Kreisverkehr fand man in den Jahren nach dem Weltkrieg häufiger im deutschen Straßenbild. In der Zeit danach geriet der Kreisel jedoch aus dem Blick der Straßenbauingenieure und wurde erst wieder in den 1990er Jahre als Alternative zu herkömmlichen Kreuzungen entdeckt. Er steht vor allem für mehr Sicherheit, aber auch für weniger Staus im Vergleich zu einer klassischen Kreuzung. Ein ungelöstes Problem ist allerdings, wie Autoverkehr, Radfahrer und Fußgänger im Kreisverkehr ohne gegenseitige Gefährdung ihre Wege kreuzen können.
Der allererste Kreisverkehr wurde hierzulande um das Jahr 1899 angelegt, und zwar in Görlitz in der Oberlausitz. Im Vergleich zu Frankreich, Italien oder Spanien sind heute in Deutschland sehr viel weniger Kreisel anzutreffen. Ein Grund dafür ist der große Platzbedarf, der im ohnehin dichtbebauten Straßennetz vor allem in der Stadt fehlt.
Inzwischen wird das Konzept eines sogenannten Turbo-Kreisverkehrs verfolgt. Die Besonderheit ist, dass Autofahrerinnen und -fahrer bereits vor dem Einfahren in das Rund die Fahrspur wählen müssen, die sie dann zur gewünschten Ausfahrt führt. Die Autofahrer, erläutert Julian Schmitz vom Lehrstuhl für Verkehrswesen der Ruhr-Universität Bochum, würden innerhalb des Kreisverkehrs in den richtigen Fahrstreifen für ihr Fahrziel gelenkt. „Dies sorgt für einen sichereren Verkehrsablauf.“ Der Turbo-Kreisverkehr kann mehr Fahrzeuge aufnehmen als ein klassischer Kreisel, und zwar bereits in der Zufahrt. Dafür gibt es mehrere Fahrstreifen, im Kreisverkehr selbst ist dann ein Spurwechsel nicht mehr nötig.
Der Wissenschaftler will nun zusammen mit Forschern der TH Dresden unter anderem herausfinden, worauf es bei dieser speziellen Art des Kreisverkehrs ankommt, damit die Autofahrer diese Entscheidung rechtzeitig treffen und welche Informationen sie benötigen, „um sich sicher und orientiert für diese Entscheidung zu fühlen“. Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler ermitteln, wie die Zufahrten eines Turbo-Kreisverkehrs angelegt sein müssen, damit Fußgänger und Radfahrer sicher überqueren können.
Beate M. Glaser (kb)
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