//Gläser, Dresden: Der vergessene Karossier

Gläser, Dresden: Der vergessene Karossier

Das Unternehmen Gläser Karosserie Dresden, einen der „namhaftesten europäischen Karossiers der Vorkriegszeit“ kennen heute wohl nur noch wenige Oldtimer-Enthusiasten. Auch kaum ein Dresdner weiß, „dass seinerzeit in der Stadt ein Unternehmen von Weltgeltung auch ein Stück sächsischer Automobil- und Industriegeschichte mitschrieb“, urteilt Michael Brandes. In einem reich bebilderten, großformatigen Buch zeichnet er die über 160-jährige Firmengeschichte der Gläser Karosserie nach – vom Kutschenbauer und Hoflieferant des sächsischen Königshauses, über den führenden deutschen Anbieter von Cabriolet-Karosserien und Luxuskariosserien in Einzelanfertigung bis zum DDR-Automobilbau und dem VEB Karosseriewerke Dresden (KWD), in dem unter anderem der DKW F8, der IFA F 9 und schließlich der Wartburg entstanden.

Die Quellenlage für das Buchprojekt war jedoch zunächst „sehr dünn und oft widersprüchlich“, so der Autor. Den viele der historischen Unterlagen waren beim Bombenangriff auf Dresden verbrannt oder später verloren gegangen. Umso erstaunlicher ist die Materialfülle, mit den vielen schwarz/weiß-Fotografien, mit Dokumenten, Plakaten und Konstruktionszeichnungen, die Michael Brandes zum Teil aus privaten Sammlungen zusammengetragen hat. In der Hochzeit des Unternehmens, vom Beginn des Karosseriebaus für Automobile bei Gläser 1903 bis zum zweiten Weltkrieg, entstehen zahllose Cabriolet-Karosserien in Serie auf den Chassis von Audi, DKW, Horch und Wanderer, über BMW, Ford, Maybach, Opel bis Steyr. Selbst ein Konkurs 1933 konnte die Kreativität kaum stoppen. Nach einem Neustart, an dem einer der Hauptgläubiger, die Auto Union AG, maßgeblich beteiligt war, ging es unter der Firmierung Gläserkarosserie GmbH weiter. 

Im zweiten Teil des 320 Seiten starken Bandes beschäftigt sich Autor Michael Brandes mit der Geschichte des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Ableger des Dresdner Unternehmens baute in der Oberpfalz unter anderem eine Cabrioversion des Porsche 356. Die Gläserkarossier am Stammsitz Dresen dagegen ging 1953 in den VEB Karosseriewerke Dresden auf. Die Entwicklung des Nachfolgeunternehmens beschreibt Michael Brandes ebenfalls. Am Ende des Buches berichtet er, was vom „Mythos Gläser“ heute noch zu erleben ist. Ab 2007 trafen sich Oldtimer-Fans mehrmals in Dresden zum Gläser-Karosserie-Treffen, wo jeweils bis zu 60 Fahrzeuge zusammenkamen. Schließlich werden einzelne Gläser-Fahrzeuge mit besonderer Geschichte vorgestellt.

Erschienen ist der opulente Band im kleinen Spezialverlag von Christian Suhr, der neben Peter Kirchberg auch als Mitautor zeichnet. „Gläser Karosserie Dresden“ ist nicht im Buchhandel erhältlich, sondern kann ausschließlich über die Internestseite des Verlags www.sammelsuhrium.de zum Preis von 58 Euro bestellt werden. 

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