Nur gut zwei Wochen nach seiner Frau Ute ist gestern Dr. hc. Siegfried Steiger, Träger des Goldenen Dieselrings des VdM, 92jährig in seinem heimatlichen Winnenden verstorben.
„Siegfried Steiger und seine Frau waren immer sehr gern gesehene Gäste bei VdM-Veranstaltungen. Mit ihrem Wissen, ihrer Warmherzigkeit und ihrem Humor haben sie jedes Treffen bereichert. Für uns Motorjournalistinnen und -journalisten waren sie eine stetige Quelle für Informationen rund ums Rettungswesen. Den Kontakt zu ihnen, der leider krankheitsbeding schon eine ganze Weile ausgeblieben war, werden wir jetzt noch mehr vermissen. Unser Mitgefühl gilt der Familie Steiger,“ so Werner Bicker, Vorsitzender es VdM.
Steigers Wirken in der Verkehrssicherheitsarbeit begann 1969 nach dem Unfall seines Sohnes Björn, den dieser aufgrund eines lückenhaften Rettungswesens nicht überlebte. Statt in unendliche Trauer zu verfallen initiierte das Ehepaar Steiger eine Stiftung, die Björn Steiger Stiftung, die sich fortan um eine Verbesserung der Lebensrettung kümmern sollte. Bereits 1973 erkannte der VdM die wegweisende Arbeit und zeichnete das Engagement von Siegfried Steiger für die Installation von Notruftelefonen an Straßen aus. Dazu hieß es damals in der VdM-Publikation „Der Motorjournalist“: „Der Name Siegfried Steiger steht für eine der größten Privatinitiativen, die in der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland im Kampf gegen den Verkehrstod auf unseren Straßen entwickelt worden sind.“ Weiter schrieb der Chronist in der Laudatio: „Die Dynamik, mit der Siegfried Steiger das Ziel zur Verbesserung des Rettungsdienstes verfolgte, löste eine Flut von Aktivitäten aus, die sich schon bald vom nordwürttembergischen Raum über das gesamte Bundesgebiet ausdehnte.“
Die Liste der durch Steiger ins Leben gerufenen Veränderungen, Initiativen und Errungenschaften ist lang: Initiierung der bundesweiten Notrufnummern 110/112, Aufbau von Notruftelefonen an deutschen Straßen, 24-Stunden-Notarztsystem, BOS-Sprechfunkstandard im Rettungsdienst, Schaffung der Rettungsleitstellenstruktur, Aufbau der Luftrettung unter anderem mit der Gründung der heutigen DRF Luftrettung, Handy-Ortung durch Rettungsleitstellen, die Entwicklung und Finanzierung des Babynotarztwagens sowie die Verbreitung von Laien- Defibrillatoren gegen den Herztod und vieles mehr setzte das Ehepaar Steiger durch und machte damit die Stiftung zum Motor und Schrittmacher der modernen Notfallhilfe.
Im Jahr 2010 folgte Pierre-Enric Steiger seinem Vater Siegfried als Präsident der Björn Steiger Stiftung nach. Auch heute hat sich die Stiftung dem Ziel verschrieben, die Notfallhilfe voranzubringen. Die derzeitigen Strukturen im Rettungsdienst stünden nach über 50 Jahren erneut auf dem Prüfstand. Das digitale Zeitalter sowie neue zentralere Strukturen, Vernetzungen und Standardisierungen in ihrer Gesamtheit sind die Herausforderungen der heutigen Zeit.
Hinzu kommen die noch durch Siegfried Steiger selbst mitinitiierten Projekte und Themen der Stiftung, denen sie sich auch weiterhin verpflichtet fühle. Dazu gehören die Massenverbreitung von Laien-Defibrillatoren, Schulungen in Wiederbelebung, Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für den Notfall, sicherer Transport von Frühgeborenen, Notrufsäulen an Straßen, Stränden und Badeseen. Weiterhin fordert die Stiftung unter anderem bundesweite einheitliche Qualitätsstandards für den deutschen Rettungsdienst. Städte und Gemeinden sollen den Kampf gegen den Herztod intensivieren.
Die ausführliche Darstellung seines Lebens finden Sie hier auf der Internetseite der Björn Steiger Stiftung.
(bic)
Foto: Björn Steiger Stiftung/Hans-Martin Fischer