//Kindersitztest: Von vier Modellen wird abgeraten

Kindersitztest: Von vier Modellen wird abgeraten

Das Ergebnis des aktuellen Kindersitztests ist eine Warnung für alle Eltern, die vor der Anschaffung eines Rückhaltesystems für ihren Nachwuchs stehen. Der ADAC und sein österreichischer Partner ÖAMTC prüften dreißig neu auf den Markt gekommene Kindersitze in allen Größen und zu Preisen zwischen 70 und 700 Euro sowie von unterschiedlichen Herstellern auf Herz und Nieren, darunter befanden sich auch Babyschalen für den Vordersitz. Im Fokus der Prüfer stand in erster Linie die Sicherheit, berücksichtigt wurden aber auch Bedienungsfreundlichkeit, Ergonomie und der Schadstoffgehalt in den Sitzmaterialien.

Nur ein einziges der dreißig Produkte schloss den Test mit einem „sehr gut“ ab. Dabei handelt es sich um den „Cybex Anoris T i-Size“. 19 Sitze, darunter elf Babyschalen, wurden immerhin für „gut“ befunden. Zehn Sitze hielten den Qualitätsanforderungen nicht stand und bekamen schlechte Noten: Sechs wurden mit einem „befriedigend“ abgestraft, weitere vier fielen ganz durch.

Der Testsieger, der mit 700 Euro auch das teuerste Produkt war, überzeugte die Prüfer, weil er als einziger mit einem Airbag ausgestattet ist. Dadurch sorgt er für sehr guten Schutz beim Front- wie beim Seitencrash. Einfach zu bedienen ist er auch. Er eignet sich für Kinder, die zwischen 76 und 115 Zentimeter groß sind.

Dagegen raten die Spezialisten von ADAC und ÖAMTC vom Kauf der vier Verlierer rundweg ab. Die erfüllen zwar durchaus eine schützende Funktion bei einem Unfall. Doch es zeigte sich, dass die Bezugsstoffe der Sitze „Lionelo Antoon RWF“ und „Walser Kids Experts Noemi“ mit Flammschutzmitteln belastet sind. Die stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Auch im Material des faltbaren Sitzes „Urban Kanga Uptown Model TV107“ fanden die Tester Flammschutzmittel. Zudem bestand dieser Sitz den Seitenaufpralltest nicht.

Der vierte Sitz in der Verlierer-Reihe war mit 68 Euro der preiswerteste. Er nennt sich ausgerechnet „Kinderkraft Comfort Up“. Doch aufgepasst: Bei ihm muss für größere Kinder die Rückenstütze abgenommen werden. Dann bietet der angebliche „Comfort“-Sitz keinen sichereren Schutz bei einem Seitenaufprall.

Bei den Babyschalen achteten die Prüfer vor allem auf den einfachen Einbau, um Bedienungsfehler auszuschließen. Die können sich bei den Schalen besonders gravierend auswirken. „Unter dem Strich kam es bei den getesteten Modellen zu keinen Einbußen in Sachen Sicherheit“, vermerkte der ÖAMTC anerkennend.

Bei der Vielfalt des Angebots fällt die Auswahl nicht leicht. „Ob Gurt- oder Isofix-Befestigung, Hosenträgergurt oder Fangkörper, einteilige oder zweigeteilte Sitze, Modulsystem, drehbare oder mitwachsende Modelle, rückwärts- oder vorwärtsgerichtet – es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Kinder im Auto zu sichern“, erklären die österreichischen Experten. Und ihre Kollegen vom ADAC empfehlen: „Eltern sollten sich vor dem Kauf eines Kindersitzes genau über das Angebot informieren.“ Nicht jeder Kindersitz passe gleich gut in jedes Auto. Wichtig ist deshalb, dass man zum Kauf im Geschäft mit dem eigenen Auto fährt und den Nachwuchs mitnimmt. Nur dann können die ausgesuchten Modelle an Ort und Stelle ausprobiert und die Vorlieben von Kind und Eltern berücksichtigt werden.

Und darauf sollte geachtet werden: Der Kindersitz sollte sich einfach einbauen lassen, er muss stramm anliegen und sicher stehen. Die Gurte verlaufen möglichst geradlinig und werfen keine Falten. Nur so entfalten sie bei einem Unfall ihre volle Wirkung. Bei Babyschalen sollte man prüfen, ob die Gurtlänge am Sitz für das sichere Anschnallen der Schale ausreicht.

Beate M. Glaser (kb)