//Die Probleme der Fußgänger

Die Probleme der Fußgänger

Zu Fuß gehen ist die älteste und gesündeste Möglichkeit, von A nach B zu gelangen, und doch „hängt der Fußverkehr hinterher“, er sei weder von der Politik noch von der Wissenschaft in den vergangenen Jahren ausreichend beachtet worden, sagte der Verkehrsökologe Jochen Eckart, Professor an der Hochschule Karlsruhe, in einem Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk. Eckart forscht zu integrierter Stadt-, Verkehrs- und Umweltplanung und vermutet, dass der Fußverkehr deshalb lange nicht im Fokus stand, „weil er zu selbstverständlich ist“.

Trotz Auto und Motorrad, Fahrrad und E-Scooter: Immerhin ist jeder fünfte Verkehrsteilnehmer zu Fuß unterwegs. Doch wer auf des Schusters Rappen zu seinem Ziel kommen will, hat es oft nicht leicht. In den Städten sind die Bürgersteige oft zu schmal, zudem zugeparkt oder zugestellt, so dass Eltern mit Kinderwagen den geschützten Gehweg verlassen müssen, wenn sie weiterkommen wollen. Mobilitätseingeschränkten Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl ergeht es nicht anders.

Ein relativ neues Ärgernis stellen die E-Scooter dar, wie eine repräsentative Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) bestätigte. Demnach fühlt sich mehr als jeder zweite Fußgänger in den Großstädten von den Stehrollern beeinträchtigt. Betrachtet man das Umfrageergebnis für ganz Deutschland sind es jedoch nicht mehr die E-Scooter, die den Fußgängern das Leben hauptsächlich erschweren, sondern die Fahrradfahrer, die von 53 Prozent aller Umfrageteilnehmer als problematisch für den Fußverkehr empfunden werden. Da verwundert es nicht, dass eine klare Mehrheit von 56 Prozent der Befragten getrennte Geh- und Radwege für „besonders wichtig“ erachten.

Es werden aber auch andere Verbesserungen angemahnt. Jeweils um die 40 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen eine gute Beleuchtung der Gehwege und die Beseitigung von Sichthindernissen an Querungen als relevant zur Verbesserung der Fußgängersicherheit an. Mit den Wartezeiten bei Rot an den Fußgängerampeln sind der Umfrage zufolge die meisten Fußgänger überraschenderweise einverstanden, lediglich jeder vierte plädiert für längere Grünphasen. Auch die heiß diskutierten Tempo-30-Zonen kommen in der repräsentativen DVR-Befragung nicht so gut weg: Lediglich ein Viertel wünscht sich innerorts mehr solcher geschwindigkeitsreduzierten Bereiche.

Die DVR-Untersuchung zeigt auch, dass sich junge Menschen unter 30 Jahren als Fußgänger deutlich sicherer im Straßenverkehr wähnen als ältere Menschen über 60 Jahren. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Altersgruppen: Wer an einer vielbefahrenen Straße auf eine Lücke im Autoverkehr wartet, um über die Straße zu kommen, braucht gute Nerven. Gut 60 Prozent der Befragten erleben diese Situation als „besonders gefährlich“.

Beate M. Glaser (kb)
Foto: Pixabay