//Zeppelin – neue Ära seit über 25 Jahren: Wiedergeburt der legendären Luftschiffe

Zeppelin – neue Ära seit über 25 Jahren: Wiedergeburt der legendären Luftschiffe

Seit Jahrtausenden ist es ein Wunsch der Menschen, wie die Vögel fliegen zu können. Viele Versuche scheiterten. Der erst missglückte Flugversuch wird in der griechischen Sage Ikarus zugeschrieben, dessen in Wachs fixierten Flügel bei Annäherung an die Sonne schmolzen und zum Absturz und Tod des Knaben führten. In der Zeit nach Erfindung der Verbrennungsmotoren wurde der Menschheitstraum schließlich verwirklicht. Flugzeuge und Luftschiffe eroberten die Welt.

Unter den Luftschiffen war es eine Erfindung des Grafen Zeppelin aus Friedrichshafen am Bodensee, die weltberühmt und sogar nach dem Erfinder benannt wurde. Man sprach nur noch vom Zeppelin. Ein jähes Ende fand die Ära 1937, als ein Zeppelin mit dem Namen Hindenburg im amerikanischen Lakehurst in Flammen aufging. Doch es gibt wieder Zeppeline: Vor etwa 40 Jahren wurden die neuen Zeppeline entwickelt und sie begeistern die Menschen bei Rundflügen über Deutschland,

Teurer Spaß

Man sieht sie schon mal über dem Bodensee, im Bonner und Kölner Raum oder auch über dem Ruhrgebiet, die Zeppeline. Dann überlegt man sich, damit zu fliegen. Doch spätestens, wenn man googelt und auf die Homepage der Zeppelin Reederei kommt und sich die Preise anschaut, dann erschreckt man sich: 470 Euro kostet ein 45-minütiger Flug vom Flughafen Hangelar in Sankt Augustin zum nahegelegenen  „Siebengebirge“ und zum Kölner Dom sind für 60 Minuten 590 Euro zu zahlen. Ein Flug über den Bodensee, von Friedrichshafen ausgehend, kostet 320 Euro. Der teuerste Flug geht zum Rheinfall bei Schaffhausen für 1060 Euro. Nimmt man die Liebste noch mit, dann ist man das Doppelte los. Aber es lohnt sich! Vielleicht hat man ja auch mal einen runden Geburtstag oder ein Ehe-Jubiläum – dann kann man sich so etwas schon mal schenken lassen.

Immer wieder Absagen

So ein Zeppelin kann wetterbedingt nicht immer fliegen. Er kann bei schlechtem Wetter, oder stärkerem Wind nicht starten. Das muss man als Fluggast mit einkalkulieren. Dreimal sind wir zum Flughafen Hangelar gefahren, um dann zu erfahren, dass der Zeppelin nicht starten kann. Beim letzten Mal bekamen wir die Absage per Telefon, weil ein Tiefdruckgebiet im Anmarsch war.

Eine Stunde vor dem Abflug gab es die Flug-Tickets nach Vorlage des Personalausweises. Es folgte eine Sicherheitseinweisung. Zwei Tage vor dem Abflug wurde ich angerufen und wir mussten unser Gewicht angeben. Das lag unter 140 kg und so war eine Voraussetzung für den Flug erfüllt. Auch eine schwerere Gehbehinderung hätte zum Ausschluss von dem Flug geführt. Festes Schuhwerk wurde gefordert.

Abflug und besonderes Flugerlebnis

Die Anzahl der Passagiere beträgt maximal 13. Mit einem Bus ging es weit hinaus auf das Flugfeld. Dort stand einsam eine Flugtreppe. Wir warteten. Dann erschien aus Richtung Bonn ein kleiner Punkt am Horizont, der immer größer wurde und auf uns zuflog. Etwas aufgeregt war ich schon.

Motorgeräusche wurden immer lauter, bis dann der Zeppelin am Boden war und wir uns kaum verständigen konnten. Praktisch schwebte das riesige 75 Meter lange Ungetüm etwas oberhalb des Flughafenrasens. Passagiere stiegen aus, aber immer nur zwei und aus der Gruppe stiegen auch immer nur jeweils zwei Passagiere ein – aus Gründen des Gleichgewichts. Sonst wäre der Zeppelin durch den Auftrieb nach oben „abgehauen“.

Der Einstieg war nicht ganz einfach, weil der Zeppelin sich bewegte. Deshalb auch die Forderung nach festem Schuhwerk und keine schwere Gehbehinderung. Jeder Passagier hatte einen Fensterplatz. Sogar eine Toilette war an Bord. Zwei Fenster konnten zum Fotografieren geöffnet werden. Begrüßung durch die beiden Piloten. Anschnallen auf den lederbezogenen Sitzen. Langsam ging es nach oben. Mit 70 km/h ging es in eine Höhe von etwa 300 m in Richtung Rhein, Bonn und Siebengebirge.

Von oben siehts anders aus

Unter uns die A59, wenig Verkehr. Dann kam schon der Rhein, die Rheinbrücke der A465 mit dem Container-Terminal und das blaue Römer-Bad südlich der Autobahn mit den Wohnhochhäusern und der Seniorenresidenz „Augustinum“ dahinter. Die Sicht war etwas diesig, kein gutes Fotolicht. Fotografieren konnte man auch durch zwei kleine Fenster. Aber aufgepasst, die Kamera gut festhalten. Was aus dem Fenster fällt, kann man nicht mehr aufheben.

Die Ereignisse mit dem Blick auf die Bonner Stadt überschlugen sich förmlich. Aufgefallen ist mir sofort die Ewig-Baustelle der Beethovenhallte. Hier hatten wir oft gefeiert – und nun? Das ehemalige Regierungsviertel mit dem Langen Eugen und oben ein Blick auf das blaue UN-Symbol. Gleich daneben von oben zu sehen der 162 m hohe Posttower. Schon dann die Parklandschaft der Rheinaue. Sogar der kaputte Rasen von den letzten Partys (Rhein in Flammen?) war zu erkennen. Ein Blick auf Bundesverkehrsministerium erinnerte mich an meine frühere Arbeitsstelle. Dann Königswinter unterhalb des Siebengebirges mit dem Drachenfels und dem Schloss Drachenburg – praktisch auf Augenhöhe zu sehen. Auf dem Rhein die fast leere Fähre von Königswinter nach Bad Godesberg.

Schon bald war der Wendepunkt des Fluges etwas südlich des Siebengebirges und der Bad Honnefer Innenstadt erreicht. Blick auf die Altstadt mit dem modernen Rathauskomplex. Danach Weinberge unterhalb des Drachenfelsens. Im Nu war der 45minütige Rundflug beendet. Landeanflug und unten wartete schon das Bodenpersonal.

Neue Technologie (NT)

Der Zeppelin NT ist weit mehr als nur ein „Hingucker“ am Himmel: Es ist weltweit der einzige Luftschiff-Typ, der eine starre Innenstruktur besitzt. Damit unterscheidet sich der Zeppelin von einem Blimp (Prallluftschiff) – mit der Entwicklung des Zeppelin NT wurde ein neues Bauprinzip für Luftschiffe konzipiert. Am 18. September 1997 stieg der Zeppelin NT zu seinem Jungfernflug in Friedrichshafen auf. Das Medieninteresse war gewaltig – die Berichterstattung erfolgte weltweit. Der Mythos Zeppelin wurde erfolgreich wiederbelebt. Bis auf die äußere Form allerdings hat der Zeppelin NT nichts mehr mit seinen Vorgängern gemein. Denn heute verbindet die ZLT Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co KG die Erfahrungswerte aus der Geschichte mit modernster Technik.

Die starre Konstruktion des Zeppelins ist dreiecksförmig und besteht aus Aluminium- und Kohlefaser-Fachwerk. Mit etwa 1.100 Kilogramm ist die Struktur des Zeppelin NT ein echtes Leichtgewicht. Den Auftrieb liefert unbrennbares Helium, umschlossen von einem extrem reißfesten Hüllenmaterial. Ein innovatives Antriebskonzept mit schwenkbaren Propellern und modernste Avionik mit „Fly-by-Wire“-Flugsteuerung erlauben den Piloten Manöver, ähnlich wie bei einem Hubschrauber. Praktisch wird das Luftschiff durch Bewegen der seitlich angebrachten Flugmotoren/Propeller manövriert.

Flugdauer maximal 22 Stunden. Maximale Reichweite etwa 1000 km. Höchstgeschwindigkeit 125 km/h. Zuladegewicht 1900 kg. Maximale Flughöhe 3000m. Durchmesser gemittelt 18 Meter.

Text und Fotos: Klaus Ridder