//VdM-Kollegen eroberten im Helikopter-Testflug die Luft

VdM-Kollegen eroberten im Helikopter-Testflug die Luft

Besuch des VdM-Regionalkreis West im Hangar bei der ADAC-Flugrettung in Sankt Augustin

Regionalkreisleiter Klaus Ridder hatte eingeladen und zwölf Mitglieder des VdM trafen sich Ende Oktober bei der ADAC-Luftrettung am Flughafen Bonn-Hangelar in Sankt Augustin. Schon von weitem sieht man bei der Anfahrt auf das Firmengelände auch die auf dem Flugfeld stehenden Rettungshubschrauber, über die es bei dem Termin vorrangig ging. Empfangen wurden die VdM-Kollegen von Gastgeber Thomas Hütsch, dem Geschäftsführer der ADAC HEMS Academy GmbH (AHA) sowie der ADAC Luftfahrt Technik GmbH (ALT). Der in der Luft- und Raumfahrttechnik ausgebildete Ingenieur leitet die beiden Geschäftsbereiche des ADAC seit zehn Jahren und ist für 150 Mitarbeiter verantwortlich.

Nach einem kurzen historischen Überblick über die Entwicklung des ADAC, der bereits 1903 in Stuttgart gegründet wurde und mit über 20 Mio. Mitgliedern heute der größte europäische Automobilclub ist, gab der Gastgeber einen Einblick in die zahlreichen Aktivitäten des Vereins. Bekannt ist jedem sicherlich die Pannenhilfe des ADAC – auch bekannt als „gelber Engel“, die bei einem platten Reifen, einem Batterieausfall oder Problem mit der Elektrik weiterhilft, und zwar allen, die damit Probleme haben – also auch Nichtmitgliedern des Vereins. Zu den Kernkompetenzen des ADAC zählen aber auch die Luftrettung, der Verbraucher- und der Versicherungsschutz. Daneben bietet er seinen Mitgliedern mehr als 360 verschiedene Leistungen – von der Mobilitätsgarantie über Rechtsberatungen und Reiseplanungen bis hin zum Bootsführerschein. Weniger bekannt ist da schon, dass auch die Luftrettung seit über 40 Jahren dazugehört.

Die Rettung aus der Luft ist entscheidend für das Überleben der Patienten
Bereits 1970 wurde der erste zivile und ständig einsatzbereite Rettungshubschrauber „Christoph 1“ in München in den Dienst gestellt. Die ADAC-Luftrettung ist eine gemeinnützig anerkannte Gesellschaft zur Förderung der Luftrettung und zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und ein in Europa zugelassenes Luftfahrtunternehmen. Im Notfall wird jedem Verunglückten oder Erkrankten geholfen, nicht nur den Mitgliedern. Heute gehören 50 Hubschrauber und 38 Luftrettungsstationen sowie über 190 Mitarbeiter auf den Stationen und in der Verwaltung zur ADAC-Luftrettung. Jährlich werden 47.000 Patienten versorgt und mehr als 52.000 Einsätze geflogen. „Dabei ist der Zeitfaktor entscheidend für das Überleben und die Rekonvaleszenz der Patienten“, erklärt Thomas Hütsch. Die örtlichen Rettungsleitstellen disponieren nach Eingang des Notrufs das entsprechende Rettungsmittel. Ob der Transport dabei im Rettungswagen oder im Hubschrauber erfolgt, hängt von mehreren Faktoren ab. Der Zeitfaktor sowie der Zustand des Patienten spielen bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle. Der Hubschrauber ist dabei häufig der schnellste Notarztzubringer.

Doch wer hätte gedacht, dass nicht Verkehrsunfälle, sondern internistische Notfälle mit rund 49 Prozent nach wie vor ausschlaggebender Anforderungsgrund für den Hubschrauber sind? Gefolgt von Freizeitunfällen, zu denen auch die im Haushalt gehören, und neurologischen Unfällen. Auf die Verkehrsunfälle entfallen rund 10 Prozent. Unterschieden wird in der ADAC-Luftrettung zwischen Hubschraubern für die klassische Primärrettung und den Tag-/Nacht-Transport in die nächstgelegene geeignete Klinik und Hubschraubern für den Intensivtransport, die Berg- und die Seerettung. Rettungshubschrauber sind immer mit einem Notarzt besetzt – zur Crew gehört neben dem Pilot auch ein Rettungsassistent. Dabei werden die Luftrettungseinsätze in Deutschland in der Regel von der Krankenkasse des Patienten bezahlt. Doch das Einsatzentgelt der Kassen ist nicht kostendeckend. Alle Defizite müssen durch den Betreiber kompensiert werden. Beides kostet natürlich entsprechend: Seit Bestehen der Luftrettung sind beim ADAC allein rund 285 Mio. Euro Gesamtaufwand dafür angefallen.

VdM-Kollegen erobern die Luft: Der Flugsimulator macht es möglich
Nach der theoretischen Einführung konnten sich die Kollegen beim anschließenden Rundgang durch das Trainings- und Simulations-Center der ADAC HEMS Academy davon überzeugen, dass sich hinter der grauen Fassade des Gebäudes an der Richthofenstraße 142 Technik pur verbirgt. Eröffnet wurde das Trainings-Center, das heute über drei Flugsimulatoren verfügt, bereits Mitte 2009. Einer der Simulatoren gilt als weltweit einzigartig, der dritte und neueste wartet dank der langsamen Mühlen der behördlichen Genehmigung auf seine Inbetriebnahme – was bei einem Investment von 17 Mio. Euro natürlich mit jedem Tag Verzögerung ärgerlich für den ADAC ist. Zweimal im Jahr finden mit den Simulatoren Sicherheitsschulungen für die Piloten statt, die natürlich auch zur Überprüfung und Übung dienen. So stellt die Academy eine integrierte Ausbildung von Piloten, Ärzten und Rettungsassistenten in simulierten, realitätsnahen Szenarien sicher. „Das ist ein weltweit einzigartiges Konzept“, erklärt uns der Geschäftsführer. Highlight für die VdM-Kollegen war das Angebot, in einem der Simulatoren Platz zu nehmen, um sich von der Trainings-Simulation im Hubschrauber einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Da wurden nicht nur Männerträume wahr – auch die Kolleginnen waren begeistert. Denn wer erlebt schon so einen unvergesslichen Rundflug mit bester Sicht – dank hochauflösender Projektion – über Köln?

Christoph 75 und das Kölsch Mädche müssen stets gemeinsam zum Routine-Check
Jeder Hubschrauber fliegt 500 bis 600 Stunden im Jahr und muss entsprechend gewartet werden. Jede Hubschrauberflugstunde „kostet“ rund 1,5 bis 3,5 Wartungsstunden. Technisch bedingte Ausfälle müssen in der Regel in drei Stunden behoben sein, anderenfalls muss ein Ersatzhubschrauber bereitgestellt werden. Da macht es nur Sinn, dass der ADAC in den 80er Jahren auch in die Wartung und Instandhaltung der Hubschrauberflotte einstieg. 1970 erfolgte der Umzug von Köln an den jetzigen Standort Sankt Augustin, an den Flugplatz Bonn-Hangelar. 2007 wurde die neue Zentrale der ADAC Luftfahrt Technik (ALT) in einem Hangar am Hangelarer Flugplatz eröffnet. 150 hochqualifizierte Mitarbeiter – dazu gehören viele Mechaniker und auch die neun Lehrlinge, die eine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker absolvieren – kümmern sich um den technischen Zustand und um alle Wartungsarbeiten, die nach Vorgaben der Behörden geplant, gepflegt, durchgeführt und überwacht werden müssen. Da die Sicherheit von Crew und Unfallopfern das Allerwichtigste ist, muss jedes einzelne Teil von Mechanikern regelmäßig unter die Lupe genommen werden. Selbst kleinste Verschleißerscheinungen werden entdeckt.

Dass die Unfallinstandsetzung und Reparatur genauso zu den Wartungsarbeiten beim ADAC gehören, davon konnten sich die Besucher beim Rundgang durch die Wartungshalle überzeugen. Denn die Hubschrauber des ADAC standen in Reih und Glied, zum Teil noch mit Hebebühnen oder Wartungsgerüsten versehen oder gar ohne Rotorblätter. Dazu zählten Christoph 75 und das Kölsch Mädche, die sich als ein und derselbe Rettungshubschrauber erwiesen. Humor und Lokalkolorit haben sie eben auch beim ADAC.

Was reizt den Gastgeber denn an seinem Job? Darauf hat der natürlich eine Antwort: „Ein Teil der Luftrettung zu sein und gleichzeitig Managementaufgaben wahrnehmen zu können.“ Die Bandbreite des Aufgabengebiets ist für Thomas Hütsch besonders reizvoll – dazu zählen alle Themen querbeet durch die Luftfahrt. „Wenn wir die Piloten gut trainieren, können wir Fehler so gut wie ausschließen. Wir wollen unsere Leute gut ausbilden und so die Luftrettung unterstützen. Zwei von den insgesamt 150 Rettungspiloten sind Frauen. Das könnten ruhig noch ein paar mehr sein“, resümiert der Geschäftsführer bei der Frage danach. Die VdM-Kollegen waren sich nach dem Rundgang einig, dass sie lange keinen so interessanten Termin hatten.

Text und Fotos: Astrid Schafmeister