Beim Stammtisch des VdM-Regionalkreises Südwest ging es im November um klimaneutralen Kraftstoff, der aus Stroh gewonnen wird. Der CNG-Club Stuttgart stellte zunächst Fahrzeuge vor, die mit CNG (Compressed Natural Gas) fahren können, wie zum Beispiel ein Caddy von Volkswagen. Die Fahrzeuge gehörten den CNG-Club Mitgliedern, die auch für Fragen und Gespräche bereitstanden. Nach dem praktischen Teil folgte ein Vortrag von Birgit Maria Wöber, die sich seit Ende der 90-er Jahre mit dem Thema beschäftigt und im Jahre 2000 ein Beratungsunternehmen zu Gasfahrzeugen gegründet hat. Sie ist zudem Gründungsmitglied und im Vorstand des CNG-Clubs e. V., der den Gedanken des Gasantriebs fördert.
Die Produktion von klimaneutralem Biokraftstoff erläuterte sie am Beispiel der Unternehmens Verbio aus der Nähe der Nähe von Leipzig. Der größte Produktionsstandort befindet sich in Schwedt an der polnischen Grenze. Verbio stellt europaweit die meisten Biokraftstoffe her, unter anderem auch Biomethan. Über diese Produktion wurden die Motorjournalisten informiert.
Wenn Stroh verrottet, entstehen Methan und andere Faulgase. Diese haben ein höheres Global Warming Potenzial (GWP) als CO2. Während CO2 ein GWP von 1 hat, liegt der Wert bei Methan bei 28. Wird also Stroh gezielt in Gärtanks zersetzt und das Gas aufgefangen, verwertet und beispielsweise in Verbrennungsmotoren zu CO2 verbrannt, verringert sich das GWP gegenüber einem in die Atmosphäre entweichenden Methan: Der GWP-Effekt wird negativ. Noch günstiger sei die Verarbeitung von Gülle. Bei einer Produktion von Methangas aus Gülle wird noch mehr GWP eingespart. Gleichzeitig entstehe im Produktionsprozess hochwertiger, günstiger Dünger.
In Italien fahren mehr als eine Million Fahrzeuge mit CNG. Fahrzeuge wie der Daily von Iveco seien in der Logistik gefragt. In Norditalien verwende eine große Winzergenossenschaft die Reste der Weinherstellung, wie den Trester, für die Herstellung von Biogas. Wichtig sei, dass der Kraftstoff Methan nicht mehr als fossiles Erdgas genutzt würde, sondern als ein reines 100-prozentiges Biogas darstellbar ist. Ein weiterer Vorteil sei der Preis. Die Menge des so produzierte CNG die einem Liter flüssigen Kraftstoff entspricht koste weniger als 80 Cent.
Ohne Nachteile für die Nahrungsmittelproduktion können allein aus überschüssigem Rest-Stroh jährlich 10 Millionen Pkw betrieben werden oder 200.000 Lkw. Daraus ergeben sich eine Reihe positiver Effekte:
- Die Menschen müssen sich nicht stark umstellen.
- Verbrennungsmotoren können klimaneutral betrieben werden.
- Der Abfall wie Stroh und Gülle werden entsorgt und gleichzeitig entstünde Kraftstoff und Dünger -> Der Dünger bleibt in der Kreislaufwirtschaft und muss nicht importiert werden!
- Ein weiterer positiver Effekt sei, dass der Kraftstoff in Deutschland produziert werde und somit Arbeitsplätze schafft.
Text: Gottfried Weitbrecht
Titelfoto: Verbio Bioraffinerie in Schwedt/Oder, Foto: (Verbio)