bei dem Freude aufkommt. Ob kleine Kinder oder der 83jährige Senior – alle haben Ihren Spaß. Also auf zum Nürburgring im nächsten Jahr, dann wird das größte Autorennen der Welt vom 20.bis zum 23. Juni stattfinden. Ein Besuch lohnt sich.

Klaus Ridder