Die Corona Pandemie hat auch im Veranstaltungskalender des Regionalkreises West ihre Spuren hinterlassen – zwei Jahre lang keine Veranstaltungen. So kam Freude auf, als nach der Corona-Pause wieder zu einer ersten Präsenz-Veranstaltung eingeladen werden konnte. Aber dann kam der nächste Dämpfer, viele Kollegen hatten keine Zeit oder wagten sich noch nicht unter Menschen.
Schade, sie wären nicht enttäuscht worden – vom Horch bis zum 3,25 Mill.€ teuren McLaren war alles zu sehen und wurde auch fachkundig von Gästeführer Mohammad Huschayr erklärt.
Vom Lokschuppen zu den Autos
Die Zeit der Dampfloks war in den 60iger Jahren vorbei. Sie wurden durch moderne E-Loks oder auch Dieselloks ersetzt und so war auf einmal ein riesiger Lokschuppen in Rundform frei. Dort, wo heute hinter Glasscheiben wertvolle Autos stehen, wurden einst Dampflokomotiven aufwendig gewartet. Und mit der Dampflokzeit ging auch die Ära des runden Lokschuppens zu Ende, in dem einst über ein mittiges Drehkreuz die Loks auf die einzelnen Boxen verteilt wurden. Der Lokschuppen hatte keinen Nutzwert mehr. Er wurde aber, weil er das Überbleibsel einer 130 Jahre alten besonderen Zeit war, unter Denkmalschutz gestellt. Auf der einen Seite natürlich ein Vorteil für die Nachwelt, weil ja etwas erhalten geblieben ist, auf der anderen Seite aber auch ein Nachteil, weil es schwierig war, unter Denkmalschutzbedingungen etwas brauchbares Neues zu schaffen.
Um es vorwegzunehmen – das ist den Architekten in Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden gelungen. Heute stehen dort in einem einzigartigen Ambiente Autos, die auch Geschichte geschrieben habe oder solche, die zwar neuer sind, aber in die Geschichte der Automobile eingehen werden.
McLaren für 3,25 Mill.€ war der teuerste
Dauerregen prasselte auf den Lokschuppen und Mohammad Huschyar, der die VdM-Gruppe bei einem Rundgang über das denkmalgeschützte Gebäude, über die Werkstätten und Autos informierte, war nur schwer zu verstehen. Ein wunderschön restaurierte Horch 855 Gläser Spezial Roadster, damit begann der Rundgang. An verschiedenen Porsche Modellen, angefangen von einem Typ 356 aus den 50-iger Jahren bis hin zu einem Porsche Renner vom Typ GT3 RS, wurde die Geschichte der einzigartigen Porsche-Sportwagen aus Stuttgart erklärt. Dann waren verschiedene Sportwagen aus der Ferrari-Schmiede im italienischen Maranello vorgestellt, mit der Bemerkung, dass man sich als Käufer nicht ein solches Auto direkt kaufen kann – sondern man muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um einen solch edles Auto zu erwerben. Nicht jeder bekommt einen Ferrari! Und Höhepunkt, zumindest in Sachen Autopreis, war ein schicker McLaren P1 GTR Street für 3,25 Mill. €. Nicht berühren, allenfalls nur fotografieren – solche seltenen Exponate aus der neueren Automobilgeschichte genießen halt einen besonderen Schutz.
Ja, und dann wurde noch die besondere Technik der gläsernen Garage vorgeführt. Da stehen teure Autos hinter dicken Glasscheiben über- und nebeneinander. Durch Knopfdruck wird eine Hydraulik gestartet, die es ermöglicht, die einzelnen Autos so freizubekommen, dass sie herausgefahren werden können.
Allerdings waren hier auch viele Autos zu sehen, die vollgestaubt waren. Übrigens, ein Garagenplatz kostet hier monatlich etwa 400 € – und alle Plätze waren vergeben. Hier ist zu bemerken, dass die Halle rund um die Uhr bewacht wird und besondere Einrichtungen für einen wirkungsvollen Brandschutz erhalten haben. Dazu gehört beispielsweise, dass die Decke der Halle anstelle von Holz mit Schamottsteinen eingedeckt sind, die aber aus Denkmalschutzgründen aussehen wie Holzbretter.
Ausklang mit Benzingesprächen
Zur Einrichtung gehört auch ein italienisches Restaurant, das allerdings in Kontrast zum denkmalgeschützten Lokschuppen ein modernes Ambiente erhalten hat – mit Exponaten und Bildern aus der Automobilgeschichte. Hier gab es nach zwei Jahren Pause endlich mal wieder Benzingespräche – und das tat gut.
Klaus Ridder